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USA: Veränderungen in den religiösen Identitäten

Das PRRI-Forschungsinstitut (Public Religion Research Institute) verzeichnet in einer Studie aus dem Jahren 2016/2017 „Das Ende des weißen christlichen Amerikas“. Grundlage für diese Aussage ist eine groß angelegte Studie des PRRI mit 101.438 Befragten in allen 50 Bundesstaaten: „American Values Atlas“ in der auch die religiösen Orientierungen und ihre Veränderungen untersucht wurden: „America’s Changing Religious Identity“.  Es sei das Ende der Ära eines Selbstverständnisses.

Der Kernsatz ist laut PRRI: „Die amerikanische religiöse Landschaft erlebt eine dramatische Transformation. Weiße Christen, einst die dominierende religiöse Gruppe in den USA, machen heute weniger als die Hälfte aller Erwachsenen im Land aus.“

Heute identifizieren sich nur 43 Prozent der US-Amerikaner als weiß und christlich und nur 30 Prozent als weiß und protestantisch. Im Jahr 1976 waren es etwa acht von zehn (81 Prozent) der US-Amerikaner, die sich als weiß und christlich identifiziert hatten und eine Mehrheit (55 Prozent) waren weiße Protestanten.

Hatten 2007 nur zehn Bundesstaten keine weiße christliche Mehrheit (grüne Flächen), so sind es 2016 bereits 25 Bundesstaaten, in denen die Weißen nicht mehr die christliche Mehrheit stellen.

Weiße evangelikale Protestanten wurden früher für einen längeren Trend gehalten, aber in den letzten zehn Jahren ist ihre Zahl stark zurückgegangen. Weniger als ein Fünftel (17 Prozent) der US-Amerikaner sind evangelikal, während es fast ein Viertel (23 Prozent) im Jahr 2007 waren. Im gleichen Zeitraum sanken die weißen Katholiken um fünf Prozentpunkte von 16 Prozent auf 11 Prozent und die weißen „Mainstram“- Protestanten von 18 Prozent bis 13 Prozent.

Nichtchristliche religiöse Gruppen wachsen, aber sie repräsentieren zusammen nur sechs Prozent der erwachsenen US-Bürger. Jüdische US-Amerikaner machen zwei Prozent aus, während Muslime, Buddhisten und Hindus jeweils nur ein Prozent organisieren. Alle weiteren nichtchristlichen Religionen bilden zusätzlich ein Prozent.

67 Prozent der erwachsenen US-Bevölkerung (ab 18 Jahren) ist christlich, 6 Prozent sind nichtchristlich religiös, 24 Prozent sind religiös Ungebundene und 3 Prozent gaben keine Antwort.

Amerikas jüngste religiöse Gruppen sind alle nicht-christlich. Muslime, Hindus und Buddhisten sind alle jünger als weiße christliche Gruppen. Mindestens ein Drittel der Muslime (42 Prozent), Hindus (36 Prozent) und Buddhisten (35 Prozent) sind unter 30 Jahre alt. Auch ein Drittel (34 Prozent) der religiös nicht gebundenen US-Amerikaner sind ebenfalls unter 30 Jahre alt. Im Gegensatz dazu sind weiße christliche Gruppen älter. Nur jeweils jeder zehnte weiße Katholik (11 Prozent), weiße evangelische Protestanten (11 Prozent) und weiße Protestanten (14 Prozent) sind unter 30. Rund sechs von zehn weißen evangelikalen Protestanten (62 Prozent), weißen Katholiken (62 Prozent) ), und weißen Protestanten (59 Prozent) sind mindestens 50 Jahre alt.

Der Anteil der religiös Ungebundenen hat sich von 1976 bis 2016 von sieben Prozent auf 24 Prozent vergößert.

Die meisten der religiös Ungebundenen (58 Prozent) sind schlicht „säkular“, d. h. sie verstehen sich als jemand, der nicht religiös ist. Atheisten und Agnostiker machen nur etwa ein Viertel (27 Prozent) aller religiös nicht verbundenen US-Amerikaner aus. 16 Prozent der religiös nicht verbundenen US-Amerikaner berichten jedoch, dass sie sich als „religiöse Person“ verstehen.
Die Anteile innerhalb der religiös Ungebundenen nach Altersgruppen zeigt die Zukunftsfähigkeit dieser Gruppe. Sind es von den 80-Jährigen und Älteren nur 8 Prozent und von 70-79-Jährigen 12 Prozent, die sich als Ungebundenen verstehen, so steigt dieser Anteil kontinuierlich bis zu einem Anteil von deutlich mehr als einem Drittel (38 Prozent) in der jüngsten Altersgruppe der 18-29-Jährigen.

Diese Veränderungen werden auch in der Darstellung von vier Altersgruppen und ihren religiösen Identifikationen deutlich sichtbar. Je jünger die Altersgruppe ist, desto ‚bunter‘ wird sie ethnisch und ebenso säkularer.

Es gibt 20 Staaten, in denen keine religiöse Gruppe einen größeren Anteil an Einwohnern hat als die religiös nicht verbundenen. Diese Staaten sind tendenziell konzentrierter in den westlichen USA, obwohl sie auch ein paar Neu-England-Staaten einschließen. Mehr als vier von zehn (41 Prozent) der Einwohner von Vermont und etwa ein Drittel der US-Amerikaner in Oregon (36 Prozent), Washington (35 Prozent), Hawaii (34 Prozent), Colorado (33 Prozent) und New Hampshire (33 Prozent) ) verstehen sich als religiös ungebunden.

Die PRRI-Studie bleibt – auch mit ihren vielfältigen weiteren Befunden - auf der rein beschreibenden Darstellung. Dazu sind allerdings ein paar Anmerkungen sinnvoll. Nach den Angaben des USA-Census hat die Bevölkerung in den USA seit 1970 um mehr als 50 Prozent zugenommen. Von 203 Mio. (1970) auf 227 Mio. (1980), 249 Mio. (1990). 281 Mio. (2000), 309 Mio. (2010) und 327 Mio. (2017). Die Gründe dafür sind – hinsichlich der Veränderungen in der Religionslandschaft - zum einen extern (Geburtenüberschuss und Zuwanderung aus Lateinamerika) zum anderen intern (Altersaufbau und Sterbeüberschuss der weißen Bevölkerung) sowie gesellschaftlich: die Selbst-Säkularisierung vor allem der Jüngeren.

(CF)