Kirchliches Leben Evangelische Landeskirche Baden 1960 - 2017
Die Evangelische Landeskirche in Baden ist eine von 20 Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Kirche hat etwa 1,156 Millionen Gemeindeglieder (2017) in rund 495 Kirchengemeinden. Hauptkirche ist die Stadtkirche Karlsruhe. Die Landeskirche unterhält eine Evangelische Akademie in Bad Herrenalb und ist der Träger der Evangelischen Fachhochschule in Freiburg (EFH Freiburg).
Das Gebiet der Landeskirche umfasst im Wesentlichen das ehemalige Land Baden, das bis 1945 bestand und seit 1952 zusammen mit dem ehemaligen Land Württemberg sowie den ehemals preußisch-Hohenzollernschen Gebiet das Land Baden-Württemberg bildet. Seit der Kreisreform 1973 ist das Kirchengebiet nicht mehr deckungsgleich mit den badischen Regierungsbezirken Karlsruhe und Freiburg.
Geschichte
Im Jahre 1556 führte der Markgraf von Baden-Durlach in seinem Markgrafschaft die Lutherische Reformation ein. Der Markgraf, bzw. der Großherzog von Baden war damit Oberhaupt der Landeskirche, d. h. der jeweilige Herrscher vereinigte die weltliche und die kirchliche Macht. Die bisherigen katholischen Bischöfe hatten keine Rechte mehr. Die benachbarte Markgrafschaft Baden-Baden führte zunächst ebenfalls die Reformation ein, wechselte mehrmals und blieb seit 1622 katholisch. 1771 wurden unter Herrschaft von Baden-Durlach diese beiden Richtungen vereinigt und nannte sich Markgrafschaft Baden. Damit vergrößerte sich auch das Gebiet der Badischen Landeskirche entsprechend.
Baden wurde 1803 Kurfürstentum und 1806 Großherzogtum, das bis 1945 Bestand hatte. Vom benachbarten Württemberg kamen viele lutherische Gemeinden, reformierte Gemeinden (der Kurpfalz), sowie katholische Gemeinden (Südbaden, Raum Freiburg) dazu. Der Großherzog war damit ab 1806 Oberhaupt von zwei protestantischen Kirchen, einer lutherischen Kirche und einer reformierten Kirche. Bereits 1803 bereitete der Kurfürst Karl Friedrich die Vereinigung der protestantischen Kirchen vor.
Von Seiten der Gemeinden kam ebenfalls der Wunsch, die Kirchen zu vereinigen, was 1821 erfolgte. Es entstand die Vereinigte Evangelisch-protestantische Kirche im Großherzogtum Baden. Sie war damit nach der Evangelischen Kirche in Preußen und der Vereinigten protestantisch-evangelisch-christlichen Kirche der Pfalz (Pfälzische Landeskirche) eine der ersten unierten Landeskirchen Deutschlands (Unierte Kirche) und nach der Pfalz die zweite Kirche, in der eine Bekenntnisunion durchgeführt wurde.
Am Ende des Ersten Weltkriegs musste der Großherzog von Baden abdanken. Die Landeskirche verabschiedete daher 1919 eine neue Verfassung, wonach der Prälat und der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats künftig die Kirche leiteten. Die Landeskirche gab sich dabei den geänderten Namen Vereinigte Evangelisch-protestantische Landeskirche Badens. 1933 wurde das Amt des Präsidenten und des Prälaten abgeschafft und für beide Funktionen der Landesbischof eingesetzt.
Amtshandlungen
In allen vier erfassten Äußerungen des kirchlichen Lebens (Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Bestattungen) folgen die Zahlen pro Kirchenmitglieder der Landeskirche zwar dem allgemeinen Trend, weisen jedoch für alle vier Ereignisse „bessere” Zahlen auf als für die gesamte EKD. Insgesamt hat die Landeskirche Baden seit dem Jahr 2000 13 Prozent ihrer Mitglieder verloren.
Bei Taufen und Trauungen sind es - trotz einer zwischenzeitlichen Annäherung an die EKD-Werte – in der Landeskirche Baden häufigere Ereignisse als im Durchschnitt. Bei den Bestattungen liegen die Zahlen dagegen unter dem Durchschnitt der gesamten EKD.
Im Zeitraum von 1980 - 1994 weist die Landeskirche Baden bei den Mitgliederzahlen einen stetigen leichten Zuwachs von ca. 2,4 Prozent auf. Danach sinken die die Zahlen ebenso stetig. Zwischen 2000 und 2017 ist die Mitgliederzahl nur um ca. 13 Prozent gesunken und hat den Stand von Anfang der 1960er Jahre erreicht. Im Vergleich dazu sind in der gesamten EKD im Durchschnitt im gleichen Zeitraum 19 Prozent weniger Mitglieder zu verzeichnen. Bei den Taufen und Trauungen sind die Rückgänge der Zahlen in etwa gleicher Größenordnung zur gesamten EKD zu verzeichnen (Taufen minus 26 Prozent gegenüber minus 31 Prozent in der EKD, Trauungen minus 37 Prozent zu minus 38 Prozent in der EKD). Die Anzahl der Konfirmationen ist nach einem Anstieg kurz nach der Jahrtausendwende wieder um ca. 30 Prozent zurückgegangen.
Gegenüber der Jahrtausendwende besuchen nur noch zwei Drittel den sonntäglichen Gottesdienst. Dies entspricht auch dem Durchschnitte der EKD.
Anmerkung:
Für den sprunghaften Anstieg der Austrittszahlen im Jahr 2014 ist vermutlich die Änderung im Steuergesetz bezüglich der Einbehaltung der Kirchensteuern durch die Banken verantwortlich. Die bisher Unentschlossenen oder aus Gewohnheit in der Kirche gebliebenen könnten dies als Anlass benutzt haben, endgültig der Kirche den Rücken zu kehren. Zudem dürfte auch die vermeintliche Verquickung zwischen Banken und Kirche einige unangenehm berührt und zum Austritt bewegt haben. Kirchen werfen zwar den Banken und Sparkassen vor, sie hätten ihre Kunden zum Austritt animiert, aber dafür gibt es bisher keine Belege.
Geänderte Version 2019 SFE