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Homöopathie, 2023

Fowid-Notiz/Statistikbeobachter: Das Ifd-Allensbach hat die Ergebnisse einer Befragung zu „Homöopathie: Nutzung und Wertschätzung in der Bevölkerung“ publiziert. Die Begriffe „Nutzen“ und „Wertschätzung“ intendieren Positives, was jedoch durch die Daten so nicht belegt wird. Mit steigendem Anteil sagen 51 Prozent der Befragten, dass Naturheilkundeverfahren bei schweren Krankheiten nicht helfen.

Hinsichtlich der Größenordnung des Glaubens an sogenannte paranormale Phänomene nimmt die Homöopathie 2021 einen vierten Platz ein. Der Glaube an Elektrosmog (56 Prozent), Erdstrahlen (43 Prozent), Alternativmedizin (35 Prozent) rangieren vor der Homöopathie (33 Prozent), denen dann der Glaube an Hellseher (28 Prozent) und Geistheilung (19 Prozent) folgt.

Im Unterschied zu den anderen genannten Phänomenen ist die Homöopathie öffentlich durchaus umstritten und mit einem Marktvolumen von rund 2 Mrd. Euro Umsatz auch Schauplatz wirtschaftlicher Interessen und einer entsprechenden Lobby-Arbeit.

In dem aktuellen Allensbacher Kurzbericht Homöopathie / März 2023 heißt es anfangs in der Einleitung, dass Homöopathie „der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung ein Begriff“ ist.

„Homöopathie ist der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung ein Begriff. 94 Prozent wissen, dass es homöopathische Arzneimittel gibt, die Mehrheit hat auch bereits Erfahrungen damit. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach, die sich auf 1.046 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre stützt. 60 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahre haben bereits homöopathische Arzneimittel genutzt.“

Abschließend heißt es – ebenso unspezifisch wie „überwältigend“: „60 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren haben bereits homöopathische Arzneimittel genutzt.“

Diese Fragestellung zum Verwenderkreis: „Haben Sie selbst schon homöopathische Arzneimittel genommen?“ ist unseriös, da sie sich nicht auf einen zeitlich begrenzten Anwendungszeitraum bezieht – das wäre beispielsweise die Frage: „Haben Sie in den vergangenen zwölf Monaten homöopathische Mittel genommen?“ Ohne eine zeitliche Begrenzung ist das gesamte bisherige Leben der Befragten der Bezugsrahmen und das führt zu überdimensionierten Zahl von Verwendern. Es hat die gleiche Informationsbasis, als würde man fragen: „Haben Sie selbst schon einmal Bier getrunken?“ und auch alle Befragten, die irgendwann in ihrem Leben einmal – zufällig, aus Versehen, um es zu probieren, etc. – ein Bier getrunken haben, sind dann „Biertrinker“.

Insofern zeigt der Bericht eine eigenartige Unentschlossenheit, einerseits Homöopathie und anthroposophische Heilverfahren möglichst gut darzustellen, andererseits aber die weit verbreiteten Vorbehalte und Skepsis nicht zu verschweigen.

In der Frage der Wirksamkeit wird (Schaubild 2) von 23 Prozent der Befragten geäußert, sie seien wirksam, und dann wird dieser Prozentsatz für einen „weiteren Nutzerkreis“, der allerdings nicht erläutert wird, auf 35 Prozent erhöht. Im zweiten Teil des Berichts heißt es dann, dass die Vorbehalte in den letzten zwanzig Jahren signifikant zugenommen haben.

„Weniger Anerkennung, mehr Vorbehalte. Trotz des großen weiten Nutzerkreises homöopathischer Arzneimittel und anthroposophischer Heilverfahren gibt es weit verbreitet Vorbehalte und Skepsis. Diese Vorbehalte haben in den letzten 20 Jahren signifikant zugenommen. Das gilt für die Einschätzung, dass es auf diesem Gebiet viele Scharlatane gibt, die die Ängste von Kranken ausnutzen, wie für die Überzeugung, dass solche Verfahren bei schweren Krankheiten nicht helfen und dass generell bei vielen der Heilmittel die Wirkung zweifelhaft ist. Vor gut 20 Jahren waren 54 Prozent der Bevölkerung überzeugt, dass bei vielen dieser Heilmittel die Wirkung generell zweifelhaft ist, von 28 auf 46 Prozent.“

Abschließend wird wieder die Homöopathie verteidigt – „nur bei einer Minderhit eine ausgeprägte Ablehnung“ und „ein Verkaufsverbot für homöopathische Arzneimittel wird nur von knapp einem Fünftel der Bevölkerung unterstützt“.


(CF)