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Spanien: Religion und Konfessionsfreie 2005 - 2022

Das spanische Meinungsforschungsinstitut „CIS - Centro de Investigaciones Sociológicas“ (Madrid) führt jeden Monat (außer August) Umfragen als „Barometer“ durch. Seit Februar 2005 wird auch nach der religiösen Orientierung gefragt: „Wie definieren Sie sich in religiösen Fragen: Katholik, Anhänger einer anderen Religion, Nicht-Gläubiger oder Atheist?“ Eine Zeitreihe verdeutlicht die Verringerung der „Religiösen“, den Anstieg der „Nicht-Religiösen“ und den religiösen Traditionsabbruch.

In Fortschreibung der fowid-Notiz „Religion in Spanien 2021“ zeigt eine Auswertung von CIS-Daten, seit 2005, und der European Value Studies (EVS), seit 1981, wie kontinuierlich die Säkularisierung in Spanien voranschreitet.

In der CIS-Datenbank sind alle Barometer-Umfragen (seit Juni 1979) zugänglich. Von 2005 bis 2022 hat sich der Anteil der Katholiken in Spanien von 79 auf 58 Prozent verringert und der Anteil der „Nicht-Religiösen“ von 17 auf 38 Prozent gestiegen.

Seit 2000 hat CIS die Fragestellung differenziert und fragt seitdem genauer, ob die Befragten ihre katholische Religion praktizieren oder nicht praktizieren. Dabei zeigt sich, dass der größere Anteil der Katholiken (rund zwei Drittel) ihre Religion nicht praktiziert und die gelebte Glaubenspraxis sich verringert.

Im Januar 2008 wird gefragt, welche Aspekte im Leben wichtig seien. Als am wenigsten wichtigster Aspekt wird die Religion eingeordnet, die von 39 Prozent als „nicht wichtig“ bzw. „weniger wichtig“ eingeordnet wird.

In die gleiche Richtung einer geringen Bedeutung von Religion im Leben weisen auch (im März 2005) die Antworten auf die Frage: „Wer von den folgenden Institutionen, Organisationen oder Personen, die Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt sind, helfen können, kann Ihrer Meinung nach am wirksamsten helfen (MAXIMAL DREI ANTWORTEN)?“ Die Reihenfolge lautet: Der Staat (56,1 Prozent), Soziale Dienste (53,6), Familie und Freunde (50,9), Polizei (49,2), Medizinische Dienste (17,3), Medien (9,1), Wohltätigkeitsorganisationen/ Wohltätigkeitsverbände (3,4) und Religiöse Einrichtungen (1,6 Prozent).

Dieser geringen Bedeutung von Religion im eigenen Leben wie in der Gesellschaft, geht parallel zu innerreligiösen/innerkirchlichen Entwicklungen. Der Gottesdienstbesuch, als öffentlich sichtbares Element einer gelebten Glaubenspraxis, verringert sich von 54 Prozent aller Spanierinnen und Spanier (in 1981) auf 23 Prozent (in 2018).

Der individuelle Traditionsabbruch im Lebensverlauf zeigt der Vergleich der aktuellen Häufigkeit des Gottesdienstbesuchs mit dem Gottesdienst als Zwölfjähriger. Die Häufigkeit des „regelmäßigen Gottesdienstbesuchs (d. h. mindestens einmal im Monat) halbiert sich von 71 auf 36 Prozent.

Dem entspricht auch die Verringerung der Anzahl der Spanierinnen und Spanier, die „an Gott glauben“. Der Anteil von 92 Prozent (1981), also beinahe so gut wie alle, reduziert sich auf 64 Prozent (in 2018).

Diese Entwicklungen werden vor allem auch von jüngeren Spanierinnen und Spaniern beeinflusst. Im Abschlussbericht der europaweiten Umfrage 2016 unter 16-34-Jährigen, der „Generation What“ von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, heißt es zu Religion und Kirche, dass beides nur noch für eine Minderheit eine Rolle spielt,

„Religion und Kirche spielen nur für eine Minderheit der jungen Europäer eine Rolle: 85 Prozent sagen, dass sie ohne den Glauben an einen Gott glücklich sein könnten, und 86Prozent haben kein oder sehr wenig Vertrauen in religiöse Institutionen, Keiner anderen Institution wird weniger vertraut, Selbst unter den Gläubigen steht die Hälfte der Befragten den kirchlichen Institutionen misstrauisch gegenüber, Die zahlreichen Kirchen-Skandale und die aus Sicht der jungen Leute verkrusteten und intransparenten kirchlichen Strukturen sowie unterstellter mangelnder Modernisierungswille dürften hierfür ausschlaggebend sein.“

In der genaueren Darstellung der Ergebnisse auf fowid („Generation What? – Glücklich ohne Gott“) antworten 89 Prozent der 18-34-Jährigen Spanierinnen und Spanier, dass sie auch ohne den Glauben an einen Gott glücklich sein können und 87 Prozent haben kein Vertrauen in religiöse Institutionen.


(CF)