Kirchliches Leben Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz 1980 - 2017
Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist zum 1. Januar 2004 aus der Fusion der beiden Landeskirchen Berlin-Brandenburg und Kirche der schlesischen Oberlausitz hervorgegangen. Die beiden Vorgängerkirchen waren bis 2003 auch Gliedkirchen der Evangelischen Kirche der Union (EKU), welche danach in der Union Evangelischer Kirchen aufging. Im Gebiet der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz leben rund 6,2 Millionen Menschen. Von diesen gehören 0,96 Millionen zur Evangelischen Kirche, das sind etwa 15,5 Prozent.
Das Gebiet der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz umfasst im Wesentlichen die Bundesländer Berlin und Brandenburg sowie den östlichen Teil des Bundeslandes Sachsen.
Geschichte
Die Geschichte der Landeskirche ist untrennbar mit der Geschichte der Länder Brandenburg und Schlesien bzw. dem Königreich Preußen verbunden.
1539 wurde im Kurfürstentum Brandenburg die Reformation eingeführt und ein Jahr später die erste lutherische Kirchenordnung erlassen. 1613 trat Kurfürst Johann Sigismund vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis über, gestattete jedoch seinen Landsleuten in der Confessio Sigismundi ihren Glauben zu behalten. Gemeinden beider Bekenntnisse existierten in der Mark Brandenburg nebeneinander.
Zwischen 1521 und 1550 setzte sich weitgehend das lutherische Bekenntnis in der Oberlausitz durch. Nach dem Wiener Kongress kam die östliche Hälfte der Oberlausitz zu Preußen und wurde an die Provinz Schlesien angeschlossen. Die Oberlausitzer Kirchgemeinden wurden mit der lutherischen schlesischen Provinzialkirche vereinigt. Seit 1750 unterstanden alle lutherischen Kirchengemeinden der Monarchie dem Lutherischen Oberkonsistorium Preußens, die reformierten Kirchengemeinden der Reformierten Kirchen-Direction Preußens, beide in Berlin ansässig.
Nach 1815 bildete der Staat Preußen in seinen Provinzen neue Kirchenverwaltungsbehörden, für Brandenburg in Berlin und für Schlesien in Breslau. 1881 wurde Berlin aus der Provinz Brandenburg ausgegliedert, doch kirchlich blieben die beiden Verwaltungseinheiten zusammen als Kirchenprovinz Mark Brandenburg.
Oberhaupt der lutherischen und der reformierten Kirche war der König von Preußen. 1817 verfügte Friedrich Wilhelm III. eine Verwaltungsunion beider Bekenntnisse. Somit entstand innerhalb des Staates Preußen eine einheitliche Kirche, die Evangelische Kirche in Preußen. Zu dieser Kirche gehörten bis 1918/1922 die acht Kirchenprovinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Sachsen, Schlesien, Rheinprovinz und Westfalen.
Nach dem Ersten Weltkrieg hörte mit dem Ende der Monarchie auch das landesherrliche Kirchenregiment auf. Die preußische Landeskirche und ihre Provinzialkirchen gründeten daher 1922 die „Evangelische Kirche der Altpreußischen Union“, welche durch Abtrennung der vielen Gemeinden der Provinzialkirche Posens viel kleiner geworden war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der neuen Ostgrenze an Oder und Neiße bedeutete dies auch die Abtrennung der Provinz Ostpreußen und der größeren Teile der Provinzen Pommern und Schlesien sowie Teile von Brandenburg. Die verbliebenen sechs alten Provinzialkirchen Preußens wurden bis 1947 nach formeller Auflösung des Staates Preußen selbständige Landeskirchen.
Die Kirchenprovinz Mark Brandenburg wurde von einem Bischof geleitet, erhielt 1948 eine neue Verfassung und hieß danach Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg.
In Schlesien wurde noch 1945 die kirchliche Tradition der Schlesischen Provinzialkirche weitergeführt. 1946 zog das gesamte Konsistorium der Evangelischen Kirche von Schlesien nach Görlitz um.
Das bei Deutschland verbliebene Gebiet der schlesischen Provinzialkirche wurde zunächst von der Berlin-Brandenburgischen Kirche treuhänderisch verwaltet und ab 1947 unter dem Namen Evangelische Kirche von Schlesien eine selbständige Landeskirche. Die geistliche Leitung der schlesischen Kirche oblag bereits seit 1918 den Generalsuperintendenten und später den Bischöfen.
1954 gründeten die sechs ehemaligen Provinzialkirchen Altpreußens (Berlin-Brandenburg, Schlesien, Provinz Sachsen, Pommern, Rheinland und Westfalen) die „Evangelische Kirche der Union“ als eigenständige Kirche, die ebenfalls der EKD beitrat.
Nach der Teilung Deutschlands wurde eine gemeinsame Arbeit innerhalb der Kirche in Berlin-Brandenburg fast unmöglich. Die Kirche wurde daher 1972 in die Bereiche West (West-Berlin) und Ost (Ost-Berlin und Brandenburg) geteilt. Sie erhielen jeweils eine eigene Kirchenverwaltung mit Sitz in Berlin und einem Bischof an der Spitze. Mit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten wurde auch die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg wieder vereinigt.
Auch bei der schlesischen Kirche brachten die damaligen politischen Verhältnisse Veränderungen mit sich. Sie musste 1968 ihren Namen in „Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebiets“ ändern, weil die damalige Regierung der DDR die Führung des Namensbestandteils „Schlesien“ nicht akzeptierte. Nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten konnte die Landeskirche 1992 jedoch wieder umbenannt werden. Dabei erhielt sie die Bezeichnung „Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz“.
Haupt- und Predigtkirche des Bischofs der EKBO ist die St.-Marien-Kirche in Berlin Regelmäßige Predigten hält der Bischof auch in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und im Berliner Dom.
2004 fusionierten die die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg und die Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz.
Die relativ hohe Zahl der Bestattungen bis 1990 verweist auf die Überalterung der evangelischen Kirche in Berlin (West). Nach 1990 hat sich mit der Wiedervereinigung die Anzahl angeglichen.
Die Taufen und die Trauungen - die zukunftsrelevanten Kasualien - liegen seit 1962 ein gutes Drittel unter den EKD-Zahlen. Beide Ereignisse haben sich seit 1993 - in ihrer Relation zur Anzahl der Kirchenmitglieder – stabilisiert und sich bis 2007/08 den Durchschnittszahlen Deutschlands angenähert. Seit der Jahrtausendwende haben ca. 25 Prozent der Mitglieder die Kirche verlassen, es lassen sich im Vergleich zum Jahr 2000 nur noch die Hälfte kirchlich trauen und zwei Drittel konfirmieren. Nur die Taufzahlen sind absolut und prozentual relativ stabil geblieben. Im Gegensatz zum EKD-Durchschnitt (-31 Prozent) hat sich deren Anzahl nur um reichlich 10 Prozent verringert. Selbst bei den Gottesdienstbesuchern hat sich kaum etwas verändert, nach wie vor gehen reichlich 3 Prozent zum sonntäglichen Gottesdienst.
Auffällig sind die hohen Austrittszahlen in den Jahren 2013 und 2014. Mit ca. 12.000 und 18.000 liegen sie etwa beim Niveau von 1997, als ebenfalls eine signifikante Austrittswelle war. Die relativ hohen Austrittszahlen resultieren vermutlich aus der Änderung des Kirchensteuerabzugs bei Kapitalerträgen. Die Banken dürfen danach die Kirchesteuer sofort einbehalten und weiterleiten. Damit gehen auch zwangsläufig persönliche Daten über Ehestand, eingetragene Lebenspartnerschaft usw. an die jeweiligen Kirchen. Da zudem weniger Menschen wieder eintreten ist der Mitgliederrückgang sehr deutlich. Seit 2000 haben fast 200.000 Mitglieder der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz den Rücken gekehrt.
Anmerkung:
Die Verteilungen ähneln durchaus den Relationen im katholischen Erzbistum Berlin. Für beide Organisationen machen sich die Großstadt Berlin und die Diasporasituation in Brandenburg für die Verringerung der Zahlen des kirchlichen Lebens anscheinend besonders bemerkbar.
SFE - aktualisiert 2019