Welt- und Ordenspriester in Deutschland
Zwischen 1990 und 2019 ist nicht nur die Gesamtzahl der Welt- und Ordenspriester zurückgegangen, mehr noch die Anzahl der Pfarrseelsorger in den Gemeinden. Und hier wird der Priestermangel sehr deutlich. Auch wenn mitunter die Pfarreien zusammengelegt wurden, gibt es erheblich mehr Pfarreien als Priester, die in ihnen tätig sind. Auffällig ist bei der Gesamtzahl der Welt- und Ordenspriester, dass die Priester im Ruhestand weiterhin als Mitarbeiter gezählt werden.
Elke Schäfer
Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht über drei verschiedenen Medien die Statistischen Daten der Katholischen Kirche in Deutschland und u. a. der im Raum der Kirche tätigen Priester. Einerseits erscheinen die jährlichen „Zahlen und Fakten“ in einer schönen, ansprechend gestalteten bunten Broschüre für die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit, andererseits die Kurzfassung in einem jährlich aktualisierten Faltblatt „Eckdaten des kirchlichen Lebens“, und als Drittes sind es die „Kirchlichen Handbücher“, die in einem größeren Zeitraum von 4-5 Jahren mit detaillierten statistischen Daten erscheinen.
In den „Zahlen und Fakten“ gibt es eine Übersicht zur Zahl der Welt- und Ordenspriester. Ein Vergleich der Darstellung aus der Ausgabe von 2011/2012 und 2015/16 zeigt einen eklatanten Unterschied. Werden für 2011 „Welt- und Ordenspriester in der Pfarrseelsorge“ genannt, so sind es 2015 und in den folgenden Jahren „Welt- und Ordenspriester in den Bistümern“. Die Zahlen unterscheiden sich zwar in den jeweiligen Jahren nicht, aber es ist eben in der Ausgabe von 2011 nicht die Anzahl der Priester in der Pfarrseelsorge genannt, sondern tatsächlich alle Welt- und Ordenspriester im Bistum. In der Pfarrseelsorge sind nur etwa die Hälfte der Priester tätig.
Zusätzlich zum Rückgang der Priesterzahlen verringert sich auch die Anzahl der Pfarreien. Von 1998 mit ca. 13.200 Pfarreien auf knapp 10.000 im Jahre 2019. Die Priesterzahlen verringern sich im gleichen Zeitraum von 17.700 auf 12.900, dennoch gibt es jeweils mehr Priester als Pfarreien. Doch der Anteil der Pfarrer und Priester, die tatsächlich als Pfarrseelsorger unterwegs sind beträgt nur etwa 50 Prozent der Gesamtpriesterzahl. Und auch diese sinkt von 1998 bis 2019 von 58 Prozent auf unter 50 Prozent. Das heißt, dass es etwa 3.500 bis 4.000 mehr Pfarreien gibt, als Pfarrseelsorger. Dort wird der vielzitierte Priestermangel dann deutlich. Es fehlen also Priester, die in den Gemeinden als Pfarrseelsorger arbeiten.
Alle vier dargestellten Zahlenreihen (die Anzahl der Pfarreien, die Anzahl der Priester insgesamt, die Priester, die im aktiven pastoralen Dienst arbeiten und die in der Pfarrseelsorge tätigen Priester) verringern sich, beinahe parallel zueinander, kontinuierlich.
Die Anteile der im pastoralen Dienst berufstätigen Priester verringern sich von 75,1 Prozent (im Jahr 1998) auf 64,1 Prozent (im Jahr 2019). Dies ist ein weiterer Indikator dafür, dass es am Priesternachwuchs mangelt und der Anteil der Priester im Ruhezustand zunimmt. Ebenso verringert sich der Anteil der Priester, die in der Pfarrseelsorge arbeiten im gleichen Zeitraum von 58,2 Prozent auf 49,2 Prozent aller Priester.
Dies bedeutet, dass sich gleichzeitig zu der Verringerung der Zahl der Priester insgesamt die Zahl der in der Pfarreien arbeitenden Priester noch zusätzlich verringert.
Aus den „Kirchlichen Handbüchern“ lässt sich auf der Grundlage der Ausgaben für die Jahre 2011 und 2015 (Band XL, 2007-2011 und XLI, 2012-2015) eine differenzierte Übersicht und ein Vergleich erstellen.
Bei den Weltpriestern wird unterschieden nach „inkardinierten Weltpriestern“ (Priester, die im direkten Rechtsverhältnis zu der Diözese stehen, in der sie arbeiten), sowie „nicht am Ort inkardinierte Weltpriester“ (Priester, die in einem anderen Bistum beschäftigt sind).
Von der Gesamtheit der 2011 in der Katholischen Kirche in Deutschland tätigen 15.950 Priester (diese Zahl ist höher als die in den „Eckdaten des kirchlichen Lebens“ für 2011 genannten 14.847) arbeiten 60,3 Prozent aller Priester im aktiven pastoralen Dienst, jedoch nur 46,9 Prozent in der Pfarrseelsorge. 2015 sind es 58,8 Prozent aktive Priester und 44,4 Pfarrseelsorger.
Der Anteil der nicht im hauptamtlichen Dienst stehenden Priester steigt von 2011 von 37 Prozent auf 38,3 Prozent in 2015. Das heißt auch, dass die veröffentlichte Zahl der Welt- und Ordenspriester mehr als ein Drittel „Rentner” enthält, wovon nur ein sehr geringer Teil tatsächlich noch einen Bistumsauftrag hat oder für Studien freigestellt ist.
Zwischen 1990 und 2019 verringert sich die Anzahl der aktiven Priester um fast 7.000, das sind ca. 45 Prozent weniger im aktiven Pastoral tätige Priester.
Zwischen den einzelnen Bistümern gibt es erhebliche Unterschiede der Anzahl der dort tätigen Priester. Die Aufschlüsselung nach Priestern pro 10.000 Katholiken zeigt, dass in den westlichen Bistümern die Quote (2000) zwischen 3,8 (Stuttgart) und 6,4 (Fulda) liegt. In den östlichen Bistümern Magdeburg, Dresden-Meißen, Erfurt und Görlitz liegt diese bei 8,9 bis 12,6. Bis 2015 sinken die Quoten in den westlichen Bistümern auf 2,5 (Aachen) und 6 (Eichstätt) in den östlichen Bistümern auf 6,6 bis 9,4.
Deutlich wird, dass der tatsächliche Priestermangel in den Gemeinden zum Problem wird. Immer weniger Priester betreuen immer mehr Gemeindemitglieder, zum Teil in räumlich sehr entfernten Orten, oder es wurden Gemeinden (auch wegen geringerer Katholikenzahl) zusammengelegt. Durch diese Organisationsreformen entsteht wiederum das Problem für die Gemeindemitglieder, dass der Pfarrer/Priester entweder örtlich zu weit weg ist oder/und zeitlich für die Gemeinde nicht erreichbar ist. Dies wiederum führt ist wohl bei einigen Gläubigen auch ein Grund, die Kirche zu verlassen. Ein „Teufelskreis“?