Kirchliches Leben Erzbistum München und Freising 1960 - 2017
Das Erzbistum München und Freising liegt im Süden Bayerns mit Sitz in München. Es liegt fast vollständig in Oberbayern und umfasst auch die außerhalb liegende Exklave Kloster Schlehdorf. Zum Erzbistum München und Freising gehören die Suffraganbistümer Augsburg, Regensburg und Passau. Insgesamt umfasst das Gebiet der Erzdiözese rund 12.000 Quadratkilometer.
Bereits seit der Römerzeit sind im Gebiet des heutigen Oberbayern Christen bekannt. Im 6. Jahrhundert, etwa zeitgleich mit der Völkerwanderung, setzte die Missionierung durch Wandermönche ein. Die durch Wanderung hinzukommenden Siedler sollen ebenfalls bereits Christen gewesen sein.
Die damaligen Herrscher bemühten sich schon zeitig um die Festigung des kirchlichen Lebens in ihrem Herrschaftsgebiet. Ca. 720 wurde der erste Bischof an den Hof von Freising berufen und die erste Domkirche errichtet. Im Auftrag von Papst Gregor III. wurde im Jahr 739 das Bistum Freising zusammen mit den Bistümern Salzburg, Regensburg und Passau errichtet. Ab 798 gehörte Freising zum Erzbistum Salzburg.
Das Bistum Freising konnte rasch ausgebaut werden und wurde zum geistig-kulturellen Zentrum Altbayerns. Die Ansiedlung zahlreicher Klöster förderten Seelsorge und christliche Kultur.
Im politischen Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Macht um die Amtseinsetzung von Geistlichen (Investitur) durch die weltliche Macht kam es zu erheblichen Spannungen zwischen Kaiser und Bischof. Ab 1294 wurde das Bistum als Hochstift Freising durch die Erhebung zum Fürstbistum auch weltlich souverän.
Die Reformation konnte im Gebiet des Bistums Freising kaum Fuß fassen. Die Kirchenreformen des Konzils von Trient wurden erst ab 1618 nach und nach umgesetzt.
Mit der Säkularisation ab 1803 endete auch das Hochstift Freising. Nach dem Ableben des letzten Fürstbischofs blieb das Amt lange Jahre unbesetzt. Das Bayerische Konkordat ermöglichte 1817 die Errichtung das Erzbistum von München und Freising. Das Gebiet wurde jedoch 1821 von Papst Pius VII. neu abgegrenzt. Zum Gebiet des alten Hochstifts Freising kamen Territorien des ehemaligen Bistums Chiemsee, die in Bayern liegenden Gebiete des Bistums Salzburg sowie die ehemalige Fürstprobstei Berchtesgaden hinzu, dafür wurden im Gegenzug die in Tirol liegenden Gebiete den Bistümern Brixen und Salzburg zugeordnet.
Unter Ludwig I. wurden ab 1830 forciert durch den Erzbischof viele Orden wieder aktiviert und zur Rückkehr in ihre Klöster bewegt. Der Erzbischof hatte sich für die religiöse Erziehung der Kinder konfessionsverschiedener Ehen stark gemacht und war der Ansicht, dass diese Kinder alle katholisch getauft und in katholischer Religion erzogen werden müssten.
Die nachfolgenden Bischöfe konzentrierten sich zunehmend auf den Ausbau und die Förderung der theologischen Bildung und Wissenschaft als Grundlage der Seelsorge im Erzbistum.
Sitz des neuen Erzbistums wurde München und die Frauenkirche wurde zur Kathedrale. Die ehemalige Fürstbischöfliche Residenz auf dem Freisinger Domberg wurde dem Erzbistum 1826 von König Ludwig I. zur Einrichtung eines Priesterseminars, eines Lyzeums und des Diözesanknabenseminars überlassen. Ab 1850 wurde Freising auch Sitz der Freisinger , d. h. der Bayerischen Bischofskonferenz.
In den vier dargestellten Ereignissen des kirchlichen Lebens (Taufen, Erstkommunionen, Trauungen sowie Bestattungen) zeigen sich für das Erzbistum München und Freising ab 1995 höhere Zahlen pro 1.000 Katholiken als im gesamten katholischen Deutschland.
Die zukunftsträchtigen Ereignisse der Trauungen liegen bis 1995 unter den allgemeinen Zahlen des katholischen Deutschlands. Danach nähern sich die Bistumszahlen dem gesamt-katholischen Trend an und liegen seitdem etwa durchgängig bei 2 von 1.000 Katholiken. Die Taufen verbleiben bei den niedrigeren Ereigniszahlen - was bis 1995 auf eine durchschnittlich niedrigere Kinderzahl verweist. Ein bis zwei Jahre nach dem Anstieg der Trauungen steigen auch die Taufzahlen. Sie liegen seitdem über dem Niveau des gesamtdeutschen Durchschnitts. Ab 2014 ist eine kleine steigende Tendenz zu sehen.
Die absolute Zahl der Trauungen ist seit 1987 auf weniger als die Hälfte gesunken, wobei sich die Zahl seit der Jahrtausendwende auf etwa gleichem Niveau hält. Die Zahl der Taufen und Erstkommunionen sind im gleichen Zeitraum nur um 25 bzw. 11 Prozentpunkte gesunken.
Von 1987 bis 2017 verringern sich die Mitgliederzahlen im Erzbistum München und Freising um ca. ein Fünftel (minus 23 Prozent) und liegen damit deutlich unter den Zahlen der Verringerung der Mitgliederzahlen aller deutschen Bistümer (minus 11 Prozent). Die Gottesdienstbesucher verringern sich im gleichen Zeitraum um 60 Prozent. Damit geht nur noch jeder zehnte Katholik zum Gottesdienst.
In diesem relativ großen Bistum sind die Austrittszahlen besonders 2010 und 2013 gegenüber dem jeweiligen Vorjahr signifikant angestiegen (59 und 40 Prozent). Ereignisse wie das Bekanntwerden von Missbrauchsfällen oder Verfehlungen des Bischofs von Limburg sind daran ursächlich beteiligt. Doch auch 2014 und 2015 sind die Austrittszahlen noch einmal deutlich gestiegen (ca. 30 Prozentpunkte). Dort hat das neue System zu Abführung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge durch die Banken einen erheblichen Einfluss. Insgesamt haben seit dem Jahr 2000 ca. 260.000 Mitglieder die Kirche verlassen, davon allein in den letzten 5 Jahren ca. 100.000.
(aktualisiert 2019 - SFE)