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Religions- und Weltanschauungsunterricht, Berlin, 2014/2015

ReliBerlin Teilnehmer 2014

In Berlin werden von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft jeweils zum Schuljahresbeginn die statistischen Zahlen u.a. zum Religions- und Weltanschauungsunterricht in den einzelnen Jahrgangsstufen sowie nach Stadtbezirken und Schultyp veröffentlicht, die sogenannten „Oktoberzahlen“.

ReliBerlin Teinehmer 2014

Insgesamt hat in diesem Schuljahr die Zahl der am Religions- oder Weltanschauungsunterricht teilnehmenden SchülerInnen erneut leicht abgenommen (2013: 52,05 Prozent; 2014: 51,43 Prozent). Weiterhin besucht etwa jede(r) zweite Schüler(in) den Religionsunterricht oder den Humanistischen Lebenskundeunterricht.

Mit 93,8 Prozent aller teilnehmenden SchülerInnen sind Evangelischer, Humanistischer und Katholischer Unterricht die meistbesuchten weltanschaulichen Unterrichtsfächer. Die verbleibenden reichlich 6 Prozent teilen sich die Angebote von sieben weiteren Unterrichtsanbietern.

Der Anteil der Teilnehmer am Religionsunterricht beträgt an den öffentlichen Schulen ca. 50 Prozent. An den privaten allgemeinbildenden Schulen ist er deutlich höher (71,3 Prozent) – was nicht verwunderlich ist, da diese vorwiegend auf weltanschaulich-christlichen Grundlagen beruhen. Jedoch auch dort nimmt etwa ein Viertel der SchülerInnen an keinem Weltanschauungs- und Religionsunterricht teil. Die SchülerInnen, die am „Sonstigen Religions- und Weltanschauungsunterricht“, darunter fällt auch der Freie Christliche Religionsunterricht, teilnehmen, kommen inzwischen fast ausschließlich aus Privatschulen.

Knapp 40 Prozent der Teilnehmer am Religions- oder Weltanschauungsunterricht der Berliner Schulen (56.380) nehmen am Humanistischen Lebenskundeunterricht teil. Dieser verzeichnet mit einer Zunahme von 821 SchülerInnen gegenüber dem Vorjahr (2013: 55.559) den höchsten Zuwachs im Bereich des Religions- und Weltanschauungsunterrichts. Die TeilnehmerInnen am evangelischen und katholischen Religionsunterricht sind nahezu gleich geblieben (+36 evangelische, -12 katholische). Damit steigen weiterhin kontinuierlich die Teilnehmerzahlen am Lebenskundeunterricht und liegen bereits seit 2011 über 50.000 SchülerInnen. Deutlicher Zuwachs ist auch bei den sonstigen Anbietern von Religionsunterricht festzustellen (+725 SchülerInnen), die nahezu alle an privaten Schulen unterrichtet werden.

Diese Feststellung ist aber nur in dieser Allgemeinheit richtig, da die Teilnehmerzahlen mit Bezug auf die Gesamtschülerzahlen sich in den vier verschiedenen Jahrgangsstufen gravierend voneinander unterscheiden.

In den Jahrgangsstufen 1-4 (Grundschulen) nehmen vier Fünftel aller SchülerInnen (knapp 80 Prozent) am Religions- und Weltanschauungsunterricht teil.

In den Jahrgangsklassen 5 und 6 (Grundschulen, Integrierte Sekundarschulen1 und Gymnasien) sind es reichlich zwei Drittel aller SchülerInnen (67 Prozent), während die Teilnehmerquote in der Jahrgangsstufe 7 bis 10 (Integrierte Sekundarschule und Gymnasien) auf fast ein Viertel aller Schüler sinkt (26,7 Prozent). In der Jahrgangsstufe 11 bis 13 (Gymnasien) sind es dann nur noch knapp 13 Prozent aller SchülerInnen, die dieses Unterrichtsangebot annehmen.

Diese Verteilungen innerhalb der jeweiligen Jahrgangsstufen sind seit Jahren weitgehend auf gleichem Niveau. Bemerkenswert ist dabei, dass in den älteren Jahrgangsstufen die geringere Nachfrage nach Religions- und Weltanschauungsunterricht für alle Angebote gleichermaßen gilt.

ReliBerlin Tabelle 1 201472015

Die seit Jahren etablierten Angebote der evangelischen und katholischen Kirche, sowie der Humanistischen Lebenskunde haben im Schuljahr 2014/15 auf die höhere Schülerzahl bezogen leichte Verluste, während relativ neue Angebote (Jüdischer Religionsunterricht und andere kleinere Gruppen) besonders in den privaten Schulen offensichtlich mehr Zulauf bekommen (715 Teilnehmer mehr beim sonstigen Weltanschuungs-und Religionsunterricht).

reliBerlin Tab2 2014

Die jährlichen prozentualen Veränderungsraten der (TeilnehmerInnen)zahlen2 zeigen mehrere Aspekte:

  • Die absoluten Teilnehmerzahlen am Religions- und Weltanschauungsunterricht sind über die vergangenen 19 Jahre mit einigen zwischenzeitlichen Schwankungen angestiegen. Dieser Anstieg liegt im Wesentlichen in den sich erhöhenden Teilnehmerzahlen der Humanistischen Lebenskunde begründet.
  • Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist die prozentuale Teilnehmerzahl am Weltanschauungs- und Religionsunterricht wegen steigender Schülerzahl etwas gesunken. Ausnahme bildet der Bereich sonstiger Religionsunterricht. Dort sind offensichtlich neue Angebote für SchülerInnen attraktiver.
  • Da sich die Schülerzahlen jährlich ändern, ist es wichtig auch diese Bezugsgröße zu betrachten. Nachdem sich über Jahre die Schülerzahl immer weiter verringerte (1996 bis 2012 um ein Viertel), steigt sie seit 2013 wieder an (Zuwachs von 3,5 Prozent).
  • Die jährlichen Veränderungen in den Jahrgangsstufen verlaufen von der Tendenz parallel zueinander.
  • Die verlässliche Zahl ist der jeweilige Anteil der Teilnehmer (Quote) am jeweiligen Unterricht bezogen auf die Gesamtschülerzahl insgesamt und in den Jahrgangsstufen.
  • Der evangelische Religionsunterricht hat gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang in der Teilnahmequote von insgesamt 0,45 Prozentpunkten, der katholische von 0,14 und die Humanistische Lebenskunde von 0,08.
  • Im Zeitraum von 2000 bis 2014 hat sich die Teilnehmerquote am evangelischen Religionsunterricht mit einigen zwischzeitlichen Schwankungen etwas verringert (von 24,9 Prozent auf 23,85 Prozent aller Schüler).
  • Der katholische Religionsunterricht hat bis 2009 durchweg leicht besser werdenden Quoten. Erst in den letzten Jahren sind sie leicht gesunken. Die TeilnehmerInnenzahl 2014/15 ist gegenüber dem Jahr 2000 immer noch reichlich 1 Prozentpunkt höher.
  • Die Humanistische Lebenskunde kann die Quote der TeilnehmerInnen im gleichen Zeitraum um fast 10 Prozentpunkte (von 7,6 auf 17,1 Prozent aller SchülerInnen) erweitern, d. h. mehr als verdoppeln.

Um durchzusetzen, dass der Religionsunterricht als gleichberechtigtes Pflichtfach neben Ethik gestellt wird, hat „Pro Reli“ 2009 einen Volksentscheid angestrengt und ist gescheitert. Sie waren der Auffassung, dass das Pflichtfach Ethik die Teilnahme am freiwilligen Religionsunterricht zurückdränge und der zunehmende Leistungsstress die Teilnahme am Religionsunterricht erschweren würde. Dies belegten sie mit sinkenden Teilnehmerzahlen in der Jahrgangsstufe 7 bis 10.

Diese Darstellung entsprach zwar den tatsächlichen Zahlen, jedoch war in allen Jahrgangsstufen ein entsprechender Rückgang beim evangelischen und katholischen Religionsunterricht zu verzeichnen, also auch in den Klassenstufen 1-7, die kein „Ethik” alsPflichtfach haben. Im vergangenen Jahr ist in der Jahrgangsstufe 7-10 beim evangelischen Religionsunterricht sogar ein leichtes Plus zu verzeichnen.

Der evangelische Religionsunterricht insgesamt verliert gegenüber dem Jahr 2013 in der Teilnahmequote 0,45 Prozentpunkte. In den vier Jahrgangsstufen betrifft dies am stärksten die Klassenstufe 5/6 ( 1,39 Prozentpunkte), in den Klassen 7 bis 10 ist sie minimal gestiegen und in der gymnasialen Stufe ist die Teilnehmerquote geringfügig um ein halbes Prozent gesunken. In den Klassenstufen 1 bis 4 ist ein Rückgang von 0,49 Prozentpunkten zu verzeichnen.

Die Teilnehmerzahlen für den katholischen Religionsunterricht weisen nur für Jahrgangsstufen 1-4 und 7-10 Rückgänge (0,16 und 0,33 Prozent) auf. In den anderen Jahrgangsstufen findet sich ein kleines Plus.

ReliBerlin Veränderung 2014
ReliBerlin Anteile 2014
ReliBerlin Tab3 2014

1 Die Integrierte Sekundarschule ist ein Schultyp, der seit 2010 im Land Berlin existiert. Sie ist mit dem Gymnasium Teil eines Zweisäulenmodells und ersetzt die Hauptschule, die Realschule und die Gesamtschule. Die noch vorhandenen Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie die entsprechenden Klassen an Integrierten Sekundarschulen werden den Integrierten Sekundarschulen zugeordnet, ebenso die Freien Waldorfschulen.
2 Es werden nur die drei größeren Anbieter betrachtet, da bei den kleineren Anbietern aufgrund der geringeren Fallzahlen teilweise ‚verzerrte Prozentsätze‘ entstehen. (vgl. Tabelle 3.3.)