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Kanada: Konfessionsfreie und Religiöse 2021

Die Anzahl und der Anteil der Konfessionsfreien in Kanada hat sich in den Jahren 2011 bis 2021 ausgeprägter als in den Jahrzehnten davor erhöht. Auch wenn die Christen aller Denominationen noch eine Mehrheit bilden (53 Prozent), so ist der Anteil der Konfessionsfreien auf 34,6 Prozent gestiegen und hat damit einen größeren Anteil als die größte christliche Einzeldenomination, die römischen Katholiken, die sich um neun Prozentpunkte auf 29,7 Prozent verringert haben.

In Fortschreibung des fowid-Artikels „Konfessionsfreie in Kanada“, der die Jahre 1871 bis 2011 darstellt, geht es im Folgenden vorrangig um die Ergebnisse des Zensus 2021 in Kanada, die jetzt (Ende Oktober 2022) veröffentlicht wurden.

Zur Kategorie „Religion“ schreibt Statistic Canada, dass es sich dabei um die persönliche Identifikation handelt:

„Der Begriff ‚Religion‘ bezieht sich auf die Selbstidentifikation einer Person, die eine Verbindung oder Zugehörigkeit zu einer religiösen Konfession, Gruppe, Einrichtung oder einer anderen religiös definierten Gemeinschaft oder einem Glaubenssystem hat. Religion ist nicht auf die formale Mitgliedschaft in einer religiösen Organisation oder Gruppe beschränkt.
Bei Säuglingen oder Kindern bezieht sich die Religion auf die spezifische religiöse Gruppe oder Konfession, in der sie aufwachsen, falls vorhanden.
Personen ohne religiöse Bindung oder Zugehörigkeit können sich selbst als Atheisten, Agnostiker oder Humanisten bezeichnen oder eine andere zutreffende Antwort geben.“

Die detaillierte Auflistung der religiösen Selbstbeschreibungen umfasst 168 Kategorien, davon 161 religiöse und 7 säkulare.

Am bemerkenswertesten ist in den vergangenen zehn Jahren der Anteil der (dominierenden) römisch-katholischen Kirche weiter zurückgegangen, während der Anteil der Kanadier „Ohne Religion“ weiter angestiegen ist.

Alle traditionellen Religionsgemeinschaften – neben den römischen Katholiken, auch die United Church auf Canada, die Anglikaner, die Baptisten, u. a. m. – haben 2021 gegenüber 2011 geringere Mitgliederzahlen und entsprechende sinkende Anteile. Neben den Konfessionsfreien haben die kleineren ‚zugewanderten‘ Religionsgemeinschaften – wie die Muslime, die Hindus und die Sikhs – ihre Mitgliederzahlen auf moderatem Niveau vergrößert.

Die Christen aller Denominationen vereinigen 2021 einen Anteil von 53,3 Prozent gegenüber 58,2 in 2011. Während die Bevölkerung von 2011 bis 2021 um 10,6 Prozent größer geworden ist, haben die Konfessionsfreien sich um 60,2 Prozent vergrößert.

Betrachtet man sich dieses ‚Wachstum‘ in den Zensus Daten von 1981 bis 2021 so wird deutlich, dass sich in allen Altersgruppen die Anzahl der Konfessionsfreien erhöht haben. Ebenso zeigt sich der deutlichere Anstieg in den vergangenen zehn Jahren, mit einer bemerkenswerten ‚Adoleszenz-Delle‘ bei den 15–24 Jährigen.

Diese ‚Adoleszenz-Delle‘, die sich in allen Jahrgängen des Zensus zeigt, ist ebenso in Neuseeland (2018), wie in Deutschland (Zensus, 2011) vorhanden. Die jeweils hohen ‚Kinder-Anteile‘ (bei den unter 15-Jährigen) haben daneben noch eine andere Qualität, weil es sich bei ihnen um die von den Erwachsenen zugesprochenen Religionszugehörigkeiten handelt, die insofern noch nicht gefestigt sind. Wenn sie sich in den folgenden Jahren der Adoleszenz auf die religiös-weltanschauliche Suche begeben, stellt sich das Ergebnis dann bei den jüngeren Erwachsenen (25-34 Jahre) in einem Anstieg der Konfessionsfreiheit dar.

Der Vergleich des Altersaufbaus der Mitglieder von (ausgewählten) Religionsgemeinschaften sowie der Konfessionsfreien zeigt die Bedeutung der Altersverteilung. Die geringer werdenden tradierten Religionsgemeinschaften sind nicht nur traditionell gesehen sondern auch von ihren Mitgliedern her deutlich älter – bei den römischen Katholiken sind ein Viertel (24,1 Prozent) älter als 65 Jahre und bei der United Church sind es beinahe die Hälfte (44,9 Prozent). Im Gegensatz dazu haben die Konfessionsfreien und die Muslime ihre höchsten Anteile bei den Kindern und den jüngeren Erwachsenen.

Um nicht zu falschen Schlussfolgerungen zu kommen – was zum Beispiel den Anteil der Muslime betrifft -, so zeigen sich die Größenunterschiede, wenn man sich die Anteile der dargestellten Religionsgemeinschaften sowie der Konfessionsferien in den jeweiligen Altersgruppen anschaut. Es zeigt sich - wie auch in Neuseeland -, dass die Konfessionsfreien in allen Altersgruppen bis 44-Jahre die mit Abstand größte Gruppe stellen und dann diese Position, nach einem Gleichstand bei den 45-54-Jährigen, ab den 55-Jährigen und Älteren von den römischen Katholiken eingenommen wird. Muslime und United Church-Mitglieder spielen nur eine marginale Rolle.

Im Zensus waren die Befragten aufgefordert, ihre Identifikation mit einer Religionsgemeinschaft bzw. Weltanschauung möglichst genau zu benennen. So sind dann 161 Religionsgemeinschaften und 7 säkulare Unterkategorien gebildet worden. Dabei zeigt sich, dass die Bereitschaft, eine eigene säkulare Identifikation / Perspektive zu beschreiben, gering ist und nur von 1,5 Prozent genutzt wird. 98,5 Prozent meinen, die Aussage „ohne Religion“ reicht.


(CF)