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US-Amerikanische und Israelische Juden – ein Doppelportrait

Ende September 2016 hat das PEW-Forschungszentrum eine Umfrage publiziert, bei der sowohl in den USA wie in Israel in der erwachsenen, jüdischen Bevölkerung nach zentralen Themen und Lebensgewohnheiten gefragt wurde. Neben einer großen Verbundenheit sind die jeweiligen Perspektiven sehr differenziert. Die Unterschiede könnten teilweise kaum größer sein.

Falls man Jude ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass man entweder in Israel oder in den USA lebt. Rund 80 Prozent aller Juden in der Welt leben in diesen beiden Staaten, mit jeweils rund 6 Millionen Zugehörigen.

Auch in Israel selber verstehen sich 81 Prozent der Bevölkerung als Juden – in einer religiös gespaltenen Gesellschaft. 19 Prozent der Bevölkerung Israels sind Muslime sowie Drusen oder gehören zu anderen kleineren Religionsgemeinschaften.

Zwischen den Juden in den USA und in Israel besteht zwar einerseits eine große Verbundenheit, andererseits aber große Unterschiede in den Wahrnehmungen und Gepflogenheiten.

Auf die Frage, wo sie die größten, längerfristigen Probleme sehen, antworten die Juden in Israel – angesichts der hohen Lebenskosten und der Wohnungsknappheit in Tel Aviv und anderen Städten – dass es ökonomische Fragen seien, während die Juden in den USA dazu keinen Zugang haben.

Sie sehen, mit großer Mehrheit (66 Prozent) die Probleme für Israel in Sicherheitsfragen und Terrorismus, was die Juden in Israel zwar auch als Problem sehen, aber gleichgewichtig (38 Prozent) zu den ökonomischen Problemen.

Auch in der politisch umstrittensten Frage einer Zwei-Staaten-Lösung und einer Koexistenz von Israel und einem unabhängigen Palästina, meinen die Juden in den USA mit großer Mehrheit (61 Prozent), dass so eine friedliche Koexistenz möglich sei, während nur weniger als die Hälfte (43 Prozent) der Juden Israels dem zustimmen. Dabei sind die Juden Israels in zwei Lager aufgespalten: Ebenso viele wie die Zwei-Staaten-Lösung für möglich halten (43 Prozent) sind es 42 Prozent, die der Meinung sind, dass die jüdischen Siedlungen in der Westbank gut für die Sicherheit von Israel seien.

Im Gegensatz dazu sind die Hälfte der Juden in den USA der Meinung, dass die USA Israel zu wenig unterstützen würde – das wäre allerdings mehr Unterstützung in Richtung einer Zwei-Staaten-Lösung – während nur ein Drittel der Juden in Israel eine mangelnde Unterstützung durch die USA wahrnehmen.

Diese Unterschiedlichkeit in der Sichtweise und Bewertung verbindet sich mit den Unterschieden in einer politischen Links-Rechts-Einstufung, bei der sich nur 8 Prozent der Juden in Israel als „links“ einstufen, während die Hälfte der Juden in den USA (48 Prozent) sich dem entsprechenden „Liberal“ zuordnen.

Diese unterschiedlichen Sichtweisen und Zuordnungen spiegeln sich auch in der alltäglichen Beachtung von jüdischen Religionsgeboten, die von den Juden in den USA erheblich liberaler gehandhabt werden als in Israel selber.

Der größte Unterschied besteht zwischen der Beachtung einer koscheren Ernährung (63 vs. 22 Prozent) was dem entspricht, dass die Mehrheit der Juden in den USA (16 vs. 57 Prozent) angeben, Schweinefleisch zu essen. Nur für jeweilige Minderheiten (30 vs. 26) ist die Religion im Leben sehr wichtig, was dem entspricht, wie häufig Synagogen besucht werden (27 vs. 11).

Die Einschätzung, dass die Juden in den USA – nach US-Amerikanischen Einstufungen – eher als liberale Demokraten zu sehen sind und die Juden in Israel eher als konservative Republikaner, entspricht in den USA, dass von den 20 jüdischen Mitgliedern des neu zusammengetretenen Kongress  zwei Republikaner sind und 18 bei den Demokraten.

(CF)