Österreich: Religion, Konfessionsfreie 1951 – 2021
Nach 2001 darf in Österreich in Volkszählungen nicht mehr nach der Religionszugehörigkeit gefragt werden, so dass es dazu keine weiteren Daten gibt. Nun hat Statistik Austria (2021) als Zusatzfrage zur Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung nach der Religionszugehörigkeit gefragt, so dass die Zeitreihe fortgeschrieben werden kann und belastbare Zahlenangaben vorliegen. Vor allem für die Bundesländer.
Im Rahmen des Mikrozensus, und auf Veranlassung durch das Bundeskanzleramt, hat Statistik Austria 2021 nach dem Religionsbekenntnis gefragt. Der Mikrozensus in Österreich „stellt eine Ergänzung zur Volkszählung dar, die seit 2011 als Registerzählung durchgeführt wird. Pro Quartal werden rund 22.500 Haushalte in Österreich befragt. Die Basis zur Stichprobenziehung bildet das Zentrale Melderegister (ZMR), aus dem per Zufallsauswahl die Haushalte ausgewählt werden.“
Die religiöse Mehrheit ist in Österreich deutlicher ausgeprägt, als in Deutschland, wo nur noch insgesamt 58 Prozent der Bevölkerung religiös gebunden ist. In Österreich sind es mehr als Dreiviertel (77,6 Prozent) der Bevölkerung.
„Mehr als drei Viertel der Bevölkerung in Österreich bekennen sich zu einer Religionsgemeinschaft, etwas über ein Fünftel gehört keiner Glaubensgemeinschaft an. Damit hat sich der Anteil der Bevölkerung ohne religiöses Bekenntnis in den vergangenen 60 Jahren um 18,6 Prozentpunkte erhöht. Der Anteil der Menschen römisch-katholischen und evangelischen Glaubens ist im selben Zeitraum um 36,2 Prozentpunkte von 95,2 auf 59 Prozent zurückgegangen. Treiber sind neben der kräftig zunehmenden Säkularisierung auch einen Trend zu mehr religiöser Diversität“, erklärt Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.“ (Statistik Austria)
Die immer noch vorhandene Dominanz der römisch-katholischen Kirche zeigt sich auch in der grafischen Darstellung.
Mit anderen Worten: Es gibt drei Entwicklungen, die parallel zueinander verlaufen: Zum einen verlieren die römisch-katholische wie evangelischen Kirchen in absoluten Zahlen (seit 1951) rund 1,4 Mio. Mitglieder (von 6,7 Mio. auf 5,3 Mio.) als auch relativ ein gutes Drittel (36,2 Prozentpunkte - von 95,2 Prozent auf 59,0 Prozent) Anteile an der Bevölkerung. Zum Zweiten steigt der Anteil der Konfessionsfreien kontinuierlich, was aber nur gut die Hälfte der Verringerung der christlichen Kirchen ausmacht, da Drittens (seit 1981) die religiöse Diversität steigt und die Muslime wie die Orthodoxen sich absolut wie relativ vergrößern – deutlich stärker als in Deutschland.
Konfessionsfreie, Bundesländer
Aufgrund dieser Daten, sowohl als Zeitreihe wie für 2021, lässt der fowid-Artikel zu „Konfessionsfreie in Österreich“, der bereits am 28.5. ergänzt wurde, weitere Erläuterungen zu.
„Der Anteil der Personen, die sich 2021 keiner Glaubensgemeinschaft zugehörig fühlten, war in Wien mit über einem Drittel (34,1 %) am höchsten, gefolgt von der Steiermark (22,6 %) und Niederösterreich (20,5 %). Kärnten (16,5 %) und das Burgenland (16,8 %) hatten hingegen die geringsten Anteile von Personen ohne Religionsbekenntnis.“ (Statistik Austria)
Die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern ist dabei sehr unterschiedlich. In den absoluten Zahlen zeigt sich der Zuwachs seit 1951 bemerkenswert. Gab es 1951 im Burgenland 445 Konfessionsfreie, so sind es 2021 an die 50.000. Ebenso hat sich in Wien die Zahl der Konfessionsfreien von 130.000 auf 655.000 erhöht.
In den Anteilen der gesamten Bevölkerung in den jeweiligen Bundesländern lässt sich die Verteilung der Konfessionsfreien auf die Bundesländer vergleichen. In Wien, Niederösterreich (St. Pölten), Oberösterreich (Linz) und der Steiermark (Graz) leben (2021) 71 Prozent der Bevölkerung Österreichs und in diese vier Bundesländern leben 77 Prozent aller Konfessionsfreien (Tabellenabschnitt A). Auch wenn man Wien herausrechnet, leben in den drei verbleibenden Bundesländern 50 Prozent der Bevölkerung und 44 Prozent der Konfessionsfreien.
Überdurchschnittliche Anteile in den Bundesländern (Tabellenabschnitt B) haben nur die Steiermark (23 Prozent) und Wien (34 Prozent).
Schaut man auf die Veränderungen in den Prozentanteilen in den Bundesländern (Tabellenabschnitt C) so sind es von 2001 auf 2021 Vorarlberg (12,9), das Burgenland (12,8), die Steiermark (12,6) sowie Tirol (12,5) die in Prozentpunkten eine größere Veränderung aufweisen, wie Österreich insgesamt (10,4). Mit anderen Worten, die Konfessionsfreien holen ‚in der Fläche‘ auf.
1951 – 2021
Die Übersichten über die Bundesländer von 1951 – 2001 seien der Vollständigkeit eingefügt.
Für 2021 zeigen die Ergebnisse (Tabellenabschnitt A), dass das Christentum (und damit vorrangig auch die katholische Kirche) in allen Bundesländern – außer in Wien – überdurchschnittlich, d. h. mehr als 68 Prozent Kirchenmitglieder hat. Der Durchschnitt wird durch Wien beeinflusst, wo das Christentum mittlerweile in der Minderheit ist (49,0 Prozent) und die römischen Katholiken weniger als ein Drittel (31,8 Prozent) der Bevölkerung darstellen.
Bei den Verteilungen innerhalb der Religionsgruppen (Tabellenabschnitt B) zeigt sich dann genau das, was auch aus Deutschland bekannt ist, das die „Neuen“ überdurchschnittlich in den urbanen Ballungsräumen leben, hier in Wien. Die Hälfte aller Orthodoxen (49,3 Prozent) sowie knapp zwei Fünftel der Muslime (38,2) sowie der anderen Religionen (39,2) leben in Wien, ebenso wie ein Drittel (32,8) aller Konfessionsfreien in Österreich. Die Religiösen, um einfacher in größeren Communities leben zu können, die Konfessionsfreien, da sie sich dort nicht zu organisieren brauchen.
(CF)