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Kirchliches Leben Landeskirche Kurhessen-Waldeck 1960 - 2017

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) ist eine von 20 Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie hat ca. 812.273 Gemeindeglieder (43,8 Prozent der Bevölkerung) in 774 Gemeinden in vorwiegend ländlichen Regionen. (Stand: Dez. 2017). Die Bischofskirche ist die Martinskirche in Kassel. Im Schlösschen Schönburg in Hofgeismar unterhält sie eine Evangelische Akademie. Kurhessen-Waldeck wurde 1934 durch Vereinigung zweier selbständiger Landeskirchen gebildet, der Landeskirche in Hessen-Kassel und der Landeskirche in Waldeck.

Geschichte

Evangelische Landeskirche in Hessen-Kassel

Die Geschichte der Landgrafschaft Hessen-Kassel, die bereits 1567 entstand, bestimmte weitestgehend auch die der Landeskirche. Das Land war zunächst durch den Landgraf Philipp I. lutherisch geprägt, doch Landgraf Moritz setzte 1604 im Gebiet um Kassel das reformierte Bekenntnis durch. Nur das Gebiet um Marburg blieb lutherisch. Mit dem Erwerb der Grafschaft Hanau-Münzenberg wurden weitere konfessionell gemischte Gebiete hinzugewonnen. In diesem Landesteil kam es 1818 zur Hanauer Union, einer gegenseitigen weitest gehenden Akzeptanz des jeweiligen Bekenntnisses. Besonders nach der Übernahme Hessens durch Preußen 1866 flammte der protestantische Bekenntnisstreit wieder auf. Von da an war der König von Preußen auch das Kirchenoberhaupt. Nach 1873 gab es drei Generalsuperintendenten als geistliche Oberhäupter, jeweils einer für das lutherische, das reformierte und das unierte Bekenntnis. Die drei ehemals kurhessischen Bezirke Kassel, Marburg und Hanau wurden 1873 zu einem Gesamtkonsistorium in Kassel vereinigt und von einem Präsidenten geleitet.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1924 eine gemeinsame Verfassung verabschiedet. Das Konsistorium wurde zum Landeskirchenamt mit einem Präsidenten an der Spitze. Eine Bekenntnisunion nach dem Vorbild in Hanau kam nicht zustande. Bis heute gibt es lutherische, reformierte und unierte Gemeinden in Hessen-Kassel. Die heutigen Gemeinden verzichten auf den jeweiligen Zusatz und nennen sich nur noch evangelisch.

Evangelische Landeskirche in Waldeck

Die Landeskirche in Waldeck war die Territorialkirche der Grafschaft bzw. des Fürstentums Waldeck, zu dem seit dem 17. Jahrhundert auch die Grafschaft Pyrmont gehörte. Mit der Reformation entstanden vorwiegend lutherisch geprägte Gemeinden und nur drei reformierte Gemeinden. Zwischen den lutherischen und reformierten Gemeinden kam es 1821 zur Union. Die Landeskirche blieb auch nach der Übernahme durch Preußen 1867 eigenständig und wurde vom jeweils amtierenden Fürsten durch das Konsistorium geleitet.

Die Landeskirche verabschiedete 1921 nach dem Wegfall des landesherrlichen Kirchenregiments eine Kirchenverfassung. Das Gebiet um Pyrmont wurde 1922 der preußischen Provinz Hannover angegliedert. Der Rest der preußischen Provinz kam 1929 zu Hessen-Nassau. 1934 erfolgte unter nationalsozialistischem Druck die kirchliche Angliederung an die Evangelische Landeskirche in Hessen-Kassel.

Seit der Wiedervereinigung liegt die Landeskirche geographisch in der Mitte Deutschlands. Neben Nord- und Osthessen gehört das thüringische Schmalkalden dazu wie auch das Kinzigtal, das sich bis Hanau erstreckt.

Auch hier machen sich demografische Entwicklung und geringer werdende Mitgliedszahlen bemerkbar. Man versucht gegenzusteuern und fasste 2015 Beschlüsse, die die Zukunft der Kirche sichern sollen. Damit soll es gelingen, die finanziellen Rahmenbedingungen den zu erwartenden Ressourcen anzupassen. Der Prozess ist bis in das Jahr 2026 angelegt und betrifft alle gemeindlichen und landeskirchlichen Bereiche. Die inhaltliche und rechtliche Ausgestaltung der gefassten Beschlüsse liegt bei den Dezernaten im Landeskirchenamt. In entsprechenden Ausschüssen werden die Umsetzung und Entscheidungen erarbeitet und vorbereitet.

Kirchliches Leben
 

Grafik

Die Bestattungen liegen bis 1995 parallel zum evangelischen Durchschnitt, danach steigen sie etwas mehr als der evangelische Durchschnitt an.

Die Mitgliederzahlen sind seit der Jahrtausendwende um ca. 19 Prozent gesunken ebenso wie im EKD -Durchschnitt. Besonders seit 2013 sind die Austrittszahlen signifikant hoch. Neben anderen Gründen ist sicher die Änderung beim Kirchensteuereinzug durch die Banken ein Hauptgrund für viele, die Kirche zu verlassen. Insgesamt haben in den letzten 17 jahren ca. 73.000 Mitglieder diese Kirche verlassen.

Die Zahl der Konfirmationen ist ab den 1990er Jahren angestiegen, entsprechend der ca. 14 Jahre vorher ansteigenden Taufzahlen. Nach einem Absinken sind die Konfirmationen zwischen den Jahren 2008 und 2011 (wieder entsprechend der Taufen 14 Jahre zuvor) leicht angestiegen, jedoch beträgt der Gesamt-Rückgang seit der Jahrtausendwende bei beiden ca. ein Drittel.

In dem betrachteten Zeitraum seit 2000 besuchen nur noch etwa zwei Drittel die Gottesdienste, das sind inzwischen nur noch knapp 4 Prozent der Kirchenmitglieder. In vielen Landeskirchen ist im Jahr 2011 ein Anstieg der Gottesdienstbesucher zu verzeichnen, der jedoch 2012 fast wieder auf den Vorjahreswert zurückfällt.

Tabelle TA1
Tabelle TA2
Tabelle TR1
tabelle TR2

(SFE - aktualisiert 2019)