Religions- und Weltanschauungsunterricht, Berlin, 2016/2017
Von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft in Berlin werden jeweils zum Schuljahresbeginn die statistischen Zahlen u. a. zum Religions- und Weltanschauungsunterricht in Berlin veröffentlicht. Seit Jahren ist das Verhältnis zwischen Teilnehmenden und Nichtteilnehmenden nahezu gleich bleibend hälftig.
Insgesamt ist der prozentuale Anteil der am Religions- oder Weltanschauungsunterricht teilnehmenden SchülerInnen in diesem Schuljahr gegenüber 2015 geringfügig zurück gegangen (50,08 und 51,45 Prozent in 2015). Weiterhin besucht etwa jede(r) zweite Schüler(in) den Religionsunterricht oder den Humanistischen Lebenskundeunterricht.
Mit 94,8 Prozent aller teilnehmenden SchülerInnen sind Evangelischer, Humanistischer und Katholischer Unterricht die meistbesuchten weltanschaulichen Unterrichtsfächer. Die verbleibenden reichlich 5 Prozent teilen sich die Angebote von sechs weiteren Unterrichtsanbietern.
Der Anteil der Teilnehmer am Religionsunterricht beträgt an den öffentlichen Schulen 49,1 Prozent. An den privaten allgemeinbildenden Schulen ist er deutlich höher (65,7 Prozent) – was nicht verwunderlich ist, da diese vorwiegend auf weltanschaulich-christlichen Grundlagen beruhen. Jedoch auch dort nimmt inzwischen fast ein Drittel der SchülerInnen an keinem Weltanschauungs- und Religionsunterricht teil. Die SchülerInnen, die am „Sonstigen Religions- und Weltanschauungsunterricht“, darunter fällt auch der Freie Christliche Religionsunterricht, teilnehmen, kommen inzwischen nur noch aus Privatschulen.
Etwa 36 Prozent der Teilnehmer am Religions- oder Weltanschauungsunterricht der Berliner Schulen (62.664) nehmen am Humanistischen Lebenskundeunterricht teil. Dieser verzeichnet mit einer erneuten Zunahme von 2.407 SchülerInnen gegenüber dem Vorjahr (2015: 60.257) den höchsten Zuwachs im Bereich des Religions- und Weltanschauungsunterrichts. Aber auch evangelische Religionsunterricht verzeichnet einen Zuwachs bei den absoluten Schülerzahlen (+483 SchülerInnen), beim katholischen Religionsunterricht ist ein kleiner Rückgang zu verzeichnen (-137 SchülerInnen).
Die Teilnehmerzahlen am Lebenskundeunterricht steigen weiterhin kontinuierlich und liegen bereits seit 2011 über 50.000 SchülerInnen und hat 2015 die 60-Tausend-Marke erreicht. Bei den sonstigen Anbietern von Religionsunterricht sind leicht sinkende Teilnehmerzahlen festzustellen. Nur die Anzahl der Teilnehmer des evangelischen Religionsunterrichts steigen etwas (+480). Prozentual ergibt sich auch in diesem Jahr wegen steigender Schülerzahlen insgesamt nur bei der Humanistischen Lebenskunde ein Zuwachs.
Diese Feststellung ist aber nur in dieser Allgemeinheit richtig, da die Teilnehmerzahlen mit Bezug auf die Gesamtschülerzahlen sich in den vier verschiedenen Jahrgangsstufen gravierend voneinander unterscheiden.
In den Jahrgangsstufen 1-4 (Grundschulen) nehmen vier Fünftel aller SchülerInnen (knapp 78 Prozent) am Religions- und Weltanschauungsunterricht teil.
In den Jahrgangsklassen 5 und 6 (Grundschulen, Integrierte Sekundarschulen1 und Gymnasien) sind es knapp zwei Drittel aller SchülerInnen (65,6 Prozent), während die Teilnehmerquote in der Jahrgangsstufe 7 bis 10 (Integrierte Sekundarschule und Gymnasien) auf fast ein Viertel aller Schüler sinkt (25,4 Prozent). In der Jahrgangsstufe 11 bis 13 (Gymnasien) sind es dann nur noch reichlich 12 Prozent aller SchülerInnen, die dieses Unterrichtsangebot annehmen.
Diese Verteilungen innerhalb der jeweiligen Jahrgangsstufen sind seit Jahren weitgehend auf gleichem Niveau. Bemerkenswert ist dabei, dass in den älteren Jahrgangsstufen die geringere Nachfrage nach Religions- und Weltanschauungsunterricht für alle Angebote gleichermaßen gilt.
Die seit Jahren etablierten Angebote der evangelischen und katholischen Kirche haben im Schuljahr 2016/17 auf die höhere Schülerzahl bezogen leichte Verluste, während die Humanistische Lebenskunde als einziges Angebot mehr Teilnehmer gewinnen konnte.
Der evangelische Religionsunterricht insgesamt verliert gegenüber dem Jahr 2015 in der Teilnahmequote etwa ein halbes Prozent. In den vier Jahrgangsstufen betrifft dies am stärksten die Klassenstufe 1-4 (-1,06 Prozentpunkte) und die Klassen 7 bis 10 (-0,74 Prozentpunkte). In den anderen Klassenstufen sind geringfügige Rückgänge.
Die Teilnehmerzahlen für den katholischen Religionsunterricht weisen für alle Jahrgangsstufen kleine Rückgänge (0,11 bis 0,64 Prozentpunkte) auf. Insgesamt entsteht ein Rückgang um -0,26 Prozentpunkte.
Die Humanistische Lebenskunde weist vor allem in den unteren Jahrgangsstufen recht eindeutige Zuwächse von einem halben Prozentpunkt auf, während in den oberen Klassenstufen leichte Rückgänge entstanden sind (-0,33 und -0,35). In der gymnasialen Stufe ist in diesem Jahr ebenfalls ein leichter Zuwachs zu verzeichnen.
Die jährlichen prozentualen Veränderungsraten der (TeilnehmerInnen)zahlen2 zeigen mehrere Aspekte:
- Die absoluten Teilnehmerzahlen am Religions- und Weltanschauungsunterricht sind im betrachteten Zeitraum von 20 Jahre mit einigen zwischenzeitlichen Schwankungen angestiegen. Dieser Anstieg liegt im Wesentlichen in den sich erhöhenden Teilnehmerzahlen der Humanistischen Lebenskunde begründet.
- Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist die prozentuale Teilnehmerzahl am Weltanschauungs- und Religionsunterricht wegen steigender Schülerzahl etwas gesunken. Ausnahme bildet die Humanistische Lebenskunde. Dort sind offensichtlich neue Angebote für SchülerInnen attraktiver.
- Da sich die Schülerzahlen jährlich ändern, ist es wichtig auch diese Bezugsgröße zu betrachten. Nachdem sich über Jahre die Schülerzahl immer weiter verringerte (1996 bis 2012 um fast ein Viertel), steigt sie seit 2012 wieder an (Zuwachs von 8,4 Prozent).
- Die jährlichen Veränderungen in den Jahrgangsstufen verlaufen von der Tendenz parallel zueinander.
- Die verlässliche Zahl ist der jeweilige Anteil der Teilnehmer (Quote) am jeweiligen Unterricht bezogen auf die Gesamtschülerzahl insgesamt und in den Jahrgangsstufen. Da die Bezugsgröße (Gesamtschülerzahl) um 3 Prozent gestiegen ist, sind trotz z. T. absolut steigender Teilnehmerzahlen prozentual leichte Rückgänge zu verzeichnen.