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Konfessionslose und Evangelische - Altersgruppen, 1992

Im Westen wie im Osten Deutschlands ist das Durchschnittsalter der Konfessionslosen, die aus der ausgetreten sind (Konfessionslose der 1. Generation) ähnlich groß wie das Durchschnittsalter der evangelischen Kirchenmitglieder. (44 / 46 Prozent bzw. 52 / 50 Prozent). 

Deutlich davon unterschieden sind die „Schon immer Konfessionslosen“ (Konfessionslose der 2. und weiteren Generation), deren Durchschnittsalter sowohl im Westen wie im Osten bei 32 Jahren liegt. Die internen Verteilungen zeigen weitere Ähnlichkeiten wie Unterschiede.

Während die „Ausgetretenen“ im Westen Deutschlands sich über die Altersgruppen der 18-49-Jährigen verteilen (Geburtsjahrgänge 1943-1974), liegt im Osten Deutschlands der Schwerpunkt der Ausgetretenen im Jahr 1992 bei den 50 - 59-Jährigen (Geburtsjahrgänge 1933 - 1942).

Die evangelischen Kirchenmitglieder haben eine deutlich gleichmäßigere Altersverteilung, wobei die Evangelischen im Westen etwas jünger sind als die Evangelischen im Osten Deutschlands. 

Anmerkung: Die Ähnlichkeiten im Altersaufbau der „Schon immer Konfessionslosen“ verweisen darauf, dass sie Kinder der gleichen Elterngeneration sind, deren Sozialisation im Osten jedoch anders verlaufen ist als im Westen Deutschlands.

„Schon immer konfessionslos“ bedeutet im Prinzip, dass man nicht getauft wurde. Diese Tatsache setzt zumindest voraus, dass die Eltern nicht stark kirchlich engagiert bzw. selber aus der Kirche ausgetreten sind.

Der Schwerpunkt der Ausgetreten im Osten in den Geburtsjahrgängen 1933 - 1942 lässt einen starken Einfluss vermuten, als diese Ausgetreten selber im ‚austrittskritischen’ Alter von Mitte Zwanzig waren. Das würde heißen, dass es besonders in den Jahren von etwa 1958 bis 1967 in der DDR als Aufstiegs orientiert bzw. systemkonform galt, wenn man aus der Kirche austrat.

Die im Westen breitere Schwerpunktsetzung der Austritte über drei Jahrzehnte (Geburtsjahrgänge 1943 - 1974) verweist auf einen etwas späteren - und nicht so massiven - Beginn der kirchenkritischen Weltsicht (Mitte der 1960er Jahre), die sich dann aber im Westen auf einem höheren Niveau als im Osten fortsetzte.

Diese Unterschiede lassen vermuten, dass die Frage der Kirchenaustritte im Osten historisch sehr früh geklärt wie entschieden wurde und heute keine Rolle mehr spielt, während die Klärung dieser Frage 1992 im Westen immer noch virulent war.