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Kirchliches Leben Bistum Magdeburg 1989 - 2017

Das Bistum Magdeburg liegt in Sachsen-Anhalt und wurde 1994 neu errichtet. Die Bistumsgrenzen folgen weitestgehend den Grenzen des Landes Sachsen-Anhalt, wie sie abweichend vom heutigen Bundesland von 1947 bis 1952 bestanden. Teile des Bistums gehören deshalb heute zu den Bundesländern Brandenburg und Sachsen. Bischofskirche ist die Kathedrale Sankt Sebastian in Magdeburg. Das Bistum liegt in der Diaspora.

Geschichte

König Otto I. erreichte 967 die Zustimmung des Papst Johannes XIII. zur Gründung des Erzbistums Magdeburg. Es wurde aus Gebieten der Diözesen Halberstadt und Merseburg geschaffen, der Magdeburger Dom war Kathedralkirche.

Der in den Bistümern verkündete Ablass für den Petersdom wurde Anlass für die Reformation. Gegen den Widerstand des Erzbischofs setzte sich langsam in beiden Bistümern die Reformation durch. 1561 bekennt sich der amtierende Erzbischof zur Reformation. Ihm folgt 1567 auch das Domkapitel des Erzbistums Magdeburg, das Bistum Merseburg folgt noch im gleichen Jahr.

Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde der weltliche Teil des Erzstifts Magdeburg dem Kurfürstentum Brandenburg als erbliches Herzogtum zugesprochen. Der Westfälische Frieden ermöglichte jedoch gleichzeitig durch seine Bestimmungen, dass in den beiden evangelischen Territorien Magdeburg und Halberstadt 17 katholische Klöster bis zur Säkularisation bestehen bleiben konnten. Das Erzbistum Magdeburg wurde mit Ableben des letzten Bischofs 1680 aufgelöst.

1803 wurden die noch bestehenden Klöster aufgehoben, jedoch erkennt der preußische Staat die katholischen Gemeinden an und überlässt ihnen die Klosterkirchen.

1821 wurde das Fürstbischöfliche Kommissariat mit dem Bistum Paderborn verbunden. Die aufblühende Industrie in der Magdeburger Börde zieht ab 1850 viele Arbeiter aus dem Eichsfeld und Landarbeiter aus Polen und Schlesien an. Damit entsteht eine enorme Zuwanderung katholischer Menschen. Die Zahl der Pfarreien des Bischöflichen Kommissariats Magdeburg hat sich von 1828 bis 1914 von 17 auf 100 erhöht. Durch einen Vertrag mit dem Heiligen Stuhl wird das Apostolische Vikariat Anhalt 1921 endgültig dem Bistum Paderborn zugeschrieben.

Gegenwart

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kommen mit den Flüchtlingen und Vertriebenen aus Schlesien und dem Sudetenland wieder viele Katholiken (ca. 470.000) in das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Weitere Pfarreien und Seelsorgestellen entstanden.

Die kirchliche Verwaltung des ostdeutschen Bistumsteils wurde vom Westen immer schwieriger, so dass ein Apostolischer Administrator in Magdeburg ernannt wurde und aus dem Erzbischöflichen Kommissariat Magdeburg 1973 das Bischöfliche Amt Magdeburg wurde. Dieses gehörte zwar offiziell zum Erzbistum Paderborn, doch entwickelte es sich faktisch zu einem eigenständigen Bistum.

Am 14. April 1994 wird nach langwierigen Verhandlungen in Magdeburg der Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen über die Errichtung des Bistums Magdeburg unterzeichnet. St. Sebastian war seit 1949 Hauptkirche des Erzbischöflichen Kommissariats und wurde nun zur Bischofskirche erhoben.

grafik

Im Bistum Magdeburg sind die Mitgliederzahlen - durch Kirchenaustritte und Wanderungsbewegungen nach der deutschen Wiedervereinigung - erst 1993 zur Ruhe gekommen.

In den vier dargestellten Ereignissen des kirchlichen Lebens (Taufen, Erstkommunionen, Trauungen sowie Bestattungen) zeigen sich für das Bistum Magdeburg für die drei erstgenannten Ereignisse durchgehend geringere Zahlen als im gesamten katholischen Deutschland. Die Bestattungen verändern sich uneinheitlich.

Das Bistum Magdeburg liegt in der Diaspora, d. h. in den Gebieten Deutschlands, in der die Katholiken in der absoluten Minderheit sind.

Die zukunftsträchtigen Ereignisse der Trauungen liegen bis 2005 beständig unter den allgemeinen Zahlen des katholischen Deutschlands, nähern dann an und liegen ab 2006 etwa bei dem deutschen Durchschnitt. Die Taufen verbleiben bei den durchgehend niedrigeren Ereigniszahlen - was auf eine durchschnittlich niedrigere Kinderzahl verweist. Allerdings stabilisieren sie sich ab Mitte der neunziger Jahre und streben, wenn auch auf niedrigerem Niveau, dem allgemeinen katholischen Trend entgegen. Allerdings ist ab 2009 auch hier wieder ein Abwärtstrend zu verzeichnen. In gleichem Maße entwickeln sich die Ereigniszahlen für die Erstkommunionen, nur um einige Jahre versetzt.

In diesem recht kleinen Bistum machen sich Mitgliederverluste besonders bemerkbar. Im betrachteten Zeitraum sind es bis 2017 etwa 60 Prozent Mitglieder weniger. Die Austrittszahlen sind 2010 (wegen der Missbrauchsskandale innerhalb der katholischen Kirche) um 25 Prozent und 2014 (Tebartz-van Elst) um 125 Prozent zum Vorjahr angestiegen. Insgesamt sind seit dem Jahr 2000 fast 11.000 Mitglieder ausgetreten, das sind etwa 14 Prozent der jetzigen Mitglieder.

Immerhin geht noch etwa jeder siebente zum sonntäglichen Gottesdienst, auch wenn dies nur noch ein Drittel der Anzahl von 1989 ist.

tabelle absolut
Tabelle relativ

(aktualisiert 2019 - SFE)