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Religions- und Weltanschauungsunterricht, Berlin, 2007/2008

Die Hälfte (49,8 %) der Berliner SchülerInnen des Schuljahres 2007 / 2008 nimmt nicht an einem (in Berlin freiwilligen) Religions- oder Weltanschauungsunterricht an den öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen teil. Mit anderen Worten: Jede(r) zweite der rund 328.000 SchülerInnen wird nicht in weltanschaulichen Fragen unterrichtet. Gegenüber dem vorangegangenen Schuljahren (50,7 und 50,4 %) hat sich dieser Anteil zwar nur marginal aber zu etwas mehr Teilnehmern verändert.

Drei Weltanschauungen (Evangelisch, Humanistisch, Katholisch) stellen mit 94 % aller teilnehmenden SchülerInnen die Grundrichtungen. Das weitere Angebot von zehn verschiedenen Unterrichtsanbietern teilt sich die verbleibenden 6 % der teilnehmenden SchülerInnen.

An den privaten allgemein bildenden Schulen ist der Anteil gegenüber den öffentlichen Schulen deutlich höher – was nicht verwunderlich ist, da sie vorwiegend auf christlich-weltanschaulichen Grundlagen beruhen.

Diese erste allgemeine Feststellung ist aber nur in dieser Allgemeinheit richtig, da die Teilnehmerzahlen mit Bezug auf die Gesamtschülerzahlen sich in den vier verschiedenen Jahrgangsstufen gravierend voneinander unterscheiden.

In den Jahrgangsstufen 1-4 (also den ersten Klassen der Grund- und Gesamtschulen) nehmen rund drei Viertel aller SchülerInnen (78 %) am Religions- und Weltanschauungsunterricht teil. In den Jahrgangsklassen 5 und 6 (der Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien) sind es noch zwei Drittel aller SchülerInnen (66,3 %), während die Teilnehmerquote in der Jahrgangsstufe 7 bis 10 (Hauptschule, Realschule, Gesamtschule und Gymnasien) bereits unter ein Drittel aller Schüler sinkt (27,4 %). In der Jahrgangsstufe 11 bis 13 (Gesamtschulen und Gymnasien) sind es dann nur noch 12,2 % aller SchülerInnen, die dieses Unterrichtsangebot nachfragen / annehmen.

Die Relationen für das Schuljahr 2007/2008 (dicke, gestrichelte Linien) gegen 2006/2007 (dicke Linien) und dem Schuljahr 2005/2006 (dünne Linien) zeigt für die evangelischen Anteile eine generelle leichte Verringerung, für die katholischen Anteile dann auch eine Verringerung, während für die Humanistische Lebenskunde (bis auf die obersten Jahrgangsstufen) eine deutliche Verbesserung festzustellen ist.

Bemerkenswert ist dabei, dass der generelle Trend der verringerten Nachfrage nach Religions- und Weltanschauungsunterricht in den älteren Jahrgangsstufen für alle Angebote gleichermaßen gilt.

Die jährlichen prozentualen Veränderungsraten der (Teilnehmer)zahlen[1] zeigen mehrere Aspekte.

  1. Die Schülerzahlen in Berlin verringern sich jährlich und kontinuierlich (im Minusbereich).
  2. Die Teilnehmerzahlen am Religions- und Weltanschauungsunterricht sind dagegen über die Jahre relativ leicht angestiegen.
  3. Dieser Anstieg liegt im Wesentlichen in den ansteigenden Teilnehmerzahlen der Humanistischen Lebenskunde begründet.
  4. Die jährlichen Veränderungen in den Jahrgangsstufen verlaufen von der Tendenz parallel zueinander.
  5. Während der evangelische Religionsunterricht jedoch in acht von elf Jahren eine Verringerung der Teilnehmerzahlen aufweist (Tabelle 3.3), bleibt der Zuspruch zur Humanistischen Lebenskunde in allen Jahren (durchgehend im Plusbereich) ansteigend.
  6. Im dargestellten Zeitraum der elf Schuljahre 1996/1997 bis 2007/2008 verliert der Evangelische Religionsunterricht insgesamt rund 14 % seiner Teilnehmerzahlen, der katholische Religionsunterricht kann 2007/2008 dagegen rund 3 % mehr SchülerInnen erreichen als 1996/1997. Die Humanistische Lebenskunde kann die TeilnehmerInnenzahl von 1996/1997 auf 2007/2008 um rund 145 % erhöhen, d.h. mehr als verdoppeln.
  7. Insofern ist die Humanistische Lebenskunde das einzige Angebot, dass – bei insgesamt leicht zurückgehenden Teilnehmerzahlen – von 2.173 (oder 5 %) mehr SchülerInnen gewählt wird (44.758 gegenüber 42.585 im Vorjahr. Die Nachfrage nach dem katholischen Religionsunterricht bleibt mit einem Plus von 212 SchülerInnen (= 0,9 %) auf einem geringren Niveau stabil 25.019 gegenüber 24.807). Der evangelische Religionsunterricht verliert dagegen sowohl absolut 2.028 Schülerinnen (= minus 2,3 %) (84.956 gegenüber 86.984 im Vorjahr), wie relativ im Anteil (25,87 gegenüber 25,95 % im Vorjahr.)
[1]  Es werden nur die drei größeren Anbieter betrachtet, da bei den kleineren Anbietern aufgrund der geringeren Fallzahlen teilweise ‚verzerrte’ Prozentsätze entstehen. (Vgl. dazu die folgende Tabelle 2.3.)