Kirchliches Leben Bistum Hildesheim 1960 - 2017
Das Gebiet des Bistums entspricht dem östlich der Weser gelegenen Anteil Niedersachsens und dem nördlichen Teil Bremens. Es ist eines der flächenmäßig größten Bistümer Deutschlands, umfasst jedoch fast nur Regionen, in denen die Katholiken eine Minderheit bilden und damit in der Diaspora leben.
Nur der Raum um Hildesheim und das im Süden des Bistums gelegene Dekanat Untereichsfeld haben eine katholische Bevölkerungsmehrheit. 1824 wurde das Bistum erheblich erweitert und kam 1930 zur damals geschaffenen Mitteldeutschen Kirchenprovinz. Seit 1995 ist das Bistum Hildesheim Teil der neu errichteten Norddeutschen Kirchenprovinz.
Im 16. Jahrhundert ging ein Großteil des Gebietes, einschließlich der Stadt Hildesheim zum evangelischen Glauben über. Nur der Dom, mehrere Klosterkirchen der Stadt sowie die umliegenden Stiftsdörfer blieben katholisch und das Bistum konnte bestehen bleiben. Nach dem 30jährigen Krieg wurden die Territorien neu geordnet. Das Fürstbistum wurde in seinen alten Grenzen wieder hergestellt, aber die lutherisch gewordenen Gebiete nicht wieder katholisch. Nur einzelne Klöster und Pfarreien entstanden neu.
Die Zahl der Katholiken wuchs durch den Zuzug ostdeutscher Vertriebener nach dem Zweiten Weltkrieg sprunghaft an. Diese stammten insbesondere aus Schlesien und Ostpreußen, aber auch aus der Tschechoslowakei. Bistumsweit stellen ehemalige Heimatvertriebene und deren Nachkommen, Zugezogene aus West- und Süddeutschland, Spätaussiedler aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion sowie Zuwanderer aus Italien, Spanien, Portugal und Kroatien große Gruppen in den Gemeinden.
1930 kam das Gebiet des Landkreises Grafschaft Schaumburg vom Bistum Fulda, 1965 das Gebiet des ehemaligen Landes Schaumburg-Lippe zum Bistum Hildesheim.
Während DDR-Zeit gehörten sechs Kirchen auf dem Staatsgebiet der DDR zum Bistum Hildesheim, waren jedoch apostolischen Administratoren in der DDR unterstellt. Die Kirche in Neuhaus gehört noch heute zum Bistum Hildesheim, die anderen Kirchen gehören heute zu den Bistümern Magdeburg und Erfurt.
Seit der Gründung des Erzbistums Hamburg am 7. Januar 1995 gehört das Bistum Hildesheim zur Hamburger Kirchenprovinz. Die südlich der Elbe auf Hamburger Staatsgebiet gelegenen Pfarreien (Harburg und Wilhelmsburg) wurden an die benachbarte Erzdiözese abgetreten.
Gegenwärtig findet auch im Bistum Hildesheim eine Neuorientierung statt. Über viele Jahre kamen Vertriebene aus katholischem Herkunftsländern in die Pfarreien. In den nachfolgenden Generationen wurde jedoch das Brauchtum immer weniger gepflegt. Auch im Eichsfeld und in den Stiftsdörfern lässt die bestimmende Kraft der Katholiken nach. In den letzten Jahren kamen vor allem Spätaussiedler aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion sowie deren Angehörige in die Gemeinden. Hinzu kommen viele Familien aus katholischen Regionen Deutschlands sowie aus Südeuropa Zugewanderte.
Wegen der Abnahme der Katholikenzahlen und des Priestermangels im Bistum Hildesheim, werden Gemeinden zusammengelegt. Von 350 ist man im Jahr 2019 bereits bei 119 in 17 Dekanaten angekommen. Bis 2020 sollen die Ausgaben nur noch 2/3 der Ausgaben von 2003 betragen.
In den vier dargestellten Ereignissen des kirchlichen Lebens (Taufen, Erstkommunionen, Trauungen sowie Bestattungen) zeigen sich für das Bistum Hildesheim durchgehend geringere Zahlen als im gesamten katholischen Deutschland.
Die zukunftsträchtigen Ereignisse der Trauungen liegen beständig unter den allgemeinen Zahlen des katholischen Deutschlands. Ab 1990 nähern sich beide Ereigniszahlen an. Die Taufen verbleiben deutlicher bei den durchgehend niedrigeren Ereigniszahlen - was auf eine durchschnittlich deutlich niedrigere Kinderzahl verweist. In der Statistik der Gottesdienstbesucher bildet Hildesheim (neben Aachen, Speyer und Trier) mit etwa 7,8 Prozent unter den deutschen Diözesen das Schlusslicht. Gründe für den Rückgang der Kirchenmitglieder ist einerseits das Verhältnis von Taufen und Beerdigungen, was seit 1973 zugunsten der Beerdigungen ausfällt und andererseits die hohen Austrittszahlen. Seit der Jahrtausendwende haben fast 90.000 Mitglieder die Kirche verlassen, das sind fast 15 Prozent der derzeitigen Gemeindemitglieder (im gesamtkatholischen Durchschnitt sind dies nur reichlich 10 Prozent). Als auch bei glaubensverschiedenen Ehepaaren Kirchgeld erhoben wird, ist das neben dem Bekanntwerden von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche und Erhebung der Abgeltungssteuer wiederum für viele ein Austrittsgrund.
Von 1987 bis 2017 verringern sich die Mitgliederzahlen im Bistum Hildesheim um knapp 15 Prozent und liegen damit im gleichen Zeitraum über dem Durchschnitt aller deutschen Bistümer (minus 11 Prozent). Bei den Besuchern des sonntäglichen Gottesdienstes ist nur noch ein reichliches Drittel der Anzahl von 1987 in den Kirchenbänken zu finden.
(aktualisiert 2019 - SFE)