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Heiratsanzeigen / Religion, 1953 - 1983

Frauen wie Männer beschreiben in Heiratsanzeigen ihre ‚Qualitäten’. Christiane Gern hat für 1953, 1963, 1973 und 1983 Heiratsinserate ausgewertet: „Geschlechtsrollen. Stabilität oder Wandel? Eine empirische Analyse anhand von Heiratsinseraten“. Bei den Frauen wie bei den Männern ist die Nennung ihrer Religion 1953 und 1963 die am häufigsten genannte Kategorie - was immer auch sie damit ausdrücken wollten.

Anfang der 1970er Jahre werden „häusliches Leben“ und Naturverbundenheit bei den Frauen wichtiger. 1983 sind es dann die der Natur verbundenen Raucherinnen. Religion spielt für die Frauen in der Selbstbeschreibung keine Rolle mehr.

Bei den Männern ist hinsichtlich der Angabe Religion insgesamt die gleiche Tendenz, jedoch beginnt es auf einem höheren Niveau und wird auch 1983 noch nicht vollends verschwiegen, um seine Qualitäten ins rechte Licht zu rücken.

Anmerkung: Will man den Unterschied über die Jahrzehnte (leicht ironisch) charakterisieren, dann veränderten sich die Heiratsanzeigen in folgender Hinsicht:

„Typisch Frau“

  • 1953: Katholische (Evangelische) Frau mit guter Allgemeinbildung. Ich bevorzuge das häusliche Leben und möchte mit einem ebenfalls naturverbundenen Mann durch das Leben wandern.
  • 1983: Naturverbunde Frau, Raucherin, dem häuslichem Leben zugetan, sucht Mann mit Niveau und guter Bildung, der mir meine Unabhängigkeit belässt.

„Typisch Mann“:

  • 1953: Evangelischer (Katholischer) Mann, mit guter Gesundheit und Bildung sucht natürliche Frau fürs Leben.
  • 1983: Raucher, der gerne in der Natur unterwegs ist, sucht eine Frau für häusliches Leben.