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Australien: Religion und Konfessionsfreie 2021

Fowid-Notiz: Die fünf wichtigsten Religionszugehörigkeiten im Zensus 2021 waren: Keine Religion (38,9 Prozent), Katholisch (20 Prozent), Anglikanisch (9,8 Prozent), Islam (3,2 Prozent) und Hinduismus (2,7 Prozent). Fasst man alle christlichen Denominationen zusammen, so sind es 43,9 Prozent. Insofern ist die ‚christliche Gruppe‘ immer noch am größten – allerdings mit sinkender Tendenz: jährlich um rund einen Prozentpunkt.

Generelle Trends

Der fowid-Artikel „Konfessionsfreie in Australien: 1901-2016“ hatte als Kernelement die Darstellung der ‚Religionslandschaft‘ in ihrer historischen Entwicklung. Die folgenden Daten beziehen sich vorwiegend auf die Analyse der Veränderungen in 2021 zu 2016, zu der das Australian Bureau of Statistics als „Wichtigste Ergebnisse“ beschreibt:

  • „Das Christentum ging um mehr als 1 Million Menschen zurück, ist aber immer noch die häufigste Religion in Australien.
  • Andere Religionen nehmen weiter zu.
  • Die religiöse Vielfalt in Australien nimmt zu.
  • Fast 10 Millionen Australier gaben an, keiner Religion anzugehören.“

Insofern zeigt sich in Australien eine ähnliche Entwicklung wie in Neuseeland, wo der letzte Zensus (2018) feststellte, dass die Konfessionsfreien beinahe die Hälfte der Bevölkerung stellen.

„Bei der Volkszählung 2018 gaben 2.264.601 Personen, die bei der Zählung der Wohnbevölkerung erfasst wurden, an, dass sie keine Religion haben.
Die Ergebnisse der Volkszählung 2018 zeigten, dass fast die Hälfte der Bevölkerung (48,2 Prozent) keine Religion hatte, verglichen mit 41,9 Prozent bei der Volkszählung 2013, 34,6 Prozent bei der Volkszählung 2006 und 29,6 Prozent bei der Volkszählung 2001.
‚Dieses jüngste Ergebnis bestätigt einen steigenden Trend bei der Zahl der Menschen, die in den letzten Volkszählungen keine Religion angegeben haben. Die Zahl derer, die keiner Religion angehören, übersteigt jetzt die Zahl derer, die mindestens einer Religion angehören‘, sagte Kathy Connolly, Generaldirektorin der Volkszählung.“

Ausführlicheres dazu im fowid-Artikel zu Neuseeland: „Konfessionsfreie in Neuseeland, 1867 – 2013“.

In Australien zeigt sich der Trend zur Konfessionsfreiheit kontinuierlich und hat seit dem Zensus 2001 steigende Veränderungen, zuletzt (von 2016 auf 2021) einen Zuwachs von 1,8 Prozentpunkten pro Jahr.

Sofern sich dieser Trend stabilisiert, wird es im Zensus 2026 einen Anteil von rund 48 Prozent Konfessionsfreier in Australien geben.


Konfessionsfreie

In den Anmerkungen zur Methodik wurde zwar seit 1911 die Möglichkeit vorgesehen, sich als Konfessionsfrei zu benennen, aber es dauerte bis 1971, dass ausdrücklich die Anweisung auf dem Formular hieß: „Wenn keine Religion, schreiben Sie keine“.

„Bei jeder Volkszählung seit 1911 gab ein Teil der Bevölkerung an, keine Religionszugehörigkeit zu haben. Im Formular der Volkszählung von 1911 wurde jede Person gebeten, ihre Religion anzugeben. Die Befragten konnten angeben, dass sie keiner Religion angehörten, wenn sie „Freidenker oder konfessions- und religionslos“ waren. Über zehntausend Menschen gaben 1911 an, keine Religion zu haben. Das entsprach 0,2 % der Bevölkerung.
Im Laufe der Zeit haben wir die Darstellung der Option Keine Religion bei der Frage nach der Religion geändert. Die Änderungen wurden vorgenommen, um den Veränderungen des religiösen Profils Australiens Rechnung zu tragen, aber auch als Reaktion auf die öffentliche Konsultation. Dazu gehören:
- 1971:  Die erste Volkszählung mit der Anweisung auf dem Formular „Wenn keine Religion, schreiben Sie keine“.
- 1991: Die erste Volkszählung mit einer Checkbox-Liste der Religionen, einer Option für freien Text und einer Checkbox für Keine Religion am Ende der Liste.
- 2016: Die Antwortoption „Keine Religion“ wurde von der letzten auf die erste Antwortoption im Volkszählungsformular verschoben.
Diese Änderungen können sich auf die Anzahl der Antworten „Keine Religion“ ausgewirkt haben. So stieg beispielsweise der Anteil der Bevölkerung, der angab, keine Religion zu haben, von 0,8 % im Jahr 1966 auf 6,7 % im Jahr 1971, als der Frage nach der Religion Anweisungen hinzugefügt wurden.“

In der Erläuterung, wer in der Kategorie „Keine Religion“ vorhanden ist, wird deutlich, dass es sich um Weltanschauungen handelt, die sich als formal „nicht religiös gebunden“ verstehen.

„Für die Zwecke dieses Darstellung bezieht sich ‚Keine Religion‘ auf die breite Gruppe ‚Säkulare Überzeugungen und andere spirituelle Überzeugungen‘ und ‚Keine religiöse Zugehörigkeit‘. Im Jahr 2016 wurde diese Gruppe aus der Kategorie ‚Keine Religion‘ erweitert, um das gesamte Spektrum der relevanten Antworten auf die Frage nach der Religion zu erfassen. Sie besteht aus Menschen, die sich nicht mit einer Religion identifizieren, und aus Menschen mit nicht-religiösen Überzeugungen, einschließlich Agnostizismus, Atheismus und Humanismus.“

In der Übersicht „No religion in 2021“ und in der folgenden Tabelle sind innerhalb der Kategorie „Keine Religion“ 16 Untergruppen dargestellt. Aufgrund der jeweiligen Anzahl wird jedoch deutlich, dass bereits in der eigenen Gruppe „Keine Religion“ sowohl 2016 (98,5 Prozent) sowie 2021 (98,8 Prozent) erfasst sind, so dass die weiteren 16 Untergruppen also, rein zahlenmäßig 1,5 bzw. 1,2 Prozent, nur eine marginale Bedeutung haben.

Ein Spezifikum für Australien ist die vergleichsweise gleichmäßige Verteilung der Konfessionsfreien über den gesamten Kontinent. Die unterdurchschnittlichen Anteile für Victoria (mit Melbourne) und New South Wales (mi Sidney) verweist dabei auf die hohe religiöse Diversität in den Millionenstädten.

In Betrachtung der Veränderungen von 2016 auf 2021 zeigt sich die Gleichmäßigkeit ebenfalls, das der Anteil der Konfessionsfreien 2021 in allen Altersgruppen deutlich höher sind als noch 2016. In den Veränderungen in Prozentpunkten ‚oszillieren‘ alle Altersgruppen um die durchschnittlichen 9,7 Prozentpunkte, auch wenn die Altersgruppe der 65-Jahre-und-Älteren den geringsten Zuwachs zeigen.

Das entspricht auch den Religionszugehörigkeiten nach Generationen (2021) in dem die ‚Religiösen‘ in den drei jüngeren Altersgruppen unter 50 Prozent liegen, in den drei älteren Altersgruppen über 50 Prozent Anteile haben.

Diese Gleichmäßigkeit der Veränderungen in allen Altersstufen veranschaulicht das Statistikamt Australiens, indem die Anzahl der Personen mit der Nennung „Keine Religion“ im Zensus 2021 auf das seinerzeitige Lebensalter in 2016 ‚zurückverschoben‘ wurde. Dabei zeigt sich, dass der Schwerpunkt der Konfessionsfreien in Australien bei den (2016er) 18 bis 35-Jährigen einerseits erhalten geblieben ist, aber auch alle anderen Altersjahre ihre Personenzahl unter den Konfessionsfreien erhöht haben


Carsten Frerk.