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Kirchliches Leben Reformierte Kirche 1960 - 2017

Die reformierten Kirchen gehören zu den evangelischen Kirchen und sind größtenteils in der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen zusammengeschlossen. Die Bibel nimmt eine zentrale Stelle bei der Verkündigung des Evangeliums ein. Wesentliches Merkmal reformierter Theologie ist die starke Betonung der Erwählung bestimmter Menschen zum Heil (bzw. zur Verdammnis) durch Gott ohne Einfluss des Menschen.

Die Gemeinden der Evangelisch-reformierte Kirche verteilen sich über das ganze Bundesgebiet und befinden sich vornehmlich in Ostfriesland, dem Emsland, in der Grafschaft Bentheim sowie im östlichen Niedersachen und in Bayern. Sie verstehen sich als evangelische Gemeindekirche mit presbyterial-synodaler Struktur: Die Leitung liegt auf allen Ebenen bei gewählten Mitgliedern. Tradition und Selbstverständnis der reformierten (d. h. erneuerten) Kirche gehen zurück auf die Reformation Ulrich Zwinglis und Johannes Calvins.

Geschichte

Die reformierten Gemeinden der heutigen Evangelisch-reformierten Kirche haben eine sehr unterschiedliche Geschichte und Tradition. Die meisten Gemeinden gehörten im 19. Jahrhundert zum Königreich Hannover, das 1866 eine preußische Provinz wurde. Dafür wurde 1882 eine gemeinsame Synodalordnung erlassen und ein Konsistorium gebildet. Anfang des 19. Jhd. ließ sich innerhalb der Provinz Hannover keine Union zwischen lutherischen und reformierten Gemeinden realisieren.

Die reformierten Gemeinden in Hannover, Altona, Hann. Münden, Göttingen, Celle, Bückeburg-Stadthagen und Braunschweig traten später der Evangelisch-reformierten Kirche bei. Andere bildeten ab 1928 gemeinsam mit der Evangelisch-reformierten Gemeinde Göttingen und der reformierten Kirche Bayerns den Bund Evangelisch-reformierter Kirchen Deutschlands.

Oberhaupt der Hannoverschen Provinzialkirchen, also sowohl der lutherischen als auch der reformieren Kirche, war der König von Preußen als summus episcopus. Die geistliche Leitung der reformierten Kirche oblag dem Superintendenten in Aurich.

Nach Gründung der Evangelisch-reformierten Kirche der Provinz Hannover 1882 wurden weitere Gemeinden aufgenommen, und zwar 1886 die unierte Kirchengemeinde Freren/Emsland und 1901 die evangelisch-reformierte Gemeinde Hannovers. Ferner entstanden in jenen Jahren auch neue reformierte Gemeinden, u. a. in Hameln und Hildesheim.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden beide Landeskirchen der Provinz Hannover selbständig, indem sie 1922 eigene Verfassungen erhielten. Das paritätisch besetzte Konsistorium in Aurich wurde in ein reformiertes Konsistorium umgewandelt. Die von Aurich aus verwaltete Kirche nannte sich nunmehr Evangelisch-reformierte Landeskirche der Provinz Hannover. Das Konsistorium in Aurich wurde zum „Landeskirchenrat“. Die Verfassung der Kirche trat jedoch erst 1925 endgültig in Kraft.

In den folgenden Jahren wurden weitere Gemeinden in die Kirche aufgenommen: Neben den bereits 1923 aufgenommenen Gemeinden Altona, Celle und Hannoversch-Münden, kam 1927 die reformierte Gemeinde Lübeck und 1937 die reformierten Gemeinden in Rinteln und Möllenbeck hinzu. Das Gebiet der Landeskirche reichte nunmehr erstmals über die Grenzen der Provinz Hannover hinaus.

Ab 1949 nannte sich die Landeskirche, den neuen Verhältnissen entsprechend, Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland.

Im Jahr 1951 schloss sich die Stuttgarter reformierte Gemeinde an. In den 1950er Jahren zog die Kirchenleitung nach Leer (Ostfriesland) um. 1959 gab sich die Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland eine neue Verfassung, die inhaltlich aber im Wesentlichen die alte Verfassung von 1922 bestätigte.

1989 erfolgte die größte äußerliche Änderung der Landeskirche. Es schloss sich ihr die Evangelisch-reformierte Kirche in Bayern an und nannte sich Evangelisch-reformierte Kirche – Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland. Zur gleichen Zeit wurde auch die Verfassung der Kirche erneuert.

Im Zuge der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten 1990 traten 1993 auch die reformierten Gemeinden in Bützow (Mecklenburg) und Leipzig mit der inzwischen gegründeten Filialgemeinde Chemnitz der Evangelisch-reformierten Kirche bei. Ein Jahr später, 1994, wurde Chemnitz-Zwickau eine selbständige Gemeinde.

Im Dezember 2006 unterzeichnete die reformierte Landeskirche nach 170 Jahren der Kirchenspaltung mit der Evangelisch-altreformierten Kirche  einen kirchenhistorisch bedeutsamen Kooperationsvertrag. Seit Ende 2009 bezeichnet sich die Landeskirche offiziell als „Evangelisch-reformierte Kirche“ ohne den Zusatz Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland.  Im Jahr 2012 traten die Evangelisch-Reformierte Kirche in Hamburg und die Evangelisch-reformierte Gemeinde Braunschweig der Landeskirche bei. Ein Jahr später folgte die Gemeinde in Göttingen.

Die Ordination von Frauen zum Pfarramt ist wie in allen Gliedkirchen der EKD möglich. Die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare ist mit Zustimmung der jeweiligen Gemeinde möglich. 2017 hat die Gesamtsynode einer liturgischen Trauordnung zugestimmt, die für alle Eheschließungen gültig ist.

Kirchliches Leben

grafik

Die beiden zukunftsträchtigen Ereignisse des kirchlichen Lebens, die Taufen und die Trauungen sind in der Reformierten Kirche durchgehend auf einem höheren Niveau als in der gesamten EKD. Dies trifft auch für die Anzahl der Konfirmationen zu.

Auch wenn die Anzahl der Trauungen pro 1.000 Kirchenmitglieder sich immer mehr den Werten der gesamten EKD annähert (2005 und 2006 leicht darunter sinkt), so bleibt die Anzahl der Taufen beständig höher. Aber auch hier ist eine Annäherung an die Durchschnittszahlen der EKD zu verzeichnen und seit 2012 ist die Zahl der Taufen bezogen auf die Gemeindemitglieder nur noch genauso groß wie im gesamten EKD-Durchschnitt.

Im Zeitraum 2000 bis 2017 hat sich die Mitgliederzahl vergleichsweise weniger verringert als in den gesamten EKD (minus 11 Prozent vs. 19 Prozent). Die Zahl der Taufen hat sich gegenüber der EKD insgesamt (minus 33 Prozent) im gleichen Zeitraum etwas mehr verringert (minus 31 Prozent). Bei den Konfirmationen entspricht der prozentuale Verlust etwa dem in der gesamten EKD (-36 Prozent)

Auch wenn es einen kurzzeitigen Anstieg bei den Trauungen im Jahr 2012 gab, ist der Verlust gegenüber dem Jahr 2000 über 40 Prozent (EKD minus 38 Prozent).

Die Anzahl der Bestattungen ist über die letzten 30 Jahre auf etwa gleichem Niveau geblieben, was auf eine ausgeglichene Bevölkerungsstruktur hinsichtlich des Alters schließen lässt.

Die Austrittszahlen in den Jahren 2013ff. sind vergleichsweise zu den vorherigen Jahren hoch (jeweils ca. 30 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr), jedoch im Jahr 2014 niedriger als im EKD-Duchschnitt (ca. 50 Prozentpunkte). Nur noch reichlich 4 Prozent der Gemeindeglieder besuchen 2017 den sonntäglichen Gottesdienst.

Kirchliches Leben Ref. Kirche absolute Zahlen
Tabelle TA2

Kirchliches Leben Ref. Kirche relative Zahlen
tabelle TR2

(SFE - aktualisiert 2019)