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Kirchenaustritte in den Bistümern, 2017-2023

Fowid-Statistikbeobachter: Da der Kirchenaustritt von römischen Katholiken eine Reihe von persönlichen Konsequenzen hat – von denen der Ausschluss von den Sakramenten durchaus wesentlich ist –, gilt der Kirchenaustritt als einer der Indikatoren für eine grundlegende Distanzierung zur Kirche. Ist das Erzbistum Köln der ‚Spitzenreiter‘ in der Distanzierung von Katholiken zur Kirche? Medial ja, realiter: nein.

Im Laufe des Jahres 2023 sind 402.694 Mitglieder aus der römisch-katholischen Kirche in Deutschland ausgetreten. Das sind rund 2 Prozent (1,92) der römischen Katholiken. Aufgrund der Statistik des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz zu den „Eckdaten des kirchlichen Lebens 2023“ lassen sich die Austrittszahlen für die einzelnen Diözesen darstellen. (Vgl. Tabelle 1 am Schluss des Textes.)

Über „Kardinal Woelki und die Krise im Erzbistum Köln“ gibt nicht nur beim WDR ein Dossier, auch auf katholisch.de gibt es eine lange Liste von Artikeln zum amtierenden Erzbischof, ebenso wie im Kölner Stadt-Anzeiger. Entspricht diese mediale Aufmerksamkeit den Austrittszahlen im Erzbistum Köln? Nein. Bezogen auf die Anzahl der Austritte als Anteil an den Kirchenmitgliedern stehen die Bistümer Hamburg, Berlin und Limburg an der Spitze. (Es sind die ‚Metropolen‘: Im Bistum Limburg liegt auch Frankfurt/Main).

Das Erzbistum Köln hat zwar nach der Anzahl die höchsten Austrittszahlen, die jedoch wenig besagen, wenn man sie nicht mit den Mitgliederzahlen in Bezug setzt. (Tabelle 2.1.)

Bringt man die Bistümer für die Jahre 2017 bis 2023 jeweils in eine ‚Rangfolge‘, hat das Erzbistum in keinem dieser Jahre den ‚Spitzenplatz‘. (Tabelle 2.2.) In den vergangenen drei Jahren rangiert es gleichbleibend auf Rangplatz 4. Nur ein einem Jahr – 2021 – hat das Erzbistum den ‚Spitzenplatz‘, als es um die Veränderungen der Austritte gegenüber dem Vorjahr ging. (Tabelle 2.3.)

Betrachtet man jedoch die „Top Ten“ hinsichtlich der Höhe der Veränderungen im Jahr 2023 gegenüber 2022, so sind es noch andere Bistümer, als die, deren Bischofssitz sich in einer Metropole befindet (Tabelle 2.3.)

Hamburg, Frankfurt, Berlin sind zwar auch dabei, aber der Spitzenreiter ist das kleinste Bistum: Görlitz. Und dabei sind auch die Bistümer Essen, Magdeburg, Mainz, Freiburg, Aachen und Paderborn.

Die mediale Fokussierung auf das Erzbistum Köln übersieht dabei, dass wesentliche, aktuelle Probleme vor allem in den Flächen der ‚Provinz‘ stattfinden: Die Verringerung der Mitgliederzahlen in den katholischen Frauenverbänden, ebenso wie die Kirchenaustritte von Frauen.

Carsten Frerk.

Tabellen

(Im Anhang die auslesbaren Daten für die Tabellen und Grafiken in einer Excel-Datei).