Kompetenz der Kirche in moralischen Fragen, 1981
Auf die Frage: „Glauben Sie ganz allgemein, dass die Kirche in unserem Land Antwort auf moralische Probleme und Nöte des einzelnen geben kann?“ - es geht also um die Kompetenz der Kirche für die persönliche Moral der Befragten im Alltag - entspricht die Grundverteilung in der Abfolge der Länder Eurpoas den hinlänglichen Erwartungen: je katholischer der Alltag, desto größere Bedeutung wird der Kirche zugesprochen, je mehr evangelisch, desto geringer. Das Maß der Kompetenzzuweisung ist insgesamt gering. Nur in der katholischen Republik Irland ist die Mehrheit der Befragten der Meinung, dass die Kirchen dem Einzelnen eine kompetente Antwort hinsichtlich der Moral geben können.
Für alle Staaten des damaligen „Europa“ gilt zudem, dass die jüngeren Altersgruppen der Kirche diese moralische Kompetenz in geringerem Maße zusprechen als die älteren Jahrgänge.
Geht man nicht davon aus, dass der Mensch mit dem Älterwerden die moralische Kompetenz der Kirchen mehr anerkennt, sondern dass Weltsichten in den jüngeren Lebensjahren geformt werden, und dann ziemlich stabil bleiben, zeigt sich in der kontinuierlichen Veränderung über die Altersgruppen hinweg der historische Verlauf einer „Entkirchlichung“ großen Ausmaßes.
Am umfangreichsten ist dieser Kompetenzverlust in der Republik Irland (48 Prozentpunkte Differenz), in der Bundesrepublik Deutschland (41) und in Spanien (40). In Schweden, Frankreich, Belgien und Dänemark ist der Rückgang (29) durchschnittlich, während Großbritannien (25). Italien (23) und die Niederlande (21) geringere Kompetenzverluste zeigen.
Dieser Generationswandel zeigt sich zwar auch in den USA (folgende Tabelle), ist dort aber - auf einem für Europa nicht feststellbaren hohem Niveau - weniger stark ausgeprägt.