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2050: Weltweit Muslime und Christen gleichauf?

In der Welt referiert Dietrich Alexander eine Studie des PEW-Forschungszentrums (Washington/USA), wie sich - aufgrund demographischer Prozesse und religiös-kultureller Dominanz - die Anteile der Religionen bis 2050 und in einer weiteren Projektion in den nächsten 55 Jahren (bis 2070) weltweit verändern werden.

Aktuell sei das Christentum am weitesten verbreitet (mit 2,26 Mrd. Gläubige) vor dem Islam (1,57 Mrd. Gläubige) und den Hindus (900 Mio. Gläubige). 2070 würde es schließlich mehr Muslime als Christen auf der Welt geben.

Die Demografen von PEW haben unter der Leitung von Alan Coopermann sechs Jahre lang Daten und Faktoren in 234 Staaten und Regionen zusammengetragen.

Folgende Hauptergebnisse hat die PEW-Studie prognostiziert, „wenn sich die derzeitigen Trends fortsetzen, wird bis zum Jahr 2050:

  • Die Zahl der Muslime fast gleich sein wie die Zahl der Christen auf der ganzen Welt.
  • Atheisten, Agnostiker und andere Menschen, die mit einer Religion nicht verbunden sind, werden – auch wenn sich ihre Anteile in Ländern wie den Vereinigten Staaten und Frankreich erhöhen - einen rückläufigen Anteil an der Weltgesamtbevölkerung ausmachen.
  • Die globale buddhistische Bevölkerung wird etwa die gleiche Größe haben wie im Jahr 2010, während die Hindus und die jüdische Bevölkerung größer sein werden, als sie es heute sind.
  • In Europa werden die Muslime 10% der Gesamtbevölkerung ausmachen.
  • Indien wird eine hinduistische Mehrheit behalten, hat aber auch gleichzeitig die größte muslimische Bevölkerung aller Länder der Welt und übertrifft damit Indonesien.
  • In den Vereinigten Staaten wird der Anteil der Christen von mehr als drei Viertel der Bevölkerung im Jahr 2010 auf zwei Drittel im Jahr 2050 sinken, und das Judentum wird nicht mehr die größte nicht-christliche Religion sein. Muslime werden immer zahlreicher in den USA als Menschen, die sich auf der Grundlage der Religion als jüdisch identifizieren.
  • Vier von 10 Christen in der Welt werden in Afrika südlich der Sahara leben.

„Diese Projektionen berücksichtigen die aktuelle Größe und geografische Verteilung der großen Weltreligionen, Altersunterschiede, Fruchtbarkeit und Mortalitätsraten, die internationale Migration und Muster des Glaubenswechsels.“

In Anbetracht des Anwachsens der Weltbevölkerung insgesamt und dem Ansteigen der jeweiligen Religionsanteile, wird der Islam seinen Anteil am deutlichsten steigern können.

Obwohl die Zahl der Konfessionslosen bis 20105 absolut um rund einhundert Millionen Personen ansteigen werde, wird sich ihr relativer Anteil verringern.

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In der kompletten Länderübersicht der Studie werden aber offene Fragen sichtbar.

Für Deutschland wird angegeben: Die Bevölkerung werde sich von 82,3 Mio. (in 2010) auf 70,2 Mio. (in 2050) verringern. Der Anteil der Christen werde sich von 68,7 % (in 2010) auf 59,3 % (in 2050) verringern, der Anteil der Muslime steige von 5,8 % auf 10 % und ebenso steige der Anteil der Konfessionslosen von 24,7 % auf 29,8 %.

In der PEW-Gesamtstudie heißt es (aus Seite 209) zu den Datengrundlagen: „Estimates based on 2005 Generations and Gender Survey, adjusted to account for underrepresented religious groups“ (Schätzungen aufgrund der Generation und Gender-Umfrage 2005). Diese weltweite Umfrage im Rahmen der UN-Kommission für Wirtschaft in Europa wurde für Deutschland vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung durchgeführt.

Nach fowid-Berechnungen waren im Jahr 2005 von der Bevölkerung in Deutschland jedoch nur 61,8 % Christen, 3,9 Prozent Muslime, 32,5 % Konfessionslos und 1,8 % anderer Religionszugehörigkeit. Das heißt, die Anteile für Christen und Muslime sind in der PEW-Studie zu hoch, die für Konfessionslose zu niedrig. 2010 sind diese Anteile der Religiösen noch geringer.

Wenn schon die Basis-Anteile deutlich abweichen, was ist dann von Prognosen über die weitere Entwicklung zu halten? Wenig.

Zudem schreibt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2011) in seinem Forschungsbericht 10 zu Deutschland: „So liegt die mittlere Kinderzahl ausländischer Frauen zwischen 1,6 und 1,7 Kindern je Frau, bei Deutschen etwa bei 1,3 Kindern je Frau. Die Differenzen sind seit den 1970er Jahren deutlich geringer geworden. Die Analysen deuten daraufhin, dass das generative Verhalten von Migrantinnen stark von Angleichungsprozessen an die deutsche Gesellschaft geprägt ist. Es ist zu erwarten, dass Migrantinnen mit zunehmender Aufenthaltsdauer ihre ursprünglichen Kinderwünsche in Deutschland nicht im gleichen Umfang wie im Herkunftsland umsetzen.“

Zudem würden Lebensform (ledig bzw. Verheiratet) und Bildung das generative Verhalten stark beeinflussen.