Kirchliches Leben Bistum Mainz 1960 -2017
Das Bistum Mainz gehört zur Oberrheinischen Kirchenprovinz. Das heutige Bistum Mainz liegt zum Teil in den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz. Einige Stadtbezirke von Frankfurt gehören zum Bistum Limburg und trennen die beiden Bistumsteile von Mainz. Es umfasst somit alle Gebiete, die im 19. Jahrhundert zum Großherzogtum Hessen gehörten. Die Mainzer Erzbischöfe gehörten als Kurfürsten und Reichserzkanzler zu den einflussreichsten Männern des Heiligen Römischen Reiches.
Geschichte
König Heinrich I. ernannte 922 den damaligen Mainzer Erzbischof zum obersten Geistlichen am königlichen Hof, zum Erzkapellan. Nachdem dann Otto I. durch den Mainzer Erzbischof gesalbt und gekrönt wurde, stützte sich seine Regierung noch mehr auf die Bischöfe des Reiches, die er mit hohen Reichsämtern belehnte. Der Mainzer Erzbischof war ab dieser Zeit nicht nur Oberhirte seiner Diözese, sondern auch Reichsfürst.
Mitten in Mainz wurde um 1100 vom damaligen Erzbischof Willigis der mächtige Dombau initiiert. Er ist das steinerne Symbol der Macht des Mainzer Erzbischofs als Stellvertreter des Papstes, Herr über das Mainzer Erzbistum und Reichsfürst. Die Mainzer Erzbischöfe wurden fast automatisch auch Reichspolitiker, da sich hinsichtlich der Thronfolge nie ein Geblütsrecht durchsetzen konnte. Der neue König musste immer von den Fürsten gewählt werden und der Erzbischof gehörte zum Kreis der sieben Einzigen, die wählen durften. Er galt formal als ranghöchster Reichsfürst und war somit aber auch der Vermittler zwischen Kaiser und Papst während der vielen Konflikte zwischen Staat und Kirche.
Einen großen Einschnitt in der Bistumsgeschichte stellt die Reformation dar. Der Protest Martin Luthers gegen den kirchlichen Ablasshandel reichte 1517 aus, um die Reformation in Gang zu setzen. Da der damalige Mainzer Erzbischof zu den Förderern des Ablasshandels gehörte, von dem er selbst profitierte, hatte er diese Entwicklung selbst mit zu verantworten.
Reformation und Gegenreformation führten zu beträchtlichen Konflikten. Das Erzbistum Mainz verlor einen Großteil seiner Klöster und die Zuständigkeit über den hessisch-thüringischen Raum und die Kurpfalz, die beide protestantisch wurden. Das Erzbistum selbst blieb nur katholisch, weil sich das Mainzer Domkapitel bei den Bischofswahlen jener Zeit stets für einen katholischen Kandidaten entschied.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Bistum wieder zusammengeführt. Man beteiligte sich nicht nur an den Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück, sondern setzte auch die Beschlüsse des Trienter Reformkonzils im Bistum um. Da in der Kurpfalz 1685 ein katholischer Fürst eingesetzt wurde, konnte die katholische Position wieder gestärkt werden.
Die Französische Revolution hatte besonders in Mainz Auswirkungen. Die alten Kräfte des Reiches zusammen mit dem Mainzer Erzbischof und Kurfürsten betrachteten die Revolution als Bedrohung und schlossen sich gegen Frankreich zusammen. Andererseits bildete sich 1793 die Mainzer Republik. Nach Kriegs, Besetzung und endgültiger Abtretung der linksrheinischen Gebiete erfolgte die Neuordnung der Kirche. Aus den Resten der Diözesen Worms, Speyer und Metz bildete Napoleon Bonaparte 1802 das neue Bistum Mainz, das nun dem Erzbistum Mecheln zugeordnet war. Die Mainzer Kurwürde, die Ämter, sowie der Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches für Deutschland wurden durch das Reichsgesetz von 1803 für alle Zeit auf das Bistums Regensburg übertragen.
Nach Napoleons Niederlage wurden die Gebietsabtretungen von 1797 wieder rückgängig gemacht. Das Bistum Mainz wurde auf dem Gebiet des Großherzogtums Hessen-Darmstadt errichtet und decken sich auch nach der Neuausrichtung der Kirchengrenzen von 1821 bis heute mit dem Gebiet des ehemaligen Großherzogtums.
Gegenwart
In den vier dargestellten Ereignissen des kirchlichen Lebens (Taufen, Erstkommunionen, Trauungen sowie Bestattungen) zeigen sich für das Bistum Mainz geringere Zahlen als im gesamten katholischen Deutschland.
Die zukunftsträchtigen Ereignisse der Trauungen liegen beständig leicht unter den allgemeinen Zahlen des katholischen Deutschlands. Ab 1992 nähern sich beide Ereigniszahlen an und liegen seither auf etwa gleichem Niveau. Im Vergleich zu 1987 lässt sich nur noch ca. ein Drittel der Paare kirchlich trauen. Die Taufen verbleiben bei den durchgehend niedrigeren Ereigniszahlen - was auf eine durchschnittlich niedrigere Kinderzahl verweist. Dies spiegelt sich auch in der durchschnittlich geringeren Zahl der Erstkommunionen wider.
Von 1987 bis 2017 verringern sich die Mitgliederzahlen im Bistum Mainz um ein reichliches Viertel (minus 14 Prozent) und liegen damit über den Zahlen der Verringerung der Mitgliederzahlen aller deutschen Bistümer (minus 11 Prozent).
Auch in diesem Bistum machen sich die Skandale in der katholischen Kirche (insbesondere 2010 - Missbrauch- und 2013 -Tebartz-van Elst) durch deutliche Erhöhung der Austrittszahlen gegenüber dem Vorjahr bemerkbar. 2010 gab es 35 Prozent mehr Austritte, 2013 sogar 64 Prozent. Doch auch 2014 und 2015 sind die Austrittszahlen sehr hoch. Weitere fast 16.000 haben in den beiden Jahren die katholische Kirche verlassen. Und auch zum sonntäglichen Gottesdienst geht derzeit nur noch jedes elfte Kirchenmitglied.
(aktualisiert 2019 - SFE)