Weltanschauungen: Trends 2019-2024
Mit „google trends“ kann angezeigt werden, welche Themen in einem bestimmten Zeitraum nachgefragt wurden. So wird – bis zu einem Zeitraum von fünf Jahren – deutlich, wann welche Themen ihren ‚Gipfelpunkt‘ hatten und wie sie im Vergleich zu anderen nachgefragt wurden. Eine Möglichkeit, die eigene Sichtweise von Wichtigkeit zu überprüfen und gegebenenfalls gelassen zu bleiben.
1. Datenbasis
2. Einzelne Trends
3. Vergleich von Trends
4. Regionale Verbreitung
1. Datenbasis
Datenbasis sind die Häufigkeiten von Anfragen zu Themen/Begriffen bei „Google Trends“. Damit sind es erst einmal nur ebendiese Häufigkeiten dieser Anfragen, aber angesichts der Tatsache, dass Google mit 79 Prozent Marktanteil die größte Suchmaschine darstellt und für Viele diese Suchanfragen Indikator für ein Weltbild und seine Fragen sind, also ein Zugang zur Realität, haben sie zumindest eine hohe Plausibilität über die Wichtigkeit – als Häufigkeitsanfragen – von Themen.
Informationen zum Verständnis der Trenddarstellungen finden sich in „Grundlagen von Google-Trends“. Die Angaben von 0 bis 100 sind keine absoluten Zahlenangaben von Häufigkeiten, sondern relative Häufigkeiten mit Bezug zur höchsten Nachfrage (= 100). Aspekte der Häufigkeit werden aber dargestellt, wenn man zwei Themen vergleicht und sich daraus ergibt, welches Thema um wie viel häufiger nachgefragt wird.
Ausgewertet wurden Daten aus den vergangenen Jahren (2019/2020 - 2024). Damit wird die Betrachtung „Der „Rhythmus“ von Weltanschauungen“ (2012 – 2017) fortgesetzt.
2. Einzelne Trends
Wie die Häufigkeiten gezählt werden, sei an zwei einfachen Beispielen dargestellt, den Themen „Schwangerschaftsabbruch“ sowie „Hedwigskathedrale“.
Die Anfragen zum Thema „Schwangerschaftsabbruch“ zeigen – neben einer Zeitleiste beständiger Anfragen - einen herausragenden ‚Gipfelpunkt‘, die Woche vom 26. Juni – 02. Juli 2022.
In dieser Woche hieß es am 24.06.2022 in den Nachrichten: „Bundestag beschließt Aufhebung des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche“, was zu entsprechend hohen Anfragen für weitere Informationen führte.
Einen noch ausgeprägteren ‚Gipfelpunkt‘ hat das Thema „Hedwigskathedrale“. Am 24.11.2024 wird – nach sechsjähriger Renovierung – die Hedwigskathedrale wieder geöffnet und die mediale Berichterstattung ist dabei - der Gipfelpunkt in der Woche vom 24.-30.11.2014. In der Zeit davor gibt es nur relativ wenige Anfragen.
Themen wie „Humanismus“ oder „Atheismus“ sind über die Jahre beständig nachgefragt, ohne einen offensichtlichen ‚Rhythmus‘.
Bei den Themen „Christentum“ und „Islam“ ist es ähnlich, aber es lassen sich ‚Zyklen‘ von wiederkehrenden ansteigenden Anfragen feststellen. Für das Thema „Christentum“ sind es – über die Jahre - jeweilig erhöhte Anfragen Mitte Februar (Karneval/Rosenmontag/Aschermittwoch?).
Für das Thema „Islam“ sind es die jeweiligen Zeiten des Ramadan, der Ende April-Mai bzw. März-April beginnt.
3. Vergleich von Trends
Für die Einschätzung von „Mehr oder weniger?“ folgt die Frage: „Als was?“, d. h. der Vergleich der Häufigkeiten eines Themas mit einem anderen.
Ein Vergleich von “Säkularisierung“ mit „Humanismus“ zeigt insgesamt eine recht parallele Abfragehäufigkeit beider Begriffe. Nur im Januar 2022 gibt einen ‚Ausnahme-Gipfelpunkt‘ bei der Säkularisierung. Es ist der Zeitraum des Ausblicks auf das Jahr 2022: „Soziologe Pollack: 2022 nimmt Entkirchlichung Fahrt auf“.
Was hier in etwa gleichen Größenordnungen verbleibt, verändert sich, wenn man verschiedene Sphären von Weltanschauungen vergleicht.
Im Vergleich von „Humanismus“ mit „Kirche“ tritt der Humanismus nicht mehr in Erscheinung:
Im Vergleich der Häufigkeit von Fragen nach „Religion“ bzw. „“Atheismus“ tritt der „Atheismus“ nicht mehr in Erscheinung:
Ähnliches gilt für den Vergleich der Fragehäufigkeit nach „Islam“ bzw. „Christentum“. Der Islam wird deutlich häufiger nachgefragt als das Christentum:
Unterschiede gibt es auch, wenn man die Fragehäufigkeit von zwei Personen abfragt, die der katholischen Kirche in Deutschland ‚ein Gesicht‘ geben: Kardinal Marx und Kardinal Woelki.
Die meisten Fragen zu Kardinal Marx wurden in der Woche vom 30.05-01.06.2021 gestellt – es war das Thema: „Papst Franziskus lehnt Amtsverzicht von Kardinal Marx ab“. Die häufigsten Fragen nach Kardinal Woelki wurden vom 02.-08. Juli 2023 gestellt, als es Hausbesuch durch die Polizei gab und ein „Kesseltreiben gegen Kardinal Woelki“.
Daneben ist bemerkenswert, aber verständlich, dass die Fragen zu Kardinal Marx in Bayern ausgeprägter sind und für Kardinal Woelki in Nordrhein-Westfalen.
Diese unterschiedlichen Häufigkeiten von Fragen, d. h. Wichtigkeiten von Themen bzw. Personen in einem regionalen Zusammenhang, zeigen sich auch in den Darstellungen zu den Nachfragen von Themen in den Bundesländern.
4. Regionale Verbreitung
Auch wenn die Medien mit nationaler Verbreitung ein Thema deutschlandweit berichten, ist die Resonanz ‚regional‘ durchaus unterschiedlich. Ein paar Beispiele:
In den meisten dieser weltanschaulich/religiösen Fragen zeigt sich ein West-Ost-Unterschied. Das ist verständlich, denn warum sollen sich die Menschen in den ‚entkirchlichten‘ östlichen Bundesländern um Kirchenaustritte, Kirchensteuern oder gar um die Höhe der Kirchensteuern kümmern, es ist für die meisten ohne Belang. Mit den regionalen Anteilen zu dieser Frage, ließe sich durchaus eine Übersicht zum Anteil der Kirchenmitglieder erstellen.
Das gilt auch für Religion generell, den Religionsunterricht und auch für den sexuellen Missbrauch in der römischen-katholischen Kirche.
Besonders deutlich wird es an den regionalen Häufigkeiten für einen ‚umstrittenen‘ Funktionsträger der römisch-katholischen Kirche, Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln. In NRW gehen die Anfragen hinsichtlich seiner Person auf „100“, im Saarland „59“ und im Rheinland auf „50“. In Hamburg und in Bayern sind es „28“ und in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern „0“. Warum sollten sich die Menschen dort für dieses innerkirchliche Thema interessieren?
Entsprechend ist es für Fragen zur „St. Hedwigskathedrale“ in Berlin. Setzt man die Fragen in Berlin auf „100“, so sind es im umliegenden Brandenburg noch dazu relative „34“ und in allen anderen Bundesländern unter „10“, sogar im katholischen Saarland sind es „0“.
Nur eines dieser (ausgewählten) Themen erreicht in allen Bundesländern eine hohe Nachfragenverteilung, das Thema der „Säkularisierung“. Es erreicht einen Durchschnittswert von „84“.
Carsten Frerk