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Werteorientierung junger Europäer 2017

In der Befragung von 16- bis 26-Jährigen in sieben Ländern Europas (Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Polen, Spanien und Großbritannien) wurde die Wichtigkeit von persönlichen bzw. gesellschaftlichen Werten, sowie von Werten, die mit der Europäischen Union verbunden sind, ermittelt. Die eigene Familie (80 Prozent) und Freunde (70 Prozent) sind die Spitzenwerte. Die Religion wird zweimal auf dem untersten Rangplatz eingestuft, einmal auf Rang 13 von 15.

In einer Studie des Instituts YouGov (im Auftrag der TUI-Stiftung) „Junges Europa 2017“ wurden vom 16. Februar bis zum 3. März 2017 insgesamt 6.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren befragt. Ziel war es, die Lebenswelt, Identität(en) und Einstellungen junger Europäer für sich selbst und gegenüber Europa besser zu verstehen.

Wichtigkeiten im eigenen Leben

Die wichtigsten Aspekte im Leben junger Europäer sind die eigene Familie (80 Prozent) und Freunde (70 Prozent). Darauf folgen Schule und Bildung (67 Prozent) sowie Liebe und Sex (66 Prozent). Auf den weiteren Rängen folgen Spaß und Unterhaltung (62 Prozent), Erfolg im Beruf (62 Prozent) sowie Geld (52 Prozent). Erfolg im Beruf und Geld haben für junge Menschen in Griechenland, Italien und Spanien größere Relevanz als anderswo. Kultur (49 Prozent) und Reisen (48 Prozent) sind wichtiger als entfernte Verwandte (30 Prozent). Tradition (26 Prozent), politisches/gesellschaftliches Engagement (25 Prozent) sowie Religion (19 Prozent) sind jungen Europäern am wenigsten wichtig.

Für die beiden erstgenannten Wichtigkeiten (Eigene Familie und Freunde) sind die Befragten sich einig. In der Wichtigkeit des dritten Elements haben junge Franzosen und Polen die Gemeinsamkeit, dass Schule und Bildung nicht auf Platz drei landet, sondern „Spaß und Unterhaltung“ (junge Franzosen) bzw. „Liebe, Sex“ (junge Polen).

Bei der Bewertung der Wichtigkeit von Religion bestehen einerseits deutliche Unterschiede zwischen den jungen Briten und Spaniern (11 bzw. 12 Prozent Wichtigkeit), den jungen Deutschen, Franzosen und Italienern (16, 17 sowie 20 Prozent Wichtigkeit) sowie den jungen Griechen und Polen (28 und 29 Prozent Wichtigkeit), aber andererseits wird Religion von allen Befragten, auch den jungen Polen und Griechen, unter den niedrigsten drei Wichtigkeiten für ihr Leben eingestuft.

Diese mit Abstand geringeren Wichtigkeiten von entfernten Verwandten, der Tradition, des politisch/gesellschaftlichen Engagements sowie der Religion für das eigene Leben wird auch in der folgenden Grafik deutlich, in der diese vier Aspekte einen abgesetzten unteren Bereich bilden.


Gesellschaftliche Werte

Im persönlichen Werteuniversum junger Europäer stehen Menschenrechte (54 Prozent), Frieden (53 Prozent) und Sicherheit (50 Prozent) auf den obersten Rangplätzen. Je nach Herkunftsland setzen junge Menschen dabei ihren Fokus unterschiedlich: In Griechenland, Italien, Spanien und Großbritannien stehen Menschenrechte auf Rang eins, in Deutschland und Frankreich Frieden, jungen Polen ist Sicherheit am wichtigsten.

Toleranz (45 Prozent) und Freiheit des Einzelnen (40 Prozent) folgen auf den Rängen vier und fünf. Toleranz zählt für junge Griechen und Polen nicht zu den fünf wichtigsten Werten. Freiheit des Einzelnen wird insbesondere von jungen Griechen und Briten betont, Solidarität von den jungen Spaniern und Franzosen.

Religion und Glaube wird von allen Befragten – mit Ausnahme der jungen Polen – unter die niedrigsten persönlichen Wichtigkeiten eingestuft.


Werte der Europäischen Union

Dieselben Werte wurden auch in Bezug auf die EU gefragt: „Für welche Werte steht die EU?“

„Frieden für Europa“ (44 Prozent) und Menschenrechte (40 Prozent) sind die mit Abstand am meisten genannten Werte, gefolgt von der Gruppe „Solidarität“ (33), Demokratie (31), Völkerverständigung (30) und Sicherheit (29 Prozent). Am wenigsten genannt wird „Religion und christlich geprägte Kultur“ (7 Prozent).

Während bei den persönlichen Werten noch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Jüngeren in den Ländern bestand, werden die fünf möglichen Nennungen hinsichtlich Europa sehr viel weiter ‚gestreut‘. Dabei gibt es durchaus auch nationale Eigenheiten, so die jüngeren Briten, für die „Völkerverständig“ unter den fünf am wenigsten genannten Werte der EU fällt, aber „Durchsetzungsfähigkeit gegenüber der Welt“ zur Spitzengruppe.

Diese sehr unterschiedlichen Zuordnungen von Werten zu Europa wird auch (im Durcheinander) in der Ländergrafik sichtbar.


Persönliche Werte und die EU bei den jüngeren Deutschen

Dass die Werte des eigenen Lebens und die Werte, die der EU zugesprochen werden, nicht parallel verlaufen (müssen), sei beispielhaft für die Teilnehmer der Studie aus Deutschland illustriert.

Bei „Frieden“, „Menschrechten“ und „Demokratie“ wird das parallel wichtig gesehen. Die persönliche Wichtigkeit von „Sicherheit“ und „Toleranz“ sowie „Freiheit des Einzelnen“ wird für die EU deutlich geringer genannt. Bei den geringen Bedeutungen von „gemeinsamer Kultur“ sowie „Religion und christlich geprägter Kultur“ besteht wiederum Übereinstimmung.

Religionsferne Jugend?

Die mögliche Annahme, dass es sich bei den niedrigen Bewertungen von Religion für das eigene Leben bzw. als gesellschaftlicher sowie EU-Wert um den Ausdruck einer insgesamt religionsfernen Generation der 16- bis 26-Jährigen in den genannten sieben Ländern handeln könnte, lässt sich nicht bestätigen. 79 Prozent der beteiligten Polen, 65 Prozent der Griechen, 62 Prozent der Deutschen und 61 Prozent der Italiener geben an, dass sie einer Religion angehören. Weniger als Hälfte gehören einer Religion an in Spanien (40 Prozent), Frankreich (39 Prozent) und Großbritannien (30 Prozent).

(CF)