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Swiss Metadatabase of Religious Affiliation in Europe (SMRE)

Die Universität Luzern hat eine Metadatenbank freigeschaltet, in der für alle Länder Europas plus weiterer Länder die Religionsdaten aus Umfragen seit 1996 erfasst worden sind. Da in mehreren Staaten Europas (z. B. Frankreich, Österreich) die formalen Religionszugehörigkeiten nicht mehr in den Volkszählungen staatlich erfasst werden, sind Umfragen die einzigen Quellen für statistische Angaben.

Für Umfragen gelten u. a. zum einen die Schwankungsbreiten in der Fehlerdifferenz, zum anderen die Abhängigkeit der Antworten von der Fragestellung. Dazu schreibt das Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik der Universität Luzern: „Mit Hilfe einer im Rahmen des Projekts programmierten interaktiven, internetbasierten Datenbank ist es erstmals möglich, das vorhandene Zahlenmaterial Land für Land zu erfassen, die Zahlen auf ihre Struktur, Herkunft und Qualität zu analysieren und auf dieser Basis verlässliche Länderdaten zur Religionszugehörigkeit in den Referenzstichjahren 2000 und 2010 vorzulegen.“ Innerhalb von drei Jahren wurden verschiedenste Daten aus allen Ländern Europas zusammengetragen und stehen jetzt der Forschung und der interessierten Öffentlichkeit kostenfrei und technisch/didaktisch ungewöhnlich gut aufbereitet zur Verfügung. Verantwortlich für das Projekt sind Prof. Dr. Antonius Liedhegener und Anastas Odermatt MA, die das Projekt ausführlich in einem Arbeitspapier beschrieben haben.

Für alle Interessierten, die sich ernsthaft mit der Frage der Religionszugehörigkeiten in Europa beschäftigen wollen, ist diese Datenbank eine Fundgrube.

Aufgrund der berücksichtigten Daten hat das SMRE-Projekt eigene Berechnungen/Schätzungen  vorgenommen, um für das Bezugsjahr 2010 (oder den Zeitraum 1996 bis 2015) vergleichbare Zahlen zu bekommen. Die Details dazu sind in einem eigenen Arbeitspapier dokumentiert.

Die folgenden Hinweise sollen nur als Einstieg in eigene Recherchen dienlich sein.

Grad der Pluralisierung

Das SMRE prüfte dabei auf drei verschiedene Pluralisierungsgrade:

  • Dominant: Eine dominierende religiöse Tradition (einschließlich der Nicht-Religionszugehörigkeitsgruppe) besteht, wenn die größte Kategorie der Religionszugehörigkeit gleich oder mehr als 60 Prozent innerhalb der Bevölkerung ist.
  • Plural: Wenn keine Gruppe größer als 60 Prozent ist und eine oder mehrere Gruppen gleich 35 Prozent oder mehr sind, wird das Land als „pluralisiert“ eingestuft.
  • Fragmentiert: Wenn alle Kategorien unter 35 Prozent liegen, wird das Land als „fragmentiert“ eingestuft.

Insofern ist es nicht überraschend, dass Deutschland (als einziges Land in Europa) formal als fragmentiert beschrieben wird.


Informationen, Fragen und Zeitreihen

Zu den einzelnen Umfragen sind die Informationen abrufbar, z. B. für den European Social Survey (ESS) – 2014 heißt es für Deutschland neben weiteren Beschreibungen zur Methode, „1. Frage: Unabhängig davon, ob Sie Mitglied oder Angehöriger einer Kirche oder Religionsgemeinschaft sind, fühlen Sie sich einer bestimmten Religion oder Konfession zugehörig? Antwortmöglichkeit Ja, Nein; 2. Frage: Welche Religion oder Konfession ist das? Antwortmöglichkeiten: Römisch-Katholisch Evangelisch/Protestantisch (ohne weitere Angaben) Griechisch- oder Russisch-orthodox Andere christliche Konfession (EINTRAGEN) Jüdisch Moslemisch/Islam Östliche Religionsgemeinschaft (Buddhismus, Hinduismus, Sikh, Shinto, Tao) Andere, nicht-christliche Religionsgemeinschaft (EINTRAGEN) Christlich, aber fühlt sich keiner spezifischen Religionsgemeinschaft zugehörig.“

In einer Zeitreihe für die Konfessionsfreien in Deutschland zeigen sich beispielweise die Spannweiten der Prozentangaben, die auf die Methode/Fragestellung zurückzuführen sind. In der European Values Study (2008) haben die Konfessionsfreien in Deutschland den größten Anteil mit 45,5 Prozent. Die Frage (Nr.23) lautete: „Gehören Sie einer Konfession an?“ Antworten: Ja / Nein. Der geringste Wert für Konfessionsfreie in Deutschland wird mit 23,0 Prozent in den Angaben des World Religion Project (2010) genannt. Diese Studie zählt die Menschen mit „No Religion“ als Restkategorie der fehlenden Prozente von Religionszugehörigkeiten auf 100 Prozent.

Zu den einzelnen grafischen Übersichten über die verschiedenen Umfrageergebnisse lassen sich auch die entsprechenden Excel-Tabellen mit den Prozentwerten exportieren, beispielsweise für Deutschland.


Europäische Union

Bezogen auf die 28 Staaten der Europäischen Union lassen sich mit den Einwohnerzahlen von Eurostat und den SMRE-Berechnungen die absoluten Größenordnungen der Religionszugehörigkeiten bzw. Konfessionsfreien ermitteln.

Aus den Übersichten wird deutlich, dass von Beginn der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), dann der Europäischen Gemeinschaft (EG) und schließlich der Europäischen Union (EU) die Katholiken jeweils die größte Religionsgemeinschaft bilden – was sich auch in der marianischen Interpretation der Entstehung der Europaflagge darstellt.

Alle erfassten Staaten / Regionen

Für insgesamt 50 Staaten und weitere EU-Formationen liegen damit Daten zur Religionszugehörigkeit vor, die sich unter verschiedensten Abfolgen organisieren lassen.

(CF)