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Geburten, Nichtehelich - Konfession der Mutter 1953-2005

Jahrhunderte lang als „Schande“ diskriminiert, wäre zu erwarten gewesen, dass der Anteil der katholischen Frauen unter den ledigen Müttern gering sein würde. Das ist nicht der Fall. Katholische und evangelische ledige Mutter sind in ihrer Anzahl durchaus vergleichbar (und von 1971 bis 1975 auch gleich groß). In dem etwas geringeren katholischen Anteil drückt sich dann eher die in den 1950er Jahren etwa geringere Zahl der Katholiken aus.

Im Unterschied zu den ehelichen Geburten ist bei den nichtehelichen Geburten kein „Pillenknick“ zu erkennen.

Die Zahl der nichtehelichen Geburten verringert sich bis 1975 kontinuierlich. 1975 ist das Jahr mit der geringsten Anzahl nichtehelicher Geburten (36.774). Da seit Beginn der sechziger Jahre die Geburtenzahl stärker absinkt als die Zahl der nichtehelichen Geburten, liegt der relative ‚Tiefpunkt’ des Anteils der ledigen Mütter (4,6 Prozent) in den Jahren 1966/1967.

Das Ansteigen des relativen Anteils seit 1968 und der absoluten Zahlen seit 1976 lässt einen andere Begründung annehmen: es ist Ausdruck einer freien Entscheidung, dass bei einer Schwangerschaft nicht mehr zwangsweise geheiratet werden muss und nichteheliche Partnerschaften juristisch und gesellschaftlich akzeptiert werden.

Dieser in den Alten Bundesländern bis 1990 auf 10,5 Prozent steigende Anteil nicht-ehelicher Geburten, der u. a. durch die größere Zahl konfessionsfreier Mütter verursacht wird, wird durch die Wiedervereinigung ruckartig verstärkt und die traditionellen konfessionellen Unterteilungen stellen sich auf den Kopf.

Nach einer Verringerung als Ausdruck des ‚Wiedervereinigungsschocks’ von 1992 bis 1995, steigen die Anteile nicht-ehelicher Geburten bis 2003 auf 26,9 Prozent, d.h. jedes vierte Kind in Deutschland entstammt einer nicht-ehelichen ‚Zeugungsgemeinschaft’.

Ob dieser Anstieg - sowohl relativ wie in absoluten Zahlen -, ein gesamtdeutsches Phänomen ist, wäre abzuklären. Da aber (im Westen) die Anzahl dieser Geburten in absoluten Zahlen steigt, und der konfessionelle wie konfessionslose Zuwachs von 1991 auf 1999 gleich groß (jeweils 30.000 Geburten) ist, ist er als gesamtdeutsches Phänomen anzunehmen.