München: Religionszugehörigkeiten 1925-2018
Die Schutzpatronin Bayerns („Patrona Bavariae“) ist die christliche Muttergottes Maria, deren Statue seit 1638 auf dem Marienplatz in München steht. Wie sehr das für München inzwischen inhaltlich nicht mehr gilt zeigt eine Entwicklung, bei der die römischen Katholiken seit 1995 in München in der Minderheit sind. Bis 1950 waren rund 80 Prozent der Münchener Bevölkerung römisch-katholisch gewesen. 2018 sind es weniger als ein Drittel.
Von Carsten Frerk.
Mit der steigenden Bevölkerungszahl in München stieg auch die absolute Zahl der Katholiken, die allerdings bereits 1972 ihren Gipfelpunkt erreichte (895.647 Katholiken). Das steht allerdings im Widerspruch dazu, dass sich die Anteile der römischen Katholiken seit 1925 kontinuierlich verringert haben. Waren es 1925 noch 81,5 Prozent Katholiken, so sind es mit stetiger sinkender Tendenz 1972 noch 67 Prozent (zwei Drittel), 1995 dann 49,7 Prozent und 2018 sind es 30,9 Prozent, also weniger als ein Drittel der Bevölkerung.
Für die Evangelischen war 1972 der Gipfelpunkt - sowohl der absoluten Mitgliederzahlen wie der Anteile (296.013 Mitglieder = 22,9 Prozent). Im Jahr 2000 sind es 15,3 Prozent, in 2018 dann 11,1 Prozent.
In dieser vereinfachten Grafik sind vier Jahre besonders deutlich (markiert): 1982 übersteigen die Anteile der „Anderen und Konfessionsfreien“ den Anteil der Evangelischen, 1995 stellen die römischen Katholiken nicht mehr die Mehrheit, 2002 übersteigen die Anteile der „Anderen und Konfessionsfreien“ den Anteil der Katholiken und seit 2011 sind die Mitglieder der Landeskirche und des Bistums in München in der Minderheit. Eine Entwicklung, die sich fortsetzt.
Die Zahlenangaben finden sich (ab 1972) in den Statistischen Jahrbüchern (hier das Jahrbuch für 2018), so wie (beispielsweise) zu der Volkszählung 1950 oder der Volkszählung 1961.
Die Zahlenreihe beginnt – im Vergleich zu anderen Städten – erst 1925, da die Stadt München in den publizierten Ergebnissen der früheren Volkszählungen im 19. Jh. nicht genannt wird, sondern nur die Werte für Oberbayern.
Diese Werte lassen sich aber nicht einfach übertragen. wie eine Auswertung des Zensus 2011 zeigt.
Insofern könnte man sagen, dass München nicht typisch für das umgebende Oberbayern bzw. Bayern insgesamt ist, sondern näher an den Verteilungen für Deutschland insgesamt liegt.
Altersgliederung
Aus den Daten des Zensus 2011 lassen sich für München teilweise Altersgliederungen feststellen. (Das Ärgernis, dass nur die Körperschaften des öffentlichen Rechts dabei berücksichtigt wurden, soll hier nicht weiter vertieft werden. Angaben für Konfessionsfreie und Muslime liegen seit der Volkszählung 1987, also seit mittlerweile 32 Jahren, nicht mehr vor. Andere Länder Europas zeigen, dass man das durchaus anders realitätsgerecht umsetzen kann.)
Die Liniengrafik zeigt (in absoluten Zahlen) die Altersverteilungen innerhalb der römischen Katholiken, den EKD-Evangelischen, den „Anderen“ (K.d.ö.R.) und den Nicht-Körperschaften (wie Konfessionsfreie, Muslime, Buddhisten, Hindus, u a. m.)
Die dominierende Gruppen sind die römischen Katholiken und die Nicht-öffentlich-rechtlichen.
Der sinkende Anteil der Katholiken zeigt sich in dem hohen Anteil der Älteren über 65 Jahre. Deutlich sind auch die drei ‚Gipfelpunkte‘ des christlichen Geburtenzyklus bei den 70-74-Jährigen, den 45-49-Jährigen und den 25-29-Jährigen. Die Nicht-Christlichen haben die höchsten Anteile bei den 30-45-Jährigen.
Eine andere Anordnung (in einem Balkendiagramm) verdeutlich einmal mehr den Rückgang der beiden großen christlichen Kirchen.
Das Schwergewicht der römischen Katholiken und der EKD-Evangelischen liegt bei den 60-Jahre-und Älteren. Dann haben sie keine Mehrheit mehr, bis sie durch den Geburtenzyklus bei den 10-25-Jährigen wieder eine Mehrheit aufweisen, die aber in der jüngsten Altersgruppe wieder abhanden gekommen ist.
Mittlerweile (Ende 2018) haben die beiden ‚Amtskirchen‘ noch einen Anteil von 42 Prozent der Bevölkerung.
Sonstige Religion/Konfessionsfreie
Von besonderem Interesse ist häufig die Frage nach dem Anteil der Muslime bzw. der Konfessionsfreien.
Nach einer muslimischen Quelle lebten 2009 rund 80.000 Muslime in München, das wären rund 5 Prozent. Andere Quellen nennen für 2011 rund 100.000 Muslime in München, das wären rund 7 Prozent. Genaue Zahlen dazu gibt es nicht, da im registergestützten Zensus 2011 nur die in den Melderegistern erfassten religiösen Körperschaften des öffentlichen Rechts berechnet wurden. Dazu gehören die Muslime nicht.
Geht man von diesen und weiteren Schätzungen aus, dann setzen sich die „Anderen Religionsgemeinschaften“ in München derzeit so zusammen: 7 Prozent Muslime, 4 Prozent Orthodoxe, 4 Prozent Sonstige = 15 Prozent, was heißt, dass von der Münchener Bevölkerung rund 43 Prozent konfessionsfrei sind. Verläuft der bisherige Trend weiter sowie in den vergangegen Jahrzehnten, dann wären voraussichtlich in sieben Jahren, also um 2026, die Bevölkerung Münchens mehrheitlich konfessionsfrei und alle Religiösen zusammen in der Minderheit.
Eine erste statistische Markierung ist das Jahr, in denen die beiden großen christlichen ‚Amtskirchen‘ - die staatskirchenrechtlich und religionspolitisch maßgeblich sind -, in Großstädten nicht mehr die Mehrheit stellten, also gemeinsam weniger als 50 Prozent Anteil hatten. Das war 1987 West-Berlin, 1995 Hamburg, 2002 Frankfurt am Main, 2011 München, 2014 Düsseldorf, 2015 Stuttgart und 2017 Köln.