Kirchliches Leben Bistum Speyer 1960 - 2017
Das Bistum Speyer nimmt den Süden des Bundeslandes Rheinland-Pfalz ein, wo es die gesamte Pfalz (vor der Gebietsreform 1969), den Saarpfalz-Kreis sowie Teile im Osten des Saarlandes umfasst. Der Bischofssitz befindet sich in der pfälzischen Stadt Speyer.
Geschichte
Das ursprüngliche Bistum Speyer gehört zu den ältesten Bistümern Deutschlands. Bereits im Jahre 346 wurde ein Bischof von Speyer erstmals urkundlich erwähnt. Kaiser Otto I. gab dem Bistum den Status der Reichsunmittelbarkeit. Jahrhundertelang hat das Bistum als reichsunmittelbares Hochstift auch weltliche Verwaltungsfunktionen besessen, die vom jeweiligen Fürstbischof wahrgenommen wurden.
Nach der Christianisierung der Franken wurde das Bistum nach Osten stark erweitert, was vor allem auf die Aktivitäten des Klosters Weißenburg im Elsass zurückzuführen war. Im 9./10. Jahrhundert wurden zahlreiche Klöster und Kirchen im Bistum gebaut, auch der Speyerer Dom, bei dem 1030 die Grundsteinlegung begann. Er ist der größte der drei romanischen Kaiserdome.
Mit den immer größeren Freiheitsrechten, die die Stadt Speyer ab 1111 erhielt, löste sie sich innerhalb der nächsten zwei Jahrhunderte aus der Herrschaft des Bischofs.
Während der Reformationszeit verlor das Bistum nicht nur zahlreiche Kirchen, sondern auch zwei Drittel seines Vermögens und seines Landbesitzes. Weil die etwa 40 kleineren Fürstentümer auf dem Gebiet des Bistums sich teils für und teils gegen die Reformation entschieden, kam es zu einer Zersplitterung des Fürstbistums in viele nicht mehr zusammenhängende Gebiete. Damit wurde vor allem die Nordpfalz zur Diaspora.
Im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1689 wurde ganz Speyer samt dem Dom niedergebrannt. Ab 1697 wurden viele reformierte Kirchengemeinden wieder katholisch und die Bischöfe bemühten sich um die Beseitigung der Verwüstungen und eine gründliche Reform der verarmten Diözese.
Das Gebiet wurde kurz darauf noch einmal heimgesucht, als die Französische Revolution auf die deutschen Gebiete westlich des Rheins übergriff. Auch der linksrheinische Teil des Bistums wurde von den Revolutionstruppen besetzt und der gesamte Kirchenbesitz eingezogen. Die Jurisdiktion wurde dem Bischof entzogen. 1792 wurde Speyer von den französischen Truppen gestürmt und verwüstet.
Mit dem Friedensvertrag von Campo Formio von 1797 wurden die linksrheinischen Gebiete an Frankreich abgetreten und man verzichtete gemäß Konkordat auch kirchenrechtlich auf das linksrheinische Gebiet. Das rechtsrheinische Speyerer Diözesangebiet existierte als Rumpfbistum weiter und wurde danach dem Erzbistum Freiburg zugehörig.
1806 sollte der Dom von Speyer abgerissen werden, doch durch eine Zusage Napoleons blieb das Bauwerk erhalten. In der jetzigen Form wurde das Bistum Speyer 1817 neu errichtet, das zusätzlich zur Pfalz noch den heutigen Saarpfalz-Kreis dazu bekam.
Mit der Zirkumskriptionsbulle von 1818 wurden die Grenzen des Bistums umschrieben und es umfasste danach nur noch ein Viertel seiner ursprünglichen Ausdehnung. Die tatsächliche Wiedererrichtung zog sich aber noch bis zur Inthronisierung des neuen Bischofs 1822 hin. Da der bayerische König die Staatskirchenhoheit besaß, gab es die durch die Verfassung garantierte Religionsfreiheit praktisch jedoch nicht.
Gegenwart
In den vier dargestellten Ereignissen des kirchlichen Lebens (Taufen, Erstkommunion, Trauungen sowie Bestattungen) zeigen sich für das Bistum Speyer ähnliche bzw. identische Ereigniszahlen pro 1.000 Katholiken wie im gesamten katholischen Deutschland.
Die Anzahl der Trauungen liegt von 1972 bis 1983 und noch einmal von 1993 bis 1997 leicht über der durchschnittlichen Zahl aller katholischen Trauungen pro 1.000 Katholiken. Eine Tatsache die sich dann – jeweils zeitlich versetzt - auch in den Zahlen der Taufen widerspiegelt. Während die Zahlen der Trauungen seit 1998 nahezu identisch mit den Gesamtzahlen sind, hat sich die Zahl der Taufen unterdurchschnittlich entwickelt. Die steigende Zahl der Kommunionen ab 1988 ist nur der zeitlich versetzte Anstieg der Taufen ca.10 Jahre zuvor. Der Anstieg den Erstkommunionen 2008 ist die Folge der höheren Anzahl der Taufen 1997. Insgesamt haben sich die Taufen in den letzten 30 Jahren auf die Hälfte reduziert, die Erstkommunionen auf unter zwei Drittel und die Trauungen auf unter ein Drittel.
Die hohe Zahl der Bestattungen und weniger werdenden Taufen zeugt von relativ vielen alten Menschen im Bistum.
Von 1987 bis 2017 verringern sich die Mitgliederzahlen um etwa 20 Prozent und liegen damit höher als die durchschnittliche Änderung der Mitgliederzahlen aller Bistümer in Deutschland (minus 11 Prozent). Allein seit 2010 haben ca. 33.000 Mitglieder die Kirche verlassen. Das sind über 6 Prozent der derzeitigen Mitglieder. In diesem Bistum sind die höchsten Austrittszahlen bereits 2008 zu verzeichnen, dann ebenso wie in anderen Bistümern 2010/11 wegen der Mißbrauchsvorwürfe in der katholischen Kirche und nach der Einführung der Abgeltungssteuer ab 2013 bis heute anhaltend. Die Gottesdienstbesucher verringern sich im Zeitraum ab 1987 auf unter 30 Prozent. Damit geht nur noch jedes dreizehnte Kirchenmitglied zum Gottesdienst.
(aktualisiert 2019 - SFE)