Österreich 2023 – Jugend ohne Religion
Fowid-Notiz: In einer umfangreichen Befragung der „Generation Z“ werden zahlreihe Lebenseinstelllungen und -perspektiven erfragt. Nur ein Bereich fehlt so gut wie vollständig: Fragen nach Religion oder Kirche. Dass diese Fragen keine Bedeutung (mehr) haben zeigt die einzige Frage, in der Religion noch vorkommt: „Vertrauen in Religionsgemeinschaften?“ Antwort: wenig.
In der umfangreichen „Ö3-Jugendstudie“ mit 80 Fragen, wurde vieles erfragt, auch Politik, Politiker, Neutralität Österreichs, Ehrenamtlich engagieren, Ohne Solidarität geht‘s nicht im Leben, Geschlechterrollen, u. a. m. In der Selbstbeschreibung heißt es:
„Das Herzstück des Projekts waren 80 Fragen quer durch alle Lebensbereiche in einem interaktiven Umfragetool hier auf der Ö3-Homepage. Fragen zu Bildung, Arbeitswelt, Liebe, Sex, Familie, Freunde, Freizeit, Konsum, Mobilität, Geld, Umwelt, Gesundheit, Gender, Diversität, Politik, gesellschaftliche Beteiligung usw.
Die Antworten ermöglichen Einblicke in das Selbstverständnis einer viel diskutierten, oft belächelten und unterschätzten Generation – und ihre Sicht auf die Gesellschaft im Jahr 2023.“
Zur Methode heißt es im Standard:
„Die Ö3-Jugendstudie wurde von 17. April bis 14. Mai unter wissenschaftlicher Begleitung des Sora-Instituts durchgeführt. Für die Auswertung wurden lediglich die Antworten von Personen, die zumindest 90 Prozent der Fragen beantwortet hatten, herangezogen. Im selben Zeitraum wurde eine repräsentative Telefon- und Onlinebefragung für die gleiche Altersgruppe durchgeführt, die bei zentralen Indikatoren laut Aussendung zu übereinstimmenden Ergebnissen gelangte.“
Die einzige Frage, in der „Religion“ vorkommt, ist als eine der Organisationen, zu denen gefragt wurde, ob man ihnen vertraue. Die Antworten sind für die Religionsgemeinschaften, was im Kontext Österreichs heißt die katholische Kirche, nicht positiv.
Ordnet man die Antworten nach den Anteilen des Vertrauens, so befindet sich die katholische Kirche auf dem vorletzten Platz.
Das geringste Vertrauen in die Politik dürfte aufgrund der politischenGeschehnisse „Inside Austria“ erklärlich sein. Für das geringe Vertrauen in die Religionsgemeinschaften könnte ein Blick auf die Verhältnisse in Deutschland hilfreich sein, in denen aus dieser Generation der 18–29-Jährigen 62 Prozent (2012) der Aussage zustimmen: „Meine Weltanschauung folgt keiner religiösen Lehre“. Und: In elf Ländern Europas sehen sich durchschnittlich 85 Prozent der jungen Erwachsenen als „Gottlos glücklich“. Und: von allen jungen Erwachsenen in Deutschland betrachten sich (2018) 61 Prozent als „Nicht-religiös“.
Auch in Deutschland ist das Vertrauen in die Kirchen (IfD-Allensbach Umfrage vom November 2022) auf einem Tiefpunkt angelangt – mit vergleichbaren Anteilen (6 bzw. 18 Prozent) wie bei den jungen Erwachsenen in Österreich.
Auch in weiteren Merkmalen zeigt sich kaum ein Unterschied, es sei denn, dass die Jüngsten noch etwas mehr Vertrauen haben.
Kathpress befragte dazu den katholischen Jugendbischof Stephan Turnovszky („Jugendstudie: Wenig Vertrauen zu Religionsgemeinschaften“), der die Verantwortlichkeit dafür nicht bei der Kirche, sondern bei den Eltern der jungen Erwachsenen sieht.
„Von rund 40.000 Studienteilnehmenden geben lediglich 5 Prozent an, den Religionsgemeinschaften ‚sehr zu vertrauen‘, 19 Prozent vertrauen ziemlich, 35 wenig und 41 Prozent gar nicht: So lautet ein Ergebnis der Ö3 Jugendstudie 2023, in deren Rahmen rund junge Menschen eingeladen wurden, Fragen zu ihren Lebensbereichen zu beantworten, um ein aktuelles Bild ihrer Generation zu zeichnen. Die Glaubwürdigkeitskrise der Religionsgemeinschaften erklärte der katholische Jugendbischof Stephan Turnovszky in der Ö1-Sendung ‚Religion aktuell‘ (19.6) damit, dass bereits die Eltern der Jugendlichen keine enge Bindung mehr zur Kirche hätten.
Die jungen Menschen könnten folglich nicht erleben, dass die Religionsgemeinschaft für ihre Eltern etwas Wichtiges sei. ‚Damit schwindet auch das Vertrauen in die Glaubensgemeinschaften‘, so die Erklärung Turnovszkys.“
(CF)