Konfessionsfreie in Schottland 2022
Schottland ist die Region in Großbritannien, in der es den höchsten Anteil an Konfessionsfreien gibt. Es ist mittlerweile die Mehrheit (2022: 56 Prozent) der Bevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommen drei unterschiedliche Studien in den vergangenen fünf Jahren. Dieser Trend erscheint aufgrund der erheblich jüngeren Altersverteilung der Konfessionsfreien auch als nicht umkehrbar.
Es ist selten, dass in fünf Jahren drei Datenerhebungen stattfinden, in denen die Religionszugehörigkeit bzw. Konfessionsfreiheit thematisiert wird. Für den Zensus 2021 im Vereinigten Königreich wird es für Schottland – im Unterschied zu den Auswertungen für Wales und England – erst im zweiten Halbjahr 2023 Ergebnisse geben, da dieser Zensus in Schottland erst 2022 realisiert wurde.
Die Ergebnisse der YouGov-Umfrage 2022 (für die Humanisten Schottlands) sowie die Ergebnisse der Umfrage 2011 lassen die Entwicklung des vergangenen Jahrzehnts erkennen.
Die Konfessionsfreien („No Religion“) erhöhen den Anteil seit 2011 um 14 Prozentpunkte von 42 auf 56 Prozent, d. h. durchschnittlich jedes Jahr um gut einen Prozentpunkt, den die Church of Scotland verliert. Ebenso verlieren die römischen Katholiken. In den Altersgruppen sind diese Veränderungen bei den 18-34-Jährigen überdurchschnittlich mit mehr als 20 Prozentpunkten.
Deutlich ist der Unterschied zwischen den Konfessionsfreien und den Christen im Altersaufbau. Der deutlich jüngere Altersaufbau der Konfessionsfreien verweist darauf, dass diese Veränderungen auch in Zukunft bestehen und weitergehen werden.
2021/2022 hat Statista im Rahmen einer internationale Umfrage („Global Consumer Survey“) auch die Daten für die Anteile der Konfessionsfreien in den Landesteilen des Vereinigten Königreiches erfasst. Dazu heißt es auf der Seite von Statista (von Anna Fleck)
“45 Prozent der Briten würden sich selbst als Atheisten oder Nicht-Religiöse bezeichnen. Dies geht aus neuen Daten der Global Consumer Survey (GCS) von Statista hervor, wobei London den niedrigsten Anteil an Atheisten und Nicht-Religiösen im Land aufweist. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die Hauptstadt den höchsten Prozentsatz an Gläubigen anderer Religionen aufweist, darunter Muslime, die 13 Prozent der Befragten in der Region ausmachen, und Hindus, die 4 Prozent ausmachen. Es überrascht vielleicht nicht, dass es in Nordirland auch nicht viele Atheisten und Nichtreligiöse gibt. Dies ist jedoch darauf zurückzuführen, dass es sich um ein stark christlich geprägtes Land handelt, in dem 63 Prozent der Menschen den Glauben praktizieren. Aus den GCS-Daten geht die protestantisch-katholische Kluft nicht hervor.“
2019 hat das „Office of National Statistics“ detaillierte Datenreihen zur Religionszugehörigkeit 2011 bis 2018 publiziert, sowie 2018 bis 2019 nach Geschlecht und Alter. Quelle dafür ist der Annual Population Survey.
Für die Konfessionsfreien werden 52 Prozent genannt, so dass sich 2018/2019 bis 2022 eine kontinuierliche Entwicklung von 52 – 54 – 56 Prozent zeigt. Die Christen (aller Denominationen) haben einen Anteil von 43 Prozent, so dass die kleineren Religionsgemeinschaften mit zusammen 5 Prozentpunkten eher marginal bleiben.
Vergleicht man diese beiden großen Gruppen (die Konfessionsfreien bzw. die Christen) hinsichtlich der Altersgruppenanteilen unter den Frauen bzw. Männern, so zeigt sich, dass in den drei Landesteilen (England, Schottland, Wales) die Verteilungen nicht stark voneinander abweichen.
Bei den Konfessionsfreien sind innerhalb der Frauen die Unter-30-Jährigen (mit 46 Prozent) stärker vertreten als bei den Männern (43 Prozent), bei den Christen sind die Unter-30-Jährigen Frauen (mit 26 Prozent) geringer vorhanden als bei den gleichaltrigen Männern (Anteil von 31 Prozent der Männer).
Auch in diesen Daten wird der unterschiedliche Altersaufbau von Konfessionsfreien bzw. Christen noch einmal deutlich. Während nur 14 Prozent der Konfessionsfreien älter als 60 Jahre sind, beträgt dieser Anteil bei den Christen mehr als ein Drittel (34 Prozent).
Zudem zeigt sich in diesen Daten auch ein weiterer Unterschied, indem bei den Konfessionsfreien in allen Altersgruppen etwas mehr Männer sind, sind es bei den Christen in allen Altersgruppen ausgeprägt mehr Frauen.
In allen Landesteilen Großbritanniens sind diese Unterschiede feststellbar. Es zeigt sich jedoch, dass diese Ausprägungen in den jüngeren Altersgruppen weniger stark sind, d. h. die Unterschiede in der weltanschaulichen Orientierung von Frauen und Männern werden bei den Jüngeren geringer.
Fazit
Diese Daten bestätigen den langfristigen Trend, wie er auch bereits in den Scottish Household Surveys für die Jahre 2009 – 2018 festgestellt wurde.
Diese Trends – die Verringerung der Anhänger christlicher Religionen und der Anstieg Konfessionsfreien – zeigt sich auch parallel in anderen Zusammenhängen, wie dem Rückgang der kirchlichen Trauungszeremonien. In Schottland haben zudem die Humanisten mittlerweile eine höhere Zahl von Trauungen als die Church of Scotland.
Und, in diesem Zusammenhang, erscheint es sachdienlich, darauf hinzuweisen, dass einer der wesentlichen Philosophen der englischsprachigen Aufklärung ein Schotte war: David Hume.
Carsten Frerk