EKiR: Mitgliederentwicklung 2023
Zur Synode 2024 hat die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) diverse Zahlen bis 2023 vorgelegt, aus denen hervorgeht, dass der Rückgang der Mitgliederzahl auch 2023 weiter fortgeschritten ist. Dieser Trend des kontinuierlichen Mitgliederrückgangs ist an sich nicht Neues – ihn gibt es seit mehreren Jahrzenten – neu ist die Geschwindigkeit, die seit 2012 überdurchschnittlich ansteigt.
Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) ist - nach den aktuellsten EKD-Zahlen für 2021 – mit rund 2,3 Mio. Gemeindemitgliedern die zweitgrößte Landeskirche (nach der Landeskirche Hannover, mit 2,4 Mio. und ähnlich groß wie die Landeskirchen Bayern mit 2,2 Mio. und Westfalen mit 2,1 Mio. Mitgliedern. Anlässlich der Synode 2024 hat die EKiR einen „Bericht für die Synode der EKiR 2024“ vorgelegt, der die aktuellsten Zahlen bis einschließlich für das Jahr 2023 enthält. Er ist damit rund zwei Jahre der EKD-Statistik voraus. Der Bericht für die Synode ist innerhalb der EKiR auch deshalb von Bedeutung, da sie sich als einzige Landeskirche der EKD als von unten nach oben organisiert versteht. So schreibt sie u. a. ausdrücklich von „Gemeindemitgliederzahlen“ anstatt von „Kirchenmitgliedern“, Aus der Vielzahl der internen Zahlen ist eine insbesondere bemerkenswert: die Veränderung der Gemeindemitgliederzahlen bis einschließlich 2023.
Auch 2023 hat sich die Verringerung der Gemeindemitgliederzahlen weiter fortgesetzt und beläuft sich auf 3,3 Prozent, obwohl für 2022 (3,0 Prozent) aufgrund der hohen Kirchenaustritte in 2022, die größte Veränderung angenommen worden war. Diese Veränderungen folgen einem Trend, der kontinuierlich ist. In einer EKiR-Übersicht für die Jahre 1985 – 2022 gibt es kein Jahr ohne Mitgliederverluste.
Ab dem Jahr 2007 belaufen sich alle Veränderungen ‚oberhalb‘ des 38-Jahre-Durchnschnitts von 0,9 Prozent pro Jahr. Im Gesamtzeitraum seit 1985 hat die EKiR bis 2022 rund 33 Prozent ihrer Gemeindemitglieder verloren.
Die geringeren Rückgänge der Jahre 1989 bis 2006 erklären sich aus dem positiven Saldo von Umzügen, d. h. den Zuzügen, die die Verringerungen verlangsamten. Nimmt man für die Frage, welche der beiden Faktoren einen größeren Einfluss auf die Mitgliederveränderung – die Taufdefizite/Sterbeüberschüsse oder die Netto-Austritte (Austritte minus Eintritte) – so zeigt sich, dass die generelle Wahrnehmung, die EKD sei in den Mitgliedern stark überaltert, für die EKiR nur (wie hier dargestellt) für die Jahre 2004 bis 2013 gilt.
Seit 2014 wird die Dominanz der Sterbeüberschüsse geringer und seit 2019 sind die Kirchenaustritte gleichauf und höher. (2020 zeigt den Sterbeüberschuss während er Coronapandemie).
Für das Jahr 2023 hat die EKiR noch keine Austrittszahlen - sie müssen von der staatlichen Statistik der Austrittsstellen bei den Amtsgerichten erst noch zugeliefert werden -, aber für 2022 und 2017 liegen aufgegliederte Austrittszahlen für die EKiR vor, z. B. nach Altersgruppen.
Der erste Eindruck, dass die Kirchenaustrittzahlen sich zwar mehr als verdoppelt haben (von 20.339 auf 44.511) aber in ihren Verteilungen weitestgehend ähnlich geblieben sind, verändert sich, wenn man die tatsächlichen Austrittszahlen in den Altersgruppen betrachtet.
Auffallend ist – im Vergleich von 2002 zu 2017 -, dass die Austrittszahlen in der Altersgruppe der 51-60-Jährigen höher sind. Während die Austrittszahlen 2022 um das 2,2-fache höher sind als 2017, ist es in dieser Altersgruppe das 2,5-fache. Eine Erklärung dafür findet sich in der weiteren Untergliederung der Altersgruppen nach Frauen / Männern.
In den Anteilen für alle Austritte zeigt sich bereits, dass die Frauen in den Altersgruppen der 41-80-Jährigen höhere Anteile haben als die Männer.
Wiederum - in der Darstellung der tatsächlichen Austrittszahlen - erklärt sich dann der deutlich höhere Anteil in der Altersgruppe der 51-60-Jährigen: es sind die Frauen in der EKiR.
Eine Hypothese dafür wäre, dass sich der immer wieder beschriebene Frauen-Männer-Unterschied, der sich 2017 ja auch noch zeigt, sich immer mehr nivelliert, da es nicht um das geschlechtliche Rollenverhalten geht (Frauen wurde früher „Küche, Kinder, Kirche“ zugeordnet), sondern um sozial-ökonomische Phänomene, der besser gewordenen formalen Ausbildung von Frauen (Anteil der Abiturientinnen / Studentinnen) und der größeren Berufstätigkeit mit eigenem Einkommen.
Eberhard Funk / Carsten Frerk