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Österreich: Kirchenstatistik, Katholische Kirche, 1991-2018

Nach der Veröffentlichung der Zahlen für 2018 zeigt sich, dass die Entwicklungstendenz der Mitgliederzahlen stabil geblieben ist: Sie ist um weitere 1,1 Prozent gegenüber 2018 geringer. Für die stetige Verringerung, sowohl absolut wie relativ, sind in den vergangenen 27 Jahren vor allem zwei Einflussgrößen wesentlich, die Wanderungsbewegungen und die Kirchenaustritte. Aber auch in allen Kasualien schreibt die katholische Kirche in Österreich weitestgehend ‚rote Zahlen‘.

Die Mitgliederverluste der katholischen Kirche in Österreich belaufen sich von 1991 bis 2018 – also innerhalb von 27 Jahren oder etwa einer Generation  – auf 1.363.000 Personen, das sind rund ein Fünftel (21 Prozent) der Mitglieder oder ein Verlust von 50.470 Mitgliedern pro Jahr oder rein rechnerisch von 138 Mitgliedern pro Tag.

Diese Verringerungen verlaufen kontinuierlich, sowohl in absoluten Zahlen wie in den Anteilen an der Bevölkerung. In den Prozentanteilen wird es noch deutlicher, da die Bevölkerung insgesamt zahlreicher wird.

Für den dargestellten Zeitraum beläuft sich der durchschnittliche Mitgliederrückgang auf 0,9 Prozentpunkte pro Jahr. Insofern ist der Rückgang in 2018 von 1,1 Prozent gegenüber 2017 im Bereich des Üblichen – sofern man den Mitgliederrückgang als üblich betrachtet.

Bleibt dieser Trend, werden die katholischen Kirchenmitglieder in rund 9 Jahren, das hieße 2027, nicht mehr Mehrheit der Bevölkerung in Österreich sein.


Einflussgrößen für die Veränderungen

Für die Verluste werden häufig die Kirchenaustritte als wichtigste Ursache genannt, was auf den ersten Blick auch zu stimmen scheint.

Von 1991 bis 2008 wird nur einmal (2004) knapp die 50.000-Marke übertroffen, ab 2009 sind es jedes Jahr über 50.000 Austritte, mit dem Gipfelpunkt in 2010 (Missbrauchsfälle).

Als Einflussgrößen für die Mitgliederentwicklung gelten jedoch auch, neben den Kirchenaustritten, die Anzahl der Taufen in Relation zu den Sterbefällen/Begräbnissen sowie die Wanderungsbewegungen (Zu- und Abwanderung von Katholiken). Der Gottesdienstbesuch, die Erstkommunionen und die Firmungen (als Indikatoren für die Stärke der Kirchenbindung) seien ebenfalls erfasst.

Die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr zeigen, mit relativ wenigen Ausnahmen, in allen Kasualien weitestgehend rote Zahlen, d. h. ein Minus gegenüber dem Vorjahr.

Diese Veränderungen gegenüber dem Vorjahr sind unterschiedlich.

Während in den ersten 1990er-Jahren hohe Wanderungsverluste stattfinden, besteht seit 2003 durchgängig ein leichter Wanderungsgewinn.

Bis 1997 besteht ein Taufüberschuss, der sich ab 2002 in einen Begräbnisüberschuss verändert. Allerdings verbleibt das auf einer vergleichsweise geringen Variation. Wobei auch unklar ist, wie hoch der Prozentsatz der Katholiken ist, der sich nicht kirchlich beerdigen lässt.

Fasst man diese drei Einflussgrößen zusammen, so zeigen sich drei Zeitabschnitte. 1991 bis 1997 sind (mit Ausnahme 1995/1996) die Verluste durch Abwanderungen deutlich größer als die Anzahl der Kirchenaustritte. 2000 und 2001 gleichen sich Kirchenaustritte und Zuwanderung gegenseitig aus. Ab 2003 bis 2017 sind die Kirchenaustritte die größte Einflussvariable, die durch den Begräbnisüberschuss bestärkt, aber durch die Zuwanderung von Katholiken wiederum etwas abgeschwächt wird.


Wer ist Kirchenmitglied?

Die Frage: „Wer ist Kirchenmitglied?“,  wurde für Deutschland bereits statistisch untersucht und rechtlich thematisiert: „Staatliches Kirchensteuerrecht an die Rechtswirklichkeit anpassen“.

 Es geht dabei um das Thema, dass nach katholischer Lehre nur der Kirchenmitglied ist, der sich nach der von den Eltern veranlassten Taufe, sich zu Beginn seiner kirchrechtlichen Volljährigkeit (mit 14 Jahren) mit ihrer/seiner Firmung selber zur katholischen Kirche bekennt. Die Erstkommunion (mit 8/9 Jahren) spielt dabei keine Rolle und zudem werden die Kinder gleichsam im Klassenverbund zur Erstkommunion geleitet.

In Betrachtung der Zahlen für die Taufe, die Erstkommunion und die Firmung zeigen sich zum einen der generelle Rückgang der Zahlen, zum anderen aber auch drei zeitversetzte ‚Wellen‘ (deren Gipfelpunkte durch Pfeile markiert sind).

Verschiebt man die Teilnehmerzahlen entsprechend der Alterskohorten (1991 Taufe, 1999 Erstkommunion, 2004 Firmung) so zeigt sich das gleiche Ergebnis wie für Deutschland. Die Zahl der Täuflinge eines Jahrgangs entspricht ziemlich genau auch den Zahlen der Erstkommunikation, acht/neun Jahr später. Die Differenz von durchschnittlich 1,7 Prozent erscheint vernachlässigenswert. Bei den Zahlen der Firmungen gibt es dagegen eine durchschnittliche Differenz von -13,6 Prozent, mit einer Spannweite von 11,2 bis 18,8 Prozent.

Gegenüber Deutschland (mit einer Differenz von durchschnittlich rund -30 Prozent weniger Firmungen) ist dieser Effekt zwar nur halb so groß, bedeutet aber dennoch - unter der Annahme, dass sich diese durchschnittlichen Prozentsätze auf alle Katholiken übertragen lassen -, dass eine erkleckliche Zahl der Katholiken zu Unrecht als Kirchenmitglieder gezählt und zum Kirchenbeitrag herangezogen werden. Die genaue Zahl lässt sich nicht ermitteln. Aber auch wenn man man davon ausgeht, dass bereits die Nicht-Firmung eine Distanz zur Kirche ausdrückt und ihren Teil zu einem Kirchenaustritt beitragen kann, so ist die Zahl der Nicht-Gefirmten höher als die Zahl der Austritte.

(CF)