Kirchliches Leben Bistum Erfurt 1989 - 2017
Das Bistum Erfurt liegt im heutigen Freistaat Thüringen (kleinere Teile Thüringens gehören aus historischen Gründen zu den Bistümern Fulda bzw. Dresden-Meißen). Zwei Drittel der Gemeinden befinden sich im Eichsfeld, welches insgesamt katholisch geprägt ist. Ein geringer Teil der Katholiken sind auch in der Stadt Erfurt zu finden. Dies resultiert aus der engen geschichtlichen Bindung der beiden Regionen an Kurmainz. Die übrigen Gebiete des Bistums gehörten früher zu Kursachsen oder Thüringen und sind dementsprechend evangelisch-lutherisch geprägt. Die Katholiken stellen dort nur eine kleine Minderheit in der Bevölkerung.
Das erste Bistum Erfurt wurde 742 gegründet, bestand jedoch nur bis 755 und wurde danach Mainz zugeordnet. Ab 1821 gehörte Thüringen größtenteils zum Gebiet des Bistums Paderborn. 1929 wurde mit dem Preußischen Konkordat eine Neuordnung der Bistümer vorgenommen. Das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Meiningen gehörte danach zu Würzburg, die Gebiete der ehemaligen reussischen Fürstentümer und des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Altenburg kamen zum Bistum Meißen und für das nördliche Gebiet Thüringens war Fulda zuständig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es für die Bischöfe aus Fulda und Würzburg fast unmöglich, die Amtsgeschäfte im östlichen thüringischen Teil wahrzunehmen. 1946 erfolgte durch das Bistum Fulda deshalb die Errichtung eines Bischöflichen Generalvikariats in Erfurt. Das Bistum Würzburg hatte bereits nach 1920 das Bischöfliche Kommissariat Meiningen errichtet und ernannte es 1959 zum Bischöflichen Generalvikariat in Meiningen.
1973 erfolgte eine Neuordnung der katholischen Kirche in der DDR. Per Dekret des Heiligen Stuhls wurden diese Gebiete der Bistümer Fulda und Würzburg dem neuen Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen zugeordnet, gehörten aber weiterhin rechtlich zu den beiden Bistümern.
Nach einem Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Thüringen über die Errichtung des Bistums Erfurt vom 14. Juni 1994 wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen durch Papst Johannes Paul II. zum Bistum erhoben und der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet.
Bedingt durch die sinkende Zahl der Gläubigen, begann 2005 eine Strukturreform, bei der die Anzahl der Dekanate von 14 auf 7 und die Pfarreien von 120 auf 95 reduziert wurden. Die aufgelösten Pfarreien bestehen weiter als Filialgemeinden einer größeren Pfarrei fort. Bis zum Jahr 2020 sollen die Pfarreien durch schrittweise Zusammenlegungen weiter auf 33 verringert werden.
Im Bistum Erfurt sind die Mitgliederzahlen - durch Kirchenaustritte und Wanderungsbewegungen nach der deutschen Wiedervereinigung - erst 1995 zur Ruhe gekommen. Das Bistum Erfurt liegt in der Diaspora, d. h. in den Gebieten Deutschlands, in der die Katholiken in der absoluten Minderheit sind.
In den vier dargestellten Ereignissen des kirchlichen Lebens (Taufen, Erstkommunionen, Trauungen sowie Bestattungen) zeigen sich für das Bistum Erfurt in den Ereignissen sehr unterschiedliche Zahlen gegenüber dem gesamten katholischen Deutschland.
Die zukunftsträchtigen Ereignisse der Trauungen liegen bis 1997 unter den allgemeinen Zahlen des katholischen Deutschlands, übertreffen dann jedoch in den Ereigniszahlen pro 1.000 Katholiken ab 1998 den Durchschnitt und verbleiben seit ca. 10 Jahren auf etwa gleichem Niveau. Die Taufen verbleiben bis 2003 bei den durchgehend niedrigeren Ereigniszahlen, was auf eine durchschnittlich niedrigere Kinderzahl verweist. Allerdings stabilisieren sie sich und streben dem allgemeinen katholischen Trend entgegen, den sie ab 2004 übertreffen. Seither gibt es kleine Schwankungen auf recht hohem Niveau.
Bei den Erstkommunionen sind recht hohe Ereigniszahlen bis 1998 zu verzeichnen, die dann entsprechend der Taufen (ca. 10 Jahre später) deutlich absinken. Seit 2003 ist wieder ein steigender Trend zu sehen und liegt fast gleichbleibend bei ca. 1100 Erstkommunionen pro Jahr. Im Jahr 2013 hat die Zahl den katholischen Durchschnitt in Deutschland nahezu erreicht. Die absoluten Zahlen haben sich jedoch auf die Hälfte (49 Prozent) reduziert, bei den Trauungen auf ca. 40 Prozent.
Da sich die Mitgliederzahl von 1990 an bis 2017 auf etwa zwei Drittel reduziert hat, könnte man annehmen, dass die verbliebenen Mitglieder die Rituale besonders pflegen. Jedoch gehen davon auch nur noch ein reichliches Sechstel (ca. 17 Prozent) zum sonntäglichen Gottesdienst. Die Gottesdienstbesucherzahlen haben sich im betrachteten Zeitraum auf reichlich ein Drittel reduziert.
(aktualisiert 2019)
SFE