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„Glauben Sie an Gott?“ Das ist die Frage.

Der Aspekt, dass die Art der Fragestellung auch das Ergebnis der Antworten beeinflusst, ist in der Sozialforschung hinlänglich bekannt. Insofern ist es wichtig, sich das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, so wie es das Gallup-Institute es jetzt am Beispiel des Gottesglaubens publiziert hat. Das gleiche gilt generell, auch für Deutschland.

„Obwohl eine Gallup-Umfrage von 2018 ergab, dass die formale Mitgliedschaft in den US-Kirchen ein Allzeittief von 50 Prozent erreicht hat und sich jeder fünfte Amerikaner nicht mit einer Religion identifiziert, drückt der größte Teil des Landes immer noch den Glauben an Gott aus. Wie groß diese Mehrheit ist, hängt jedoch davon ab, wie differenziert die Antwortoptionen sind. Gallup hat diese Frage in den letzten Jahren auf drei verschiedene Arten gestellt, wobei der Glaube zwischen 87 und 64 Prozent variierte.“

Zu dieser methodischen Betrachtung schreibt das Gallup-Institute: „Die höchste Glaubensstufe (87 Prozent) ergibt sich aus einer einfachen Ja/Nein-Frage, „Glaubst du an Gott“, die Gallup zuletzt 2017 stellte.

Der Glaube an Gott sinkt auf 79 Prozent, wenn den Befragten drei Optionen angeboten werden, wobei eine davon Gott ist, an die sie glauben. Der Rest ist sich entweder nicht sicher, ob sie an Gott glauben oder sagen eindeutig, dass sie nicht an Gott glauben.

Der Glaube an Gott erscheint noch geringer, wenn man nur diejenigen von der fünfteiligen Frage betrachtet, die sagen, dass sie „überzeugt“ sind, dass Gott existiert, 64 Prozent. Während alle drei Glaubensbekenntnisse einen Rückgang aufweisen, war der Rückgang in dieser Gruppe am stärksten.

Glaube an Gott

Das gilt generell und in der „Gottesfrage“ auch in Deutschland. Stellt man nur die Frage Typ A: „Glauben Sie an (einen) Gott“, so bewegen sich die „Ja“-Antworten im Bereich der 50-60 Prozent.

Tabelle 1

Die Tendenz der allgemeinen Verringerung, diese unspezifische Frage mit „Ja“ zu beantworten ist deutlich (66-58-55 Prozent). Die Verringerung tritt vor allem in West-Deutschland zutage. Bei den römischen Katholiken ist diese stetige Verringerung signifikant. Bei den EKD-Evangelischen zeigt sich – als Hypothese – der Trend, dass diejenigen, die (bisher) nicht aus der Kirche ausgetreten sind, entsprechend die Gläubigeren sind.

Bei einer genaueren Frage zum Gottesglauben, um welche Überzeugung es sich dabei handele, sind die jeweils größte Gruppe unter den EKD-Evangelischen und den römischen Katholiken nicht mehr – wie im Glaubensbekenntnis vorgesehen – die Kirchenmitglieder, die an einen Persönlichen Gott glauben, sondern diejenigen, denen die Auffassung: „irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht“ am nächsten ist.

tabelle 2

Auch in dieser Fragestellung ist die Veränderung bei den römischen Katholiken (Glaube an einen „persönlichen Gott“) signifikant, von 36 auf 29 Prozent.

Die Verteilungen in der Tabelle 2 verweisen darauf, dass unter dem Dach der unspezifischen Frage: „Glauben Sie an (einen) Gott“ sich mehrheitlich Befragte befinden, die – genau genommen – nicht an einen abrahamitischen Gott glauben, sondern an „irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht“ – was immer das sein mag.

(CF)