EKD: Taufe und Konfirmation
Im Zusammenfügen von Zahlen der Täuflinge und den Konfirmierten sollen, so ist der einfache Bezug, Tendenzen anschaulich werden, wie z.B. die Frage: „Wie viele der Täuflinge gehen später auch zur Konfirmation?“ Die Beantwortung dieser Frage ist nicht nur ein Indikator für die Bindungsfähigkeit der EKD-Landeskirchen sondern auch eine kirchenrechtliche Frage: „Wer ist Kirchenmitglied?“ (Eine Frage, die für die katholische Kirche in Deutschland sowie für die katholische Kirche in Österreich bereits geklärt wurde.) Allerdings setzt die EKD eigenartige Vergleiche, die auf eine Realitätsverweigerung hindeuten.
Von Carsten Frerk.
Der Kern dabei ist, dass die Taufe (auf Veranlassung der Eltern) nur gleichsam die erste Hälfte für eine Kirchenmitgliedschaft darstellt und die Konfirmation, der das 14-Jährige, kirchenrechtlich erwachsen gewordene Kind, als Jugendlicher selber zustimmt, ist die zweite Hälfte, die eine Kirchenmitgliedschaft zustande bringt. Fehlt diese zweite Hälfte der Konfirmation ist eine Glaubens- bzw. Kirchenmitgliedschaft nach evangelischer Auffassung nicht zustande gekommen. So schreibt die EKD: „Die Konfirmanden bekräftigen damit ihre Aufnahme in die christliche Gemeinde, die zuvor mit der Taufe, meist im Säuglingsalter, geschehen ist. Im Alter von 14 Jahren sind die Jugendlichen religionsmündig und erhalten damit alle Rechte innerhalb der evangelischen Kirche.“ Oder: „So wie der Täufling als Säugling in die Gemeinde aufgenommen wurde, bedeutet die Konfirmation dessen Aufnahme als mündiges Gemeindemitglied.“
Auch wenn in den evangelischen Denominationen nur die Taufe als Sakrament gilt, mit dem ein Kind in die christliche Gemeinde aufgenommen wird, und die Konfirmation durchaus umstritten ist, besteht in der lutherischen Mehrheit die zitierten Auffassung, dass der Getaufte mit der Konfirmation mündiges Gemeindemitglied wird.
Das müsste als Konsequenz haben, dass die Landeskirchen diesen nicht-konfirmierten Täuflingen freundlich Adé sagen und sie u. a. aus der Kirchensteuerpflicht entlassen. Das geschieht jedoch nicht.
Wie hoch der Anteil der Nicht-Konfirmanden unter den Täuflingen ist, lässt sich annähernd feststellen. In den EKD-Statistiken zu Äußerungen des kirchlichen Lebens sind seit 1997 detaillierte Zahlen dazu veröffentlicht
Dabei ist zu beachten, dass es im Evangelischen eine hohe Anzahl von „Erwachsenentaufen“ gibt. Eine rechnerische Beziehung gibt es aber nur zwischen der Anzahl der Täuflinge im Jahr X und den 14 Jahre später Konfirmierten im Jahr X+14.
Die Täuflinge eines Jahrgangs werden detailliert aufgeschlüsselt und damit wird deutlich, dass – bei Stichproben für 2002 und 2015 -, 9,5 Prozent der Taufen „Erwachsenentaufen“ sind, von denen Dreiviertel (74 bzw. 75 Prozent) Taufen anlässlich der Konfirmation darstellen, die an allen Taufen des Jahrgangs einen Anteil von 7 Prozent haben.
Um die Frage zu beantworten: „Wie viele der Täuflinge haben an der Konfirmation teilgenommen?“ müssen jetzt die Zahlen der Konformierten um die Zahlen der erst anlässlich der Konfirmation Getauften reduziert werden. (Dabei bleiben die weiteren 2,5 Prozent der anderen Erwachsenentaufen unberücksichtigt, d. h. die „Konfirmationsquote“ ist noch etwas geringer als hier dargestellt.)
In der Tabelle (deren Zahlen so differenziert erst seit 1997 vorliegen) und die sich auf sechs Jahrgänge beschränkt (da die Zahlen der Konfirmierten für 2017 noch nicht vorliegen) zeigt sich, dass der Anteil der Nicht-Konfirmierten von 12,5 auf 19,3 Prozent ansteigt.
Die grafische Darstellung verdeutlicht, dass diese Anteile – im Zeitversatz – parallel zueinander verlaufen.
Es ist beachtlich, mit welcher Akribie die Landeskirchen der EKD, detaillierte Statistiken zu verschiedenen Facetten des kirchlichen Lebens erfassen und (zwei Jahre später zum Bezugsjahr) publizieren. Das ist die eine Seite. Die andere Seite sind Zusammenstellungen, die einen direkten Bezug zwischen zwei Kasualien im gleichen Jahr herstellen (sollen), wie z. B. zwischen Taufen und Konfirmationen.
Statistik und Realitätsverweigerung
Bis zum Jahr 2002 werden von der EKD in den „Äußerungen des kirchlichen Lebens“ Tabellen veröffentlicht, die „Konfirmierte im Vergleich zu den Getauften im Jahr X“ darstellen. Hier für 2002:
Zu der Überraschung, dass in allen westlichen Landeskirchen (außer in Bremen) die Zahl der Konfirmanden höher liegt als die Zahl der Täuflinge heißt es in der Fußnote 2: „Werte von über 100 % kommen u. a. dadurch zustande, dass Personen konfirmiert wurden, die in einer anderen Landeskirche oder außerhalb der Bundesrepublik getauft und folglich auch nicht in der jeweiligen Taufstatistik berücksichtigt sind.“
Das Problem wurde zwar gesehen, aber nicht erkannt. Nicht die Zahl der Täuflinge war zu gering, sondern im Gegenteil, die Zahl der Konfirmierten zu hoch, da die Konfirmierten mit „Erwachsenentaufen“ in den Vergleich mit den Kindertaufen einbezogen wurden.
Ab dem Berichtsjahr 2003 wird die Darstellung auf drei Spalten verschlankt und zudem nur auf die Konfirmanden/Konfirmierten begrenzt.
Diese Darstellung wird auch in der aktuellsten Ausarbeitung für 2016 beibehalten:
Die inkludierte Absicht ist die gleiche wie in den falschen Berechnungen der Bezugsgrößen zwischen Kindertaufen und Konfirmierten. Nun wird eine Zahl (Konfirmanden zum Jahresende) mit einer aus dem Frühjahr des gleichen Jahres (für Konfirmierte, nach Ostern) nebeneinander gestellt. Die erste Zahl ist weitestgehend die höhere Zahl und inkludiert die Botschaft: „Seht, die (Teilnehmer-)Zahlen steigen (wieder)!“ Aber auch das entspricht nicht der Realität, da der sachliche Bezug entweder die jeweilige Zahl der Konfirmanden zum Jahresende oder die jeweilige Zahl der Konfirmierten des Vorjahres nebeneinander gestellt werden müssten.
Daraus ergibt sich, dass in den vier dargestellten Jahre sowohl bei den Konfirmanden (zum Jahresende) wie bei den Konfirmierten (rund 6 Monate später) die absoluten Zahlen über die Jahre kontinuierlich sinken und von Jahresende bis zur Konfirmation sich jeweils rund 5 Prozent der Konfirmanden nicht konfirmieren lassen. Gilt es, diese Informationen zu vermeiden?
(CF)