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Kirchliches Leben Bistum Münster 1960 - 2017

Das Bistum Münster ist eine flächenmäßig nicht zusammenhängende römisch-katholische Diözese in Münsterland und Niederrhein (Nordrhein-Westfalen) sowie im Oldenburger Land (Niedersachsen). Das Bistum Münster umfasst heute im wesentlichen die Städte Münster und Hamm, die Regionen Borken, Steinfurt, Coesfeld, Recklinghausen, Kleve, Wesel und das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums Oldenburg. Von 4,2 Mio. Einwohnern sind 1,9 Mio Katholiken (44 Prozent). Damit ist es zahlenmäßig das zweitgrößte Bistum in Deutschland.

Geschichte

Karl der Großen übergab das Bistum 792 an Bischof Liudger und es blieb zunächst in der Verfügung der Bischöfe. Der Entwicklung einer umfassenden Pfarrorganisation standen bis zum 10. Jahrhundert adlige und königliche (Frauen-)Stifte entgegen. Die münsterischen Bischöfe standen weitestgehend auf der Seite des deutschen Königtums, da die Bischöfe von den deutschen Kaisern und Königen eingesetzt wurden. Damit war der Bischofsstuhl nicht nur ein kirchliches, sondern auch ein politisches Amt. Der Investiturstreit um 1100 wegen der Einsetzung von Bischöfen brachte viele Verwirrungen mit sich und bot Angriffsfläche für eine Übernahme durch einen sächsischen Herzog.

Im späteren Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden die Bischöfe auch Landesherren eines Territoriums. Sie verlagerte ihr Augenmerk immer mehr auf ihre Aufgabe als Landesfürsten, wurden immer mehr zu Territorialherren und waren immer weniger geistliche Väter des Bistums.

Die Münsterische Stiftsfehde, die Einführung der Reformation (1524) und das Täuferreich von Münster (1533/1535) brachten in den Folgejahren viele Unruhen.

Nach der Reformation und Gegenreformation, nach Dreißigjährigem Krieg und Westfälischem Frieden (1648) ist der Bischofssitz Münster Zentrum eines Fürstbistums. Es hat sich als Haupt-, Festungs- und Garnisonsstadt zu einem katholischen Konfessionsstaat der absolutistisch regierenden Fürstbischöfe entwickelt. Die Zeit nach dem Trienter Konzil bis zum Ende des 17. Jahrhunderts war geprägt von Bischöfen, die auf unterschiedlichen Wegen die Erneuerungen der Kirche im Bistum vorantrieben.

Bis 1803 war ein weltlicher Teil, das Fürstbistum Münster mit dem Bistum verbunden. Es teilte sich in das Oberstift, das etwa dem heutigen Münsterland entsprach, und das Niederstift, das dem Oldenburger Münsterland und dem heutigen Emsland entsprach.

Der Reichsdeputationshauptschluss (1803) beendete dann die Existenz des bischöflichen Staates. Ein Großteil fiel als Erbfürstentum Münster an Preußen, das bereits 1802 dessen Territorium und Hauptstadt in Besitz nahm. Die Größe des Bistums blieb dennoch bis 1822 unverändert. Bei der Neugliederung 1822 kam das damalige Großherzogtum Oldenburg vollständig an das Bistum, während die nun hannoverischen Anteile an das Bistum Osnabrück fielen.

Gegenwart

In diesem Bistum ist der 2012 begonnene Umstrukturierungsprozess fast abgeschlossen. Von ehemals 689 selbständigen Pfarreien sollten am Ende des Prozesses ca. 190 Pfarreien existieren. Derzeit sind es noch 217 Pfarreien in 39 Dekanaten. Im Bistum wurden bisher nach der Jahrtausendwende 80 Kirchen profaniert und entweder abgerissen oder einer anderen Nutzung überführt. Das sind nach dem Bistum Essen die meisten Kirchenschließungen.

In den vier dargestellten Ereignissen des kirchlichen Lebens (Taufen, Erstkommunion, Trauungen sowie Bestattungen) zeigen sich für das Bistum Münster für die zukunftsweisenden Ereignisse durchgehend höhere Ereigniszahlen pro 1.000 Katholiken als im gesamten katholischen Deutschland.

Grafik

In den vier dargestellten Ereignissen des kirchlichen Lebens (Taufen, Erstkommunion, Trauungen sowie Bestattungen) zeigen sich für das Bistum Münster für die zukunftsweisenden Ereignisse durchgehend höhere Ereigniszahlen pro 1.000 Katholiken als im gesamten katholischen Deutschland.

Die zukunftsträchtigen Ereignisse der Trauungen und der Taufen sind überdurchschnittlich. Während sich die Trauungen im Laufe der Jahrzehnte immer mehr an die katholischen Durchschnittszahlen annähern und ab 2009 etwa gleich sind, verbleiben die Taufen bei den höheren Ereigniszahlen, was auf eine durchschnittlich höhere Kinderzahl verweist. Trotzdem sind die Anzahl der Taufen auf 59 Prozent und die Erstkommunionen auf 74 Prozent im Verlauf der letzten 30 Jahre gesunken.

Die Mitgliederzahlen verringern sich von 1987 bis 2017 um reichlich 10 Prozent. Damit verzeichnet dieses Bistum einen etwas geringeren Rückgang als der Durchschnitt aller Bistümer in Deutschland (minus 11 Prozent).

Die Austrittszahlen 2013 (10.110) und 2014 (11.860) haben sich gegenüber 2012 (5.660) verdoppelt. Vordergründig verlassen die Menschen wegen der Änderung zum Kirchensteuereinzug auf Kapitalerträge, die nun von den Banken direkt eingezogen wird bzw. wegen der Missbrauchsvorwürfe die Kirche. Nur 1992 waren im Bistum etwa ebenso viele Austritte zu verzeichnen (damals wegen der Einführung des Solizuschlages). Seit 2010 haben etwa 68.000 Mitglieder das Bistum und die Kirche verlassen, dass sind ca. 4 Prozent der jetzigen Mitglieder.

Während 1987 noch ca. 27 Prozent der Mitglieder zum Gottesdienst gingen, sind es derzeit nur noch 9 Prozent.

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Tabelle absolut 2
Tabelle relativ 1
Tabelle relativ 2

(aktualisiert 2019 - SFE)