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Gestorbene und kirchliche Bestattungen

Bestattung durch die Kirche? Das ist auch für Kirchenmitglieder keine unbedingte Selbstverständlichkeit mehr. Die christliche Gewissheit eines Lebens nach dem Tode setzt allerdings auch eine christliche Beerdigung voraus. In vier ALLBUS-Umfragen (1982, 1992, 2002 und 2012) liegen dazu ebenso Daten vor, wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes und der Kirchen (1952 bis 2012). Die Tendenzen sind parallel.

Die Feststellung der Religionszugehörigkeit im Verbund mit Geburten, Eheschließungen und Verstorbenen wurde für die Bundesstatistik per Gesetz Ende 2013 beendet, da immer weniger Menschen ihre Religionszugehörigkeit angeben – weil sie keine mehr haben. Da die Erfassung bereits im Oktober 2013 unvollständig wurde, ist 2012 das letzte vergleichbare Jahr mit einer Vollerhebung.
Anstatt die Kriterien der Religionsstatistik zu erweitern, wie in anderen Ländern Europas, wurde sie für Deutschland einfach beendet. Das wird sich auch noch weiter fortsetzen, da im Zensus 2021 – nach den Erfahrungen mit dem Zensus 2011 ‒ nicht mehr nach der Religionszugehörigkeit gefragt werden wird.

Aufgrund der Angaben der beiden Kirchen steigen in der (alten) Bundesrepublik Deutschland die Bestattungsziffern der verstorbenen Kirchenmitglieder bis Mitte der 1960er Jahre (auf hohem Niveau) weiter an und verharren dann für die katholische Kirche bis 1990 auf einer Bestattungsquote von rund 97 Prozent; für die EKD-Evangelischen ist es eine Quote von rund 94 Prozent, die sich dann seit Beginn der 1980er Jahre dann leicht auf 91 Prozent abflacht.

Am Beginn der Jahrtausendwende werden jedoch diese hohen Quoten langsam aber kontinuierlich geringer. Für die katholische Kirche verringern sie sich bis 2012 auf 86 Prozent, für die EKD-Evangelischen auf 81 Prozent.

Dieser Trend, der langsamen Verringerung der Bestattungsziffern, zeigt sich parallel dazu auch in den ALLBUS-Umfragen (Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften) 1982, 1992. 2002 und 2012.

Für die römisch-katholischen Befragten sinkt der Anteil derjenigen, die kirchlich bestattet werden wollen, von 82 auf 72 Prozent, für die EKD-Evangelischen von 89 auf 77 Prozent.

2012 äußert nur noch die Hälfte der Bevölkerung den Wunsch, kirchlich bestattet zu werden, ebenso viele wollen es nicht bzw. es ist ihnen gleichgültig.

Die EKD selber hat zu diesem Rückgang der Bestattungsquoten keine Erklärung. Allerdings kann man Hypothesen dazu formulieren.

Der Unterschied zwischen den östlichen und den westlichen Bundesländern könnte aber auf eine Einflussgröße hinweisen.

Es könnte die Situation der Diaspora sein, d. h. der Minderheitenposition, in dem der gesellschaftlich-kirchliche Zusammenhang – vor allem bei den EKD-Evangelischen – und damit die Inanspruchnahme kirchlicher Riten geringer wird.

Ein anderer Grund könnte sein, dass mit dem Alter der Glaube an das ewige Leben geringer wird, wie es eine Umfrage von idea.de ergab. Wenn man nicht (mehr) an ein Leben nach dem Tod glaubt, erübrigt sich auch eine christliche Beerdigung.

Eine weiterer Hinweis könnte darin liegen, dass sich eine Diskrepanz zwischen der Realität und dem Wunsch nach einer kirchlichen Bestattung darstellt, wie es die ALLBUS-Daten anzeigen.

Das Absinken der Quoten verläuft parallel, die Unterschiede könnten allerdings ein Hinweis darauf sein, dass aus gesellschaftlicher Konvention immer noch mehr kirchliche Bestattungen stattfinden, als es eigentlich gewollt wird.

(CF)