Kirchliches Leben Landeskirche in Braunschweig 1980 - 2017
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig gehört zu den 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Im Jahr 2017 hat die Landeskirche 334.951 Gemeindeglieder (ca. 41 Prozent der Bevölkerung) in 385 Gemeinden, die in zwölf Propsteien zusammengefasst sind. Der Braunschweiger Dom St. Blasii ist die Hauptkirche und Hauptpredigtstätte des Landesbischofs. Insgesamt unterhält die Landeskirche rund 480 Kirchen und Kapellen.
Das Gebiet der Landeskirche in Braunschweig umfasst den Hauptteil des ehemaligen Freistaates Braunschweig, der bis 1946 bestand und danach im Land Niedersachsen aufging. Die braunschweigischen Gebietsteile um Blankenburg im Harz und Calvörde gehörten danach zur DDR und wurden 1992 nach der Wiedervereinigung zurückgegliedert.
Die Geschichte der Landeskirche ist untrennbar mit der des Landes Braunschweig verbunden, welches mehrmals aufgeteilt und wieder zusammengeführt wurde. Die Grenzen und die Bezeichnungen wechselten mehrmals. Von 1814 an hieß es Herzogtum Braunschweig.
Geschichte
1568 hatte das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel endgültig die Reformation nach lutherischem Vorbild eingeführt. Große Bedeutung für das Land Braunschweig hatte die im 16. Jhd. von Herzog Julius gegründete welfische Universität Helmstedt, die bis 1810 bestand und die erste protestantische Neugründung einer Universität in Norddeutschland war.
1704 wurden auch andere Bekenntnisse, wie die inzwischen bestehende reformierte Gemeinde sowie wieder neu entstandene katholische Gemeinden, toleriert. 1754 wurde die Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt.
Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Land nochmals vergrößert. 1807 wurde es dem Königreich Westphalen zugeschlagen. 1814 wurde Braunschweig-Wolfenbüttel als Herzogtum Braunschweig wiederhergestellt. Oberhaupt der Kirche im Herzogtum Braunschweig war der jeweilige Herzog als summus episcopus. Die Verwaltung der Kirche oblag dem Konsistorium in Wolfenbüttel.
Unter dem herzoglichen Konsistorium bestanden seit 1830 sechs Kirchenkreise, die jeweils von einem Generalsuperintendenten geleitet wurden, sowie die Parochie Thedinghausen, die aus nur zwei Pfarren bestand und zu keiner Generalinspektionen gehörte.
Nach dem Ersten Weltkrieg (Wegfall des Landesherrlichen Kirchenregiments) wurde die Braunschweigische Landeskirche selbständig und erhielt 1922 eine neue Verfassung. Seither steht der Landesbischof an der Spitze. Träger der Kirchengewalt ist der neu eingerichtete Landeskirchentag.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig Gründungsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. 1968 wurde durch einen Beschluss der Synode die Ordination von Pfarrerinnen ermöglicht. 1971 schloss sie sich der neu gegründeten Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen an.
Kirchliches Leben
Für die Landeskirche Braunschweig verändern sich die dargestellten Ereignisse des kirchlichen Lebens (Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Bestattungen) in ähnlicher Weise wie in der gesamten EKD.
Die Taufen pro 1.000 Kirchenmitglieder verringern sich von 16 Taufen (1964) auf ca. 8 Taufen (seit 2004), mit einem Trend nach unten. Im Jahr 2017 sind es nur noch reichlich 7 Taufen pro 1.000 Mitglieder. Allein seit dem Jahr 2000 sind die Zahlen der Taufen und Konfirmationen um reichlich 40 Prozent zurückgegangen. Allerdings hatten die Konfirmationen ein Zwischenhoch in den Jahren 2000 bis 2011, wo jährlich ca. 11 Prozent der Mitglieder an der Konfirmation teilnahmen.
Die Trauungen verringern sich parallel zu den EKD-Zahlen. Von knapp 8 Trauungen (pro 1.000 Mitglieder) im Jahr 1960 hat sich die Zahl auf etwa 2 (2017) eingepegelt.
Die Zahl der kirchlichen Bestattungen liegt beständig über dem EKD-Durchschnitt, näherte sich aber Ende der 1980er und 1990er Jahre an, fällt sogar leicht darunter. Seit dem Jahr 2000 steigt die Anzahl prozentual an. Dies könnte bedeuten, dass sich wieder mehr Menschen zum Lebensende der Kirche zuwenden oder die Angehörigen ein festliches Ritual für den Abschiedsakt wollen.
Auch die Austrittswellen, die ursprünglich die Katholische Kirche betrafen (Missbrauchsskandal und Verschwendung), sind auch hier nicht spurlos vorüber gegangen. Die Austrittszahlen sind im Jahr 2014 signifikant gestiegen. Für den sprunghaften Anstieg ist vermutlich die Änderung im Steuergesetz bezüglich der Einbehaltung der Kirchensteuern durch die Banken verantwortlich. Die bisher Unentschlossenen oder aus Gewohnheit in der Kirche gebliebenen könnten dies als Anlass benutzt haben, endgültig der Kirche den Rücken zu kehren. Zudem dürfte auch die vermeintliche Verquickung zwischen Banken und Kirche einige unangenehm berührt und zum Austritt bewegt haben. Gegenüber den Jahren 2010 - 2013 ist die Anzahl derer, die der Kirche den Rücken gekehrt haben auf das Doppelte gestiegen. Seit 2012 sind jährlich ca. 1 Prozent der Mitglieder ausgetreten, insgesamt seit 2000 14 Prozent (54.000 Mitglieder).
Seit 2000 hat die Landeskirche Braunschweig ca. 23 Prozent Mitglieder weniger. Zu den hohen Austrittszahlen kommen auch viele Sterbefälle. Bei den evangelisch Bestatteten liegt die Landeskirche über dem Durchschnitt mit steigender Tendenz, was auf eine Überalterung der Mitgliedieder schließen lässt.
Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist auf unter 3 Prozent gesunken.
SFE - aktualisiert 2019