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Konfessionsfreie in der Schweiz 2018

Anfang der 1960er Jahre kam die Religionslandschaft der Schweiz in Bewegung. Die Konfessionsfreien, die sich 1960 mit 0,5 Prozent der Stimmen meldeten, sind seitdem in ihrem Anteil kontinuierlich gestiegen und sind 2018 mit einem Anteil von 28,8 Prozent die zweitgrößte Weltanschauungsgruppe. Die Evangelisch-Reformierten haben kontinuierlich Anteile verloren (23,1 Prozent), so dass die römischen Katholiken 2018 (mit 35,2 Prozent) die größte Gruppe bilden.

Das Schweizer Bundesamt für Statistik (BFS) hat Ende Januar 2020 eine Auswertung zu „Sprachen und Religionen im Jahr 2018“ publiziert, die auf einer Bevölkerungsstrichprobe („Strukturerhebung“) beruht. Die betrachtete Bevölkerung ist die ständige Wohnbevölkerung. Diese Strukturerhebungen haben u. a. folgende Merkmale:

  • Stichprobe bei mind. 200.000 Personen;
  • umfasst Personen ab 15 Jahren, die in einem Privathaushalt leben;
  • kann per Internet oder schriftlich mit Papierfragebogen beantwortet werden;
  • wird jährlich mit Stichtag am 31. Dezember durchgeführt. Dieser ist mit der Registererhebung abgestimmt. Auf diese Weise können die Daten dieser beiden Erhebungen miteinander kombiniert werden;
  • liefert Informationen zu Bevölkerung, Haushalten, Familien198, Wohnen, Arbeit, Pendlermobilität, Bildung, Sprache und Religion.

In diesen Auswertungen lassen sich viele Details finden. So gibt es u. a. eine Auswertung der „Religionszugehörigkeit nach Kantonen“ ebenso wie nach großen Städten und auch „Heiraten nach gegenseitiger Konfession, 1991-2018“ sowie „Heiraten nach Konfession und Geschlecht, 1970-2018“.

Dies soll im Folgenden auszugsweise dargestellt werden, mit einem Schwerpunkt bei den Konfessionsfreien, von denen ein kleiner Teil die organisierten Säkularen in der Schweiz sind, d. h. der Freidenker Vereinigung.

1. Generelle Trends

Bis zum Jahr 1980 haben die beiden großen christlichen Religionsgemeinschaften (Reformierte und römische Katholiken) zusammen einen Anteil von über 90 Prozent, 1980: 91,5 Prozent. Die Konfessionsfreien haben im gleichen Jahr einen Anteil von 3,9 Prozent.

Die 1960 beginnende Verringerung des Anteils der Evangelisch-Reformierten wird bis 1990 noch von dem stabilen Anteil der römischen Katholiken verdeckt, bis dann – nach 1990 – die Veränderungen deutlich sichtbar werden: Die Zahl der Konfessionsfreien steigt kontinuierlich an, von 2017 auf 2018 um runde 2 Prozentpunkte von 26 auf 28 Prozent. (Die Strukturerhebungen haben für diese Ergebnisse eine Irrtumswahrscheinlichkeit von +/- 0,2 Prozent.)

Traditionell wird großer Wert auf die Unterscheidung zwischen Schweizern und Ausländern gelegt.

Für die Konfessionsfreien („Ohne Religionszugehörigkeit“) ist dabei der Anteil unter den Ausländern (33,6 Prozent) höher als bei den Schweizern (26,1 Prozent). Das ‚Gewicht‘ der Ausländer ist für die Gesamtverteilung (28,0 Prozent) allerdings gering.

2. Merkmale

In einer Übersicht zu verschiedenen soziodemografischen Merkmalen für die Mitglieder der jeweiligen Religionsgruppen zeigen sich bei der internen Verteilung innerhalb der Gruppe (Tabelle 2.2.), dass in den jeweils 20-Jahre umfassenden Altersgruppen, die Konfessionsfreien (ebenso wie die Muslime) mit den 25-44-Jährigen den jeweils größten Anteil (mehr als 40 Prozent) innerhalb ihrer Gruppe haben und den Konfessionsfreien (wie den Muslimen) die älteste Altersgruppe ‚fehlt‘.

Hinsichtlich der höchsten abgeschlossenen Ausbildung ist bei den Konfessionsfreien der Anteil der Absolventen der obligatorischen Schule mit 16 Prozent gering, bei den Muslimen mit 48 Prozent maßgeblich.

Hinsichtlich der Anteile in der jeweiligen Merkmalsgruppe (Tabelle 2.3.) stellen die Konfessionsfreien in der Altersgruppe der 25-44-Jährigen mehr als ein Drittel (34,8 Prozent). Ebenso sind sie bei den Freien Berufen und den akademischen Berufen / obere Kader (mit 41,4 bzw. 41,7 Prozent) überdurchschnittlich vertreten. Diese Berufstätigkeiten finden ihre Entsprechung in dem ebenso überdurchschnittlichen Anteil (36,7 Prozent) an Tertiärabschlüssen in der Ausbildung.


3. Stadt und Land

Die Verteilung nach den drei Siedlungstypen „städtisch / intermediär / ländlich“ zeigt zum einen den hohen Urbanisierungsgrad (63 Prozent) der Schweizer Bevölkerung, der dann nur noch von den Konfessionsfreien (68 Prozent) so wie den Muslimen (78 Prozent) übertroffen wird. Die Unterschiede sind jedoch weniger ausgeprägt als beispielsweise in Deutschland.

In dieser Hinsicht ist die Entwicklung der Anteile in den großen Städten von besonderer Bedeutung. In einer Auswahl von acht Städten zeigt sich in den vergangenen neun Jahre (2010-2018) ein relativ ähnlicher Trend der Erhöhung des Anteils der Konfessionsfreien, dessen Unterschiede eher nicht durch die Größe der Stadt sondern durch den Anteil der Katholiken beeinflusst wird.

Die Anteile steigen in Bern (11 Prozentpunkte), in Zürich (10,6) und in Neuchâtel (10,6) überdurchschnittlich, in Basel (9,5), Lausanne (9,2) und in Luzern (8,3) durchschnittlich sowie in Zug (7,8) wie in Genf (6,0 Prozentpunkte) unter dem Landesdurchschnitt.

In Basel ist seit 2017 die Mehrheit der Bevölkerung (50,1 Prozent) konfessionsfrei und in Neuchâtel seit Ende 2018 (50,7 Prozent). Beide Städte sind/waren traditionell evangelisch-reformiert.

4. Weltanschauliche Homogenität

Einer der Indikatoren für eine weltanschauliche Homogenität innerhalb von Religionsgemeinschaften bzw. Konfessionsfreien ist der Aspekt, inwiefern sich bei Heiraten die gegenseitige Konfession der Ehepartner darstellt. Das ist bei den Frauen wie den Männern durchaus unterschiedlich.

Für die Bekenntnisgruppen gilt einerseits, dass die Evangelisch-Reformierten die einzige Gruppe ist, deren religiös-homogene Partnerwahl unter 50 Prozent liegt, zum anderen, dass für die Frauen die religiös/weltanschauliche/kulturelle Homogenität wichtiger ist als für die Männer, außer bei den kleineren christlichen Gemeinschaften.

Am ausgeprägtesten ist die religiös/kulturelle Homogenität bei Angehörigen islamischer Glaubensgemeinschaften (Frauen 86 Prozent, Männer 79 Prozent). Die Konfessionsfreien legen zwar geringer aber mehrheitlich ebenso Wert auf konfessionsfreie Homogenität ihrer Partner. (Frauen 63 Prozent, Männer 55 Prozent).

(CF)