Konfessionsfreie in den USA
Der Anteil der Konfessionsfreien in den USA wächst in kleinen Schritten kontinuierlich an. Rund ein Viertel (26 Prozent) der erwachsenen US-Amerikaner erklären sich 2018/2019 als Konfessionsfrei/ religiös Ungebunden („Unaffiliated“). Eine Entwicklung, die in Trend und Größenordnung eine Parallele in Kanada hat.
In Fortschreibung der Daten zur Religionslandschaft in den USA mit Umfragen aus 2018 und 2019 konstatiert das Pew Research Center: „In den USA setzt sich der Rückgang des Christentums in rasantem Tempo fort“ („In U.S., Decline of Christianity Continues at Rapid Pace“). Der Anteil der Christen unter der erwachsenen US-Bevölkerung habe sich von 78 Prozent (in 2017) auf 65 Prozent (in 2018/2019) verringert. Der Anteil der nicht-christlichen Religionen habe sich moderat von 5 auf 7 Prozent erhöht, der Anteil der Konfessionsfreien sei dagegen von 16 auf 26 Prozent gestiegen.
In der internen Zusammensetzung der Konfessionsfreien sind in dieser Gruppe (umgerechnet) rund 15 Prozent Atheisten, 20 Prozent Agnostiker und 65 Prozent sagen „Nicht Besonderes“ („nothing in particular“), mit anderen Worten, sie sind an Religion uninteressiert.
Eine genauere Untergliederung der „Christen“ – zumindest in den zusammenfassenden Großgruppen „Protestant, Katholik und Konfessionsfrei“ verweist – für die Zeit von 2007 bis 2019 - auf die Konstanz der Katholiken (um die 20 Prozent) und die größeren Verringerungen bei den Protestanten (von 52 auf 43 Prozent). Die Konfessionsfreien (Anstieg von 16 auf 26 Prozent) sind dadurch die zweitgrößte Gruppe vor den Katholiken.
Diese Trends zeigen sich ebenfalls in den Gallup-Umfragen seit 1948. Die Katholiken haben einen relativ stabilen Anteil im Raum der 20 Prozent, die Konfessionsfreien steigen von 2 Prozent (1948) auf 20 Prozent (in 2018), während die Gruppe der Protestanten sich von 69 auf 35 Prozent verringert. Dieser Trend zeigt sich deutlicher, da Gallup seit dem Jahr 2000 auch die Kategorie „Christ, ohne weitere Spezifizierung“ verwendet, worin vornehmlich frühere Protestanten erfasst werden.
Konfessionsfreie nach Geschlecht, Alter, u.a.m.
Hinsichtlich des Frauen- und Männeranteils zeigen sich die ‚typischen‘ Anteile bei den Konfessionsfreien: weniger Frauen (23 Prozent) als bei den Männern (30 Prozent).
In den Altersgruppen zeigen sich zwei Tendenzen gleichzeitig. Zum einen steigen die Anteile der Konfessionsfreien insgesamt, zum anderen fallen diese Steigerungen in den älteren Altersgruppen jeweils geringer aus. Bei den „Milleniums“ (Geburtsjahrgänge 1981-1996) steigt der Anteil der Konfessionsfreien zwischen 2007 und 2019 von 16 auf 40 Prozent, bei der „Silent Generation“ (Geburtsjahrgänge 1928-1945) bleibt der Anteil konstant.
Auch hinsichtlich anderer Merkmale verläuft der Anstieg des Anteils der Konfessionsfreien (insgesamt plus 10 Prozentpunkte) im Nordosten etwas ausgeprägter ( + 12), was jedoch statistisch kein signifikanter Unterschied zu den anderen Regionen darstellt. Das gleiche gilt für die Bildungsabschlüsse und die leicht höhere Veränderung bei den formal besser Gebildeten.
Signifikant ist alleine der Unterschied des Anstiegs der Konfessionsfreien hinsichtlich der politischen Parteipräferenzen. Bei den (konservativeren) Republikanern ist der Anstieg (+ 6 Prozent) deutlich geringer als bei den Demokraten (+ 15 Prozent).
In der Frage, ob sich der Anstieg der Konfessionsfreien auch in anderen Religionsdaten darstellt, gibt es eine Parallelität bei den Gottesdienstbesuchern, bei denen der Anteil sich im gleichen Maße verringert, wie der Anteil der Konfessionsfreien steigt.
Die Verringerungen in den Anteilen der regelmäßigen Gottesdienstbesucher ist in den demographischen Merkmalen gleichsam die Spiegelung des Anstiegs der Anteile der Konfessionsfreien.
Konfessionsfreie und Religiosität?
Im Bericht zur “Religious Landscape Study” 2014: „U.S. Public Becoming Less Religious” heißt es : „Umfragen des Pew Research Center zeigen immer wieder, dass nicht alle religiösen ‚Nones‘ Ungläubige sind. Tatsächlich sagt die Mehrheit der Amerikaner ohne religiöse Zugehörigkeit, dass sie an Gott glauben. Als Gruppe sind die ‚Nones‘ jedoch weit weniger religiös veranlagt als Amerikaner, die sich mit einem bestimmten Glauben identifizieren. Und die ‚Nones‘ haben nicht nur an Anzahl zugenommen haben, sie sind auch noch weniger religiös geworden als bei der Religious Landscape Study 2007. Das Wachstum der ‚Nones‘ als Teil der Bevölkerung, gepaart mit ihrem abnehmenden Grad an religiöser Praxis, verringert die Gesamtrate des Landes an religiösem Glauben und religiöser Praxis.“
Die Verringerungen im regelmäßigen Gottesdienstbesuch bis 2019 lassen annehmen, dass diese religiösen ‚Restbestände‘ ehemaliger Christen sich bis 2019 weiter verringert haben.
Schaut man zudem in den Appendix der detaillierten Tabellen der PEW-Studie, dann zeigt sich, dass die Kategorie „Glauben an Gott“ - die eine hohe Religiosität suggeriert -, tatsächlich eine recht großzügige Zusammenfassung von drei Intensitäten plus „weiß es nicht“ darstellt.
Durch die Zusammenfassung von vier Antwortkategorien („Ich glaube an Gott… absolut sicher“, „… ziemlich sicher“, „… nicht allzu sicher“ sowie „…weiß es nicht“) zum einzigen „Ich glaube an Gott“ versus „Glaube nicht an Gott“ wird die Gottgläubigkeit in den USA durch PEW deutlich positiver dargestellt, als sie es ist.
Das bestärkt den Vorbehalt, dass das Pew Research Center nicht weltanschaulich neutral arbeitet, sondern durchaus einen religionspolitischen Kurs verfolgt, der zur Verteidigung des Christentums beitragen soll. (Ein Beispiel.)
(CF)