Nicht-Religionszugehörige im Vereinigten Königreich
Der Anteil derjenigen, die sich im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland keiner Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen, hat mit 53 Prozent den bisher höchsten Anteil in der Bevölkerung erreicht, d. h. die klare Mehrheit der Bevölkerung im Vereinigten Königreich ist 2016 erstmals ohne eine Religionszugehörigkeit.
In der Auswertung des British Social Attitudes Surveys 2016 konnte das britische Büro für Nationale Statistik seine Zeitreihe (seit 1986) zu der Religionszugehörigkeit aktuell fortschreiben. Gefragt wird in den nationalen Umfragen: „Betrachten Sie sich als einer bestimmten Religion zugehörig?“ Falls ja: “Welcher?“ (“Do you regard yourself as belonging to any particular religion?” If Yes: „Which?“)
Im Unterschied zu Deutschland, wo für die Religionsgemeinschaften mit Körperschaftsstatus die formale Mitgliedschaft gefragt wird – egal ob man sich selbst als gläubiges Mitglied betrachtet oder nicht – wird im Vereinigten Königreich nach dem persönlichen Selbstverständnis einer Zugehörigkeit gefragt, egal, ob man getauft wurde oder nicht.
In Schottland war dieser Wert von 50 Prozent Nicht-Religionszugehörige bereits 2015 erreicht worden, ebenso wie in England und Wales, wo es seit 2014 mehr „Nones“ als Christen gab.
Dieser Wert ist nun 2016 für das gesamte Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland festgestellt worden.
Drei Zeitpunkte
Die Entwicklung ist recht kontinuierlich – mit normalen Abweichungen. 1993 gab es im Vereinigten Königreich mehr Personen ohne Religionszugehörigkeit als Anglikaner (37 zu 32 Prozent). 2006 sank der Anteil aller Christen erstmals (mit 48 Prozent) unter die 50-Prozent-Marke. 2009 stellten die „Nones“ (mit 51 Prozent) erstmals die Mehrheit, was dann leicht geringer variierte, um 2016 dann klar (mit 53 Prozent) über der 50-Prozent-Marke anzukommen.
Eine besondere Rolle spielen dafür die geringer werdenden Anteile derjenigen, die sich als Anglikaner vestehen.
Zeitachse / Altersgruppen
Die Betrachtung dieser Entwicklung an fünf Messpunkten - im Verlauf der vergangenen 30 Jahre - zeigt, dass zwei Faktoren zusammenkommen. Der Hauptgrund dafür ist, dass jede nachfolgende Altersgruppe weniger religiös ist als die vorherige, statt dass die Menschen ihre religiösen Überzeugungen ändern, wenn sie älter werden. So wie dann ältere, religiösere Altersgruppen sterben, werden sie durch weniger religiöse ersetzt, und das Gesamtniveau der religiösen Zugehörigkeit im Vereinigten Königreich nimmt allmählich ab.
Durch diese ‚nachwachsenden‘ sich immer weniger mit einer Religion identifizierenden Altersgruppen erscheint diese Entwicklung bislang als nicht umkehrbar.
Diese Bedeutung der ‚nachwachsenden‘ jüngeren Altersgruppe verdeutlicht auch eine Auswertung für das Jahr 2016 und der Frage, wie sich im Vergleich der Altersgruppen die Anteile der Religionszugehörigkeiten verändert haben.
In der jüngsten Altersgruppe fühlen sich 3 Prozent der 18-24-Jährigen mit der Church of England verbunden, in der ältesten Altersgruppe der über 75-Jährigen sind es 40 Prozent. Die römischen Katholiken erscheinen – auf einem niedrigen Niveau – bisher relativ stabil in ihrem Anteil zu sein. Die anderen kleineren christlichen Religionsgemeinschaften haben ebenfalls bei den Jüngeren geringere Anteile als bei den Älteren. Bei den Nicht-Christen lieg der höchste Anteil (mit 12 Prozent) bei der Altersgruppe der 35-44-Jährigen. Der Anteil der Nicht-Religionszugehörigen hat sich von den Älteren (27 Prozent) bei den Jüngsten (71 Prozent) gleichsam ‚auf den Kopf‘ gestellt.
(CF)