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Nichtreligiöse in den USA

fowid-Notiz: Die Organisation der American Atheist war es leid, dass in den Religionsumfragen in den USA die Atheisten immer in die Gruppe der „Nones“ eingeordnet wurde. Also haben sie eine Online-Befragung organisiert, an der 34.000 Nichtreligiöse teilnahmen. Das ist zwar nicht für alle Nichtreligiösen repräsentativ, ist aber die bisher größte Studie zu dieser Gruppe und bringt zumindest etwas mehr Licht in bisher unbekannte Aspekte der Nichtreligiösen in den USA.

Hemant Mehta von Patheos berichtet über die bisher größte Einzelstudie zu den Nichtreligiösen in den USA „Being Nonreligious in America“.

„Wann immer große Meinungsforschungsgruppen die Amerikaner zum Thema Religion befragen, werden Atheisten gewöhnlich in einen Topf geworfen mit Agnostikern und Menschen, die an etwas glauben, auch wenn sie keiner organisierten Religion angehören - den ‚Nones‘. Es ist schwer zu wissen, was Atheisten in Amerika glauben, einfach weil es schwierig ist, eine repräsentative Stichprobe zu finden - und eine Wahlgruppe, die bereit ist, sich speziell mit uns auseinanderzusetzen.
Es ist auch kostenaufwendig. Es kann zum Beispiel nützlich sein zu wissen, wie verschiedene religiöse Gruppen abgestimmt haben, aber nicht unbedingt, wie sich Atheisten von Agnostikern unterscheiden, da wir meist gleich abstimmen. Die Kehrseite davon ist, dass es eine Menge über säkulare Amerikaner gibt, das wir einfach nicht wissen. Wie viele von uns werden von unseren Familien akzeptiert? Wie viele von uns sind offen über ihren Atheismus? Wie viele von uns sagen, dass wir diskriminiert werden?
Die amerikanischen Atheisten haben mit der Veröffentlichung von Reality Check einen großen Sprung gemacht, um dies zu korrigieren: Nichtreligiös sein in Amerika.“

Grundlage dafür war der Online U.S. Secular Survey der American Atheists, in Zusammenarbeit mit der Strength in Numbers Consulting Group.

 Es ist klar, dass es keine repräsentative Umfrage für alle Atheisten in den USA ist, aber es wurde in mehr als zwölf weiteren säkularen Organisation vielfältig für die Teilnahme geworben, und es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, um genauere Informationen über die Nicht-Religiösen zu bekommen. Insofern hat die Studie eine große Ähnlichkeit zu der 2017-Studie in Deutschland, der Schweiz und in Österreich zu „Konfessionsfreien Identitäten“.

Die Umfrageteilnehmer in den USA wurden u. a. gefragt, in welchem Umfang sie sich als Atheisten, Agnostiker, Nichtreligiöse, Humanisten, Freidenker, Säkulare und/oder Skeptiker identifizieren. Mehr als drei Viertel konnten sich „sehr viel“ mit den Bezeichnungen Nichtreligiöse (80 Prozent), Atheisten (79 Prozent) oder Säkulare (75 Prozent) identifizieren. Von den sieben zur Auswahl stehenden wurden sechs mehrheitlich akzeptiert. Den geringsten Zuspruch erhielten die Agnostiker (35 Prozent).

Diese Offenheit für viele der möglichen Identitäten, hat für die USA und die Umfrageteilnehmer jedoch den Schwerpunkt in der primären Identifikation als Atheisten (57 Prozent) und danach folgend als Humanisten (14 Prozent):

Diese Klarheit zu einem nichtreligiösem Bekenntnis kann als Hinweis darauf betrachtet werden, dass sich in dieser Umfrage rund ein Drittel der „Nones“ (der Konfessionsfeien in den USA) wiederfindet, jedoch zwei Drittel der Konfessionsfreien, die sich schlicht nicht für Religion interessieren, auch nicht daran teilgenommen haben.

Diskriminierungen?

Hinsichtlich der Frage einer Diskriminierung als Nichtreligiöse wurden die Umfrageteilnehmer gefragt, in welchen sozialen Zusammenhängen sie es vorziehen, ihre nichtreligiöse Identität zu verschweigen.

Mehr als 40 Prozent der Befragten verbergen ihre nichtreligiöse Weltanschauung („meistens“ bzw. „immer“) in der Schule, unter Fremdem, unter Arbeitskollegen und der weiteren Verwandtschaft. Nur in der Kernfamilie (30 Prozent) und unter Freunden/Bekannten (19 Prozent) sind diese Anteile etwas geringer aber doch noch für rund ein Fünftel vorhanden.

Bei diesen hohen Verschweigungsquoten zeigen sich dann die „Mikroaggressionen und Stigmatisierungen“ in sozialen Gruppen und Zusammenhängen zwar geringer, aber nur in drei von neun Zusammenhängen sagt eine Mehrheit, niemals negative Erfahrungen aufgrund ihrer (nicht verschwiegenen) Nichtreligiosität erlebt zu haben.


Freedom From Religion Foundation (FFRF)

Im Sommer 2020 hat die Freedom From Religion Foundation (FFRF) mit einer Umfrage unter ihren eigenen Mitgliedern nachgelegt. Auch hier handelt es sich, bei 12.000 Befragten, nicht um eine repräsentative Stichprobe aller Atheisten. Es ist eine Umfrage unter Menschen, die Mitglied der FFRF sind.

Dazu schreibt Hemant Mehta von Patheos etwas durchaus Selbstironisches:

„Was mich jedoch schockiert hat, ist Folgendes: Diese 12.000 Atheisten waren nicht nur progressiver als gewöhnliche Liberale, sie waren auch überdurchschnittlich fortschrittlich. […]
Aber das wirklich Interessante an dieser Umfrage ist, dass fast alle, die geantwortet haben, angaben, dass sie eine Wahlbeteiligung planen… was dies im Grunde zu einer Stichprobe von registrierten atheistischen Wählern machte. Das ist an sich nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass FFRF eine anwaltschaftliche Organisation ist, so wie es auch nicht überrascht, dass nur 1,4 Prozent der Mitglieder angaben, sich als Republikaner zu identifizieren.“

(CF)