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Gottesglaube in den Niederlanden in der Minderheit

Der Trend zur Gottlosigkeit ist in den Niederlanden eine langfristige Tendenz. So wie einerseits die beiden Glaubensgruppen der Gottgläubigen und der Transzendentalen sich in den vergangen fünfzig Jahren von 78 Prozent auf 42 Prozent verringert haben, haben die Agnostiker und die Atheisten ihren Anteil von 24 Prozent auf 58 Prozent vergrößert.

In einer Langzeituntersuchung „Gott in den Niederlanden“ von 1966 bis 2015 (mit fünf Einzelstudien) zeigt sich, dass immer mehr Niederländer nicht mehr glauben, dass ein Gott existiert. Waren es 1966 noch 47 Prozent, die als „Theisten“ eingestuft wurden, sind es 2015 nur noch 14 Prozent.

Auch die Gruppe der Transzendentalen (niederländisch: „Ietsisten“), die 1979 ansteigt, verliert 2015  Anhänger.

Beide Gruppen zusammen – also die Personen, die an einen Gott oder die an eine höhere Macht glauben – haben noch einen Anteil von 42 Prozent der Bevölkerung.

Durch den Anstieg des Anteils der Agnostiker und der Atheisten (mit zusammen 58 Prozent) sind die Niederlande – in diesem Sinne – keine „christliche Nation“ mehr.

Die Studien, die von Ton Bernts von der Radboud Universität und Joantine Berghuijs von der Freien Universität Amsterdam im Auftrag des katholischen Senders KRO (Katholieke Radio Omroep) durchgeführt wurden, legen besonderen Wert auf die Veränderungen in der Religionslandschaft der Niederlande.

Aus einem anderen Blickwinkel zeigt sich, dass die Gottesvorstellungen nach Gruppen zwar plausible Schwerpunkte zeigt, aber ebenso darauf hinweist, dass die Klarheit bei den ‚Ungläubigen‘ ausgeprägter ist als bei den Kirchenmitglieder und ungebundenen Gläubigen. Ergebnisse, wie sie auch aus Deutschland bekannt sind. (Gottesvorstellung nach Religionszugehörigkeiten.)

Bei den Kirchenmitgliedern besteht ein deutlicher Unterschied zwischen den römischen Katholiken und den Evangelischen. Während die Katholiken schwergewichtig Transzendentale sind, sind die Evangelischen mehrheitlich Gottgläubige, besonders ausgeprägt in den kleineren evangelischen Religionsgemeinschaften. Bei den ungebundenen Gläubigen bzw. den Spirituellen, sind die Gläubigen mehrheitlich Transzendentale mit einem Drittel Agnostiker, während die Spirituellen überwiegend Agnostiker/Atheisten sind, mit einem Drittel Transzendentale. Die Ungläubigen sind zu ähnlich großen Anteilen Atheisten (46 Prozent) bzw. Agnostiker (42 Prozent) mit einem kleinen Anteil (12 Prozent) von Transzendentalen.

Formale Organisationszugehörigkeiten

Wie sehr sich die formalen Organisationszugehörigkeiten in den vergangenen 50 Jahren verändert haben, zeigt sich bei den kirchlich/religiös Organisierten, die 1966 zusammen einen Anteil von zwei Dritteln hatten (67 Prozent), im Jahr 2015 – nach einer recht kontinuierlichen Verringerung ihrer Anteile – insgesamt ein Drittel (32,2 Prozent) der Bevölkerung in ihren Reihen haben.

Entsprechend umgekehrt hat sich der Anteil der „Außerkirchlichen“ kontinuierlich verändert: Von einem Drittel (in 1966) auf zwei Drittel (in 2015).

Dieser Rückgang der kirchlich Gesinnten stellt sich auch in der Verringerung des regelmäßigen Kirchen-/Gottesdienstbesuchs dar, der im gleichen Zeitraum von 50 Prozent auf 12 Prozent gesunken ist. Entsprechend hat sich der Anteil der Niederländer, die niemals in die Kirche gegen, von 35 auf 59 Prozent vergrößert.


Gottesglaube und Moral

Parallel zu diesen Veränderungen, die bereits in den formalen Aspekten darauf verweisen, wie sehr sich die Weltanschauungen in den Niederlanden säkularisiert haben, findet auch die Vorstellung, dass gesellschaftliche und individuelle Moral als Stütze die Religion brauche, 2015 nur noch bei einem Viertel (26 Prozent) der Niederländer eine Zustimmung, gegenüber noch 40 Prozent im Jahr 2006. Während der Anteil derjenigen, die diese Vorstellung von Moral und notwendiger Religion rundweg ablehnen, seit 1996 mit 40 Prozent gleichbleibend ist, vergrößert sich der Anteil der Unentschlossenen von 14 auf 34 Prozent.

So ist es nicht überraschend, dass unter den Kirchenmitgliedern eine Mehrheit (54 Prozent) dieser funktionalen Notwendigkeit eines Gottesglaubens zustimmt, doch sind es auch 20 Prozent der Kirchenmitglieder, die einen solchen Zusammenhang ablehnen.

Bei den ungebundenen Gläubigen sind die Anteile der Zustimmung zu dieser Vorstellung und der Unentschiedenen mit gut einem Drittel gleich groß, während bei den Spirituellen und den Ungläubigen eine derartige Sichtweise mehrheitlich (jeweils 54 Prozent) abgelehnt wird. Allerdings sind es in diesen beiden letztgenannten Gruppen auch wiederum rund 10 Prozent, die glauben, dass die Moral bedroht sei, wenn niemand mehr an Gott glaubt.

 (CF)