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Atheisten nach Religionszugehörigkeit

Versteht man den Begriff „Atheist“ nicht als Zuweisung einer militanten „Gott“ bekämpfenden Mentalität, sondern nur als das, was der Begriff einfach übersetzt heißt, dann besagt er „Ohne Gott“ bzw. „Gottloser“, ohne jede weitere Bewertung. In Deutschland Kirchenmitglied zu sein, heißt dabei nicht automatisch, an einen Gott zu glauben oder überhaupt gläubig zu sein.

Um den „Glauben an Gott“ inhaltlich präziser zu erfassen werden in Umfragen entweder direkt gefragt „Glauben Sie an Gott“ oder mehrere Kategorien vorgegeben. In den ALLBUS – Studien sind vier Aussagen vorgesehen. Auf die Frage: „Ich möchte noch einmal zum Glauben an Gott zurückkommen. Welche der folgenden Aussagen kommt Ihren Überzeugungen am nächsten?“ konnten die Befragten sich entscheiden für: 1. Es gibt einen persönlichen Gott; 2. Es gibt irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht; 3. Ich weiß nicht richtig, was ich glauben soll, und 4. Ich glaube nicht, dass es einen persönlichen Gott, irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht gibt. Diese vierte Aussage wird hier als Synonym für „Gottlos“ = Atheisten verwendet.

Von diesen Atheisten sind (2002) 65 Prozent Konfessionsfreie, 25 Prozent EKD-Evangelische und 9 Prozent sind römische Katholiken. 2018 sind 68 Prozent der Atheisten Konfessionsfreie, 16 Prozent EKD-Evangelische und 14 Prozent römische Katholiken.

Das Grundelement, dass rund ein Drittel der Atheisten in Deutschland Kirchenmitglieder sind, bleibt durch die Jahre erhalten.

Bezieht man diese Anteile auf eine andere Bezugsgröße, die religiösen Gruppen (Kirchenmitglieder bzw. Konfessionsfreie), so zeigt sich, dass rund 70 Prozent der Konfessionsfreien auch Atheisten sind, aber auch rund ein Fünftel der EKD-evangelischen sowie der römisch-katholischen Kirchenmitglieder.

Auch eine weitere Differenzierung nach Atheisten, Agnostikern, Transzendentale, Zweifler und fest Gottesgläubige zeigt, dass die fest Gottesgläubigen unter den Kirchenmitgliedern die Minderheit darstellen. (Die Ev. Freikirchen, sonstigen Christen und Nicht-Christen sind hier nicht dargestellt, da ihre Mitgliederzahlen zu gering sind – deutlich unter 100 Befragten – dass sich eine Auswertung über sechs Kategorien verbietet. Von der Tendenz her sind die Mitglieder mit „festem Gottesglauben“ bei ihnen in der Mehrheit.)

Auch wenn die Agnostiker bei den Kirchenmitgliedern einen etwas höheren Anteil haben als die eindeutigen Atheisten, so spreizen sich die Kirchenmitglieder über alle Formen des Gottesglaubens. Die Konfessionsfreien sind mehrheitlich eindeutige Atheisten.

Hinsichtlich der Altersgruppen gibt es keine signifikanten Unterschiede. Die Annahmen, dass die Jüngeren atheistischer seien und die Älteren fester im Gottesglauben, bestätigen sich nicht.

Unter dem Aspekt der Herkunftsregionen zeigt (für 2012) die Aufschlüsselung nach Immigranten, Autochtonen/innerdeutschen Migranten sowie Westdeutschland drei Unterschiede: die Immigranten nennen mit größtem Anteil (40 Prozent), dass sie an Gott glauben, die Ostdeutschen glauben mehrheitlich (58 Prozent) nicht an Gott, die Westdeutschen entscheiden sich mit ihrer größten Gruppe (38 Prozent) für das Transzendentale eines höheren Wesens, einer geistigen Macht.

Im internationalen Vergleich befindet sich Deutschland – mit (ALLBUS 2018) rund 40 Prozent der Befragten, die nicht an Gott glauben = Atheisten sind und 38 Prozent (European Value Studies - EVS - und des World Values Survey - WVS - 2017-2021) im oberen Drittel einer Abfolge von 77 Staaten, sortiert nach dem Anteil der „Gottlosen“.

Die religionsspezifischen Verteilungen zeigen sich erstens in den hohen Anteilen der „gottlosen“ Staaten Asiens, deren Weltanschauung/Staatsphilosophie sich nicht am religiösen Monotheismus der abrahamitischen Religionen orientiert. Zweitens befinden sich alle erfassten Staaten mit einer protestantischen Mehrheit im oberen Drittel, drittens rangieren die Staaten mit überwiegend katholischer Bevölkerung vorwiegend im Mittelfeld bzw. der unteren Hälfte und viertens befinden sich alle Staaten mit muslimischen Mehrheiten in der unteren Hälfte der Abfolge nach Anteilen von „Gottlosen“, mit Schwerpunkt auf die untersten Rangplätze.

(CF)