Kirchliches Leben Landeskirche Württemberg 1960 - 2017
Die Evangelische Landeskirche in Württemberg ist die sechstgrößte von 20 Landeskirchen der EKD und Mitglied der Konferenz der Kirchen am Rhein. Sie hat ihren Sitz in Stuttgart. Die Kirche hat 2.022.740 Gemeindeglieder, das sind fast 32 Prozent der Bevölkerung (12/2017) in 1.282 Gemeinden. In der Stiftskirche Stuttgart wurde 1534 eine der ersten evangelischen Predigten in Württemberg gehalten. Eine besondere Bildungseinrichtung für angehende Theologen der Landeskirche ist das Tübinger Stift. 1945 wurde die erste Evangelische Akademie in Bad Boll gegründet.
Geschichte
Das Gebiet der Evangelischen Landeskirche in Württemberg umfasst im Wesentlichen das Land Württemberg, welche 1950 durch die Eingliederung des hohenzollerschen Kirchenkreises der Rheinischen Landeskirche erweitert wurde.
Bereits 1534 setzte Herzog Ulrich von Württemberg in seinem Herzogtum die Reformation durch. Damit war die Evangelischen Landeskirche gegründet. Der Herzog und später der jeweilige König von Württemberg war Oberhaupt der Landeskirche, d. h. der jeweilige Herrscher vereinigte die weltliche und die kirchliche Macht. Alle bisherigen katholischen Bischöfe verloren ihre Rechte.
Die Evangelische Landeskirche in Württemberg war damit von Anfang an eine Lutherische Kirche. Bis 1806 war das Herzogtum Württemberg ein rein evangelisches Gebiet. Erst als Württemberg zum Königreich wurde und große katholische Gebiete (Oberschwaben) durch Napoleon zugeschlagen bekam, gab es keine einheitliche religiöse Struktur mehr. Doch auch in diesen katholischen Gebieten (Süd-)Württembergs entwickelten sich ab Ende des 19. Jhd. evangelische Gemeinden.
Kirchliches Leben
Die beiden zukunftsträchtigen Ereignisse des kirchlichen Lebens, die Taufen und die Trauungen sind in der Landeskirche Württemberg durchgehend auf einem höheren Niveau als in der gesamten EKD.
Die Anzahl der Trauungen pro 1.000 Kirchenmitglieder nähert sich immer mehr den Werten der gesamten EKD an, bleibt auf gleichem Niveau und ist ab 2010 durch das Absinken des EKD-Durchschnitts relativ höher. Die Anzahl der Taufen bleibt beständig höher. Dies ist ebenso bei der Anzahl der Konfirmationen spürbar. Der „Höhepunkt” bei den Taufen im Jahr 1991 ist ebenso ein „Höhepunkt” bei den Konfirmationen 14 Jahre später. Daraus könnte man schließen, dass der Mitgliederverlust kaum aus dieser Altersgruppe entsteht und auch weniger aus der Altersgruppe bis Mitte dreißig, da bis zur Konfirmation meist der Einfluss der Eltern auf die Entscheidung der Kinder maßgeblich ist. Konfirmationen erfreuen sich bis 2013 nach wie vor als Initiationsfeier großer Beliebtheit. Seit 1986 ist hierbei ein Rückgang von nur 19 Prozentpunkten zu verzeichnen, gegenüber 26 Prozent in der gesamten EKD. Allerdings ist ab 2014 auch in Württemberg ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen und der Verlust beträgt hier vom aktuellen Jahr 2017 zu 1986 ebenfalls ca. 40 Prozentpunkte.
Das Jahr 1967 weist eine vergleichsweise hohe Zahl an Konfirmationen auf. Endgültig konnte dieses Phänomen , was auch in anderen Landeskirchen auftritt, nicht geklärt werden, hängt aber vermutlich mit dem Wechsel des Schuljahresbeginns zusammen. In dem Jahr 1967 wurden zwei Kurzschuljahre eingeführt, die damit auch aus zwei Schuljahren die Konfirmanden enthielten.
Das „Jahr der Taufe” 2011 ist dagegen kaum zum Tragen gekommen. Es sind sogar etwa 3 Prozent weniger getauft worden als 2010.
Im Zeitraum 2000 bis 2017 hat sich die Mitgliederzahl vergleichsweise weniger verringert (minus 16 Prozent) – als in der gesamten EKD (-20 Prozent). Die Zahl der Taufen hat sich im gleichen Zeitraum etwa in gleicher Größenordnung (minus 30 Prozent) verringert wie in der EKD (minus 31Prozent), etwas weniger die Anzahl der Trauungen (minus 32 Prozent vs. minus 38 Prozent). Gegenüber 2000 besuchen nur noch etwa ein Drittel der Kirchenmitglieder die Gottesdienste, wobei 2011 und 2013 ein kleiner Anstieg zu verzeichnen ist. Die Konfirmationen sind ab 2002 wieder etwas mehr nachgefragt, was vermutlich auch mit den etwas höheren Taufzahlen zwischen 1988-1992 zusammenhängt.
Die Austrittszahlen sind 2014 etwa doppelt so hoch wie 2012, was im Zusammenhang mit den steuerlichen Änderungen zum Kirchensteuereinzug durch die Banken zu sehen ist. Viele überdenken ihre Zugehörigkeit zur Kirche neu.
Die Landeskirchenleitung hat den Schwund an Kirchenmitgliedern wohl erkannt und möchte darauf reagieren. Sie sehen die Ursache im demografischen Wandel der Mitgliederstruktur. Im Land Baden-Württemberg ist die Zahl der Einwohner seit 1990 um reichlich 12 Prozent gestiegen. In den einzelnen Altersgruppen gibt es nur in der Gruppe der 34-48-Jährigen eine deutliche Verringerung. Bei den jungen Leuten zwischen 18 und 33 Jahren sind in den letzten 13 Jahren seit 2005 fast keine Veränderungen feststellbar. Aber es gibt aktuell einen höheren Anteil der über 77-Jährigen. Doch das sind diejenigen, die in den Jahren vor 1942 geboren wurden, als noch ca. 70 Prozent evangelische Kirchenmitglieder waren. Diese Altersgruppe neigt wenig zu Austritten, da sie die in den letzten Jahren vorgenommenen Steueränderungen nicht oder wenig berührte. Zudem ist es die Generation, die sehr eng mit der Kirche verbunden ist und für die ein Austritt undenkbar ist. Die Kirche bemüht sich mit mehr Angeboten, vor allem die jungen Leute wieder in die Kirche zu bekommen. Dieses Konzept lässt sich offenbar schwer umsetzen, wie die Entwicklung der Kinder- und Jugendangebote zeigen.
(aktualisiert 2019 -SFE)