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Katholiken und Kirchenmitgliedschaft 2018

Die Heterogenität der Kirchenmitglieder in Deutschland ist nicht nur in früheren Studien dargestellt worden, sondern – für die katholischen Kirchenmitglieder – auch aktuell detailliert erfasst und in mehrfacher Hinsicht beschrieben. Zwei gleich große Gruppen (jeweils 42 Prozent) lassen sich (2018) unterscheiden: Einerseits die „Gläubigen“, andererseits die „Entfremdeten/religiösen Freigeister“. Hinsichtlich der Verbundenheit wird der Anteil der Kritisch-Kirchenverbundenen über die Jahre größer, trotz der Kirchenaustritte.

Die Sinus-Studie im Auftrag der katholischen Medien-Dienstleistung (MDG) für das Erzbistum München „Kirchenmitglied bleiben?“ ist nun publiziert. Vorab war bereits bekannt geworden, dass 41 Prozent der katholischen Kirchenmitglieder schon einmal über einen Kirchenaustritt nachgedacht haben. „Zu den Gründen, warum austrittsgeneigte Katholiken letztlich doch in der Kirche bleiben, zählt nach Erkenntnissen der Sozialforscher unter anderem die Bequemlichkeit. Der Gang zum Standesamt und das Ausfüllen eines Formulars seien ihnen zu mühsam.“ Dazu nun, aus der Vielzahl der publizierten Ergebnisse, etwas Grundsätzliches.

In der Unterscheidung nach Glaubens-Typen bestehen zwei gleich große Gruppen unter den katholischen Kirchenmitgliedern (jeweils 42 Prozent): zum einen „Bekennende/Gläubige“ bzw. zum anderen „Entfremdete/Religiöse Freigeister“. Eine dritte, kleinere Gruppe (16 Prozent) bilden die Katholiken, hier „Pragmatiker“ genannt, denen Caritas und soziales Engagement wichtig sind.

Diese Zuordnungen unterscheiden sich insofern von der zitierten Quelle „Kirchenmitglied bleiben?“ da dort die „Sozial-Focussierten“ zu den „Bekennenden/Gläubigen“ gezählt wurden, was sich allerdings sowohl in der Übersicht „Strategische Positionierung“ (auf S. 164) wie in der „Kirchenaustrittsbereitschaft (S. 163) nicht bestätigt, da sie dort zusammen mit den „Dienstleistungsorientierten“ eine mittlere Position einnehmen.

In einer weiteren Typisierung wurde das Verhältnis zur katholischen Kirche erfragt. 61 Prozent betrachten sich als Kirchenverbundene, jedoch sind 45 Prozent der Kirchenmitglieder Kritisch-Kirchenverbunde. Die zweigrößte Gruppe sind die „Kirchen-unabhängigen Christen“ (21 Prozent) gefolgt von den „Gläubigen Kirchennahen“ (16 Prozent).

Bereits 2010 hatte die MDG zusammen mit dem IfD, Allensbach und Sinus, Heidelberg die Ergebnisse eines „Trendmonitor 2010: Religiöse Kommunikation“ veröffentlicht. In diesem „Trendmonitor 2010“ wurde eine vergleichbare Zuordnung erfragt und kategorisiert (2018 wurde die Kategorie „Individual-Religiöse“ ergänzt). Der Vergleich verweist auf einen doppelte Trend.

Dazu heißt es im „Trendmonitor 2010“ (auf S. 39): „Allerdings müssen bei der Interpretation dieser Trenddaten ‚Siebungseffekte’ beachtet werden: Immer geht es darum, was in der Kirche verbliebene Katholiken zum jeweiligen Messzeitpunkt denken und fühlen. Das heißt, Stabilität oder auch Verbesserungen sind teils auch darauf zurückzuführen, dass ein Teil der Kirchenkritischen bzw. Kirchenfernen, die 2002 noch Mitglied der katholischen Kirche waren, inzwischen aus der Kirche ausgetreten sind und damit gleichsam ‚ausgesiebt’ wurden.“ Das gleiche gilt für die Zahlen aus dem Jahr 2018.

Das bedeutet aber zum einen, dass die Anzahl der „gläubigen Kirchennahen“ gesunken ist, obwohl sie durch die Kirchenaustritte eigentlich in ihren Anteilen hätte relativ steigen müssen. Allerdings kann hier auch eine Rolle spielen, dass diese Gruppe den höchsten Altersdurchschnitt aufweist, d. h. auch die höchsten Verluste durch Verstorbene.

Zum anderen hat sich die Gruppe der „Kritisch-Kirchenverbundenen“ von 2009 bis 2018 signifikant erhöht (von 37 auf 45 Prozent). Das deutet darauf hin, dass die Zahlen der Kirchenaustritte nur ein formal-sichtbares Phänomen darstellen und innerhalb der Kirchenmitglieder der kritische Blick auf den Klerus stärker wird.

Fazit

Die 2018-Studie bestätigt nicht nur die Daten des zitierten Trendmonitors 2010, sondern ebenfalls die großen Unterschiede unter katholischen Kirchenmitgliedern nicht nur zum Schwangerschaftsabbruch sondern auch hinsichtlich von Lebensauffassungen, ebenso wie bei den Glaubensvorstellungen oder bei den Gottesvorstellungen.

(CF)

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