Konfessionen im 118. US-Kongress
Fowid-Notiz: Die religiöse Zusammensetzung der politischen Gremien ist auch in der Hinsicht von Bedeutung, ob sich die Bevölkerung darin repräsentativ wiederfinden kann. PEW hat diesen Aspekt untersucht und das Ergebnis für den US-Kongress (mit 534 Mitgliedern) ist eindeutig: Die Konfessionsfreien in den USA (29 Prozent der Bevölkerung) sind dort im Senat mit einer Senatorin (0,2 Prozent) so gut wie nicht existent. Im „Haus“ ebenso: Es gibt einen Abgeordneten, der sich als „Humanist“ bezeichnet.
Das PEW Research Center recherchiert regelmäßig die religiöse Zusammensetzung der Mitglieder des US-Kongress, z. B. 2017 („115. US-Kongress und die Religion der Mitglieder“). Die Ergebnisse seiner Recherche zur religiösen Zusammensetzung des aktuellen 118. US-Kongress wurden jetzt unter dem Titel „Faith on the Hill“ publiziert.
Ein Blick zurück, ins Jahr 2008, als die Bundeszentrale für politische Bildung über den Satz „In God we trust“ reflektierte und schrieb: „God´s Own Country.“
„Seit den Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs Mitte des 19. Jahrhunderts wurde begonnen, Geldstücke mit diesem Slogan zu prägen. 1957 beschloss der US-Kongress den Satz nicht nur auf jeden Geldschein zu drucken, sondern zum offiziellen nationalen Motto zu machen. Die Sowjets sollten wissen, dass höhere Mächte für die Amerikaner im Kalten Krieg wirkten. Der Satz ist jedoch keine hohle Phrase: Die Menschen in den USA vertrauen in der Tat mehrheitlich auf Gott. 2008 glaubten laut einer Gallup-Umfrage 78 Prozent der US-Amerikaner an Gott, weitere 15 Prozent an einen „universalen Geist“. Und jeder Zweite besucht zudem mindestens einmal die Woche ein Gebetshaus – davon können die Kirchen in Deutschland nur träumen.“
2018 wurde aus säkularer Sicht freudig festgestellt: „USA: Humanistische Kongress-Abgeordnete bilden eigene Parlamentariergruppe“. Als Zahl: Es waren 4 von den 435 Mitgliedern des Abgeordnetenhauses.
Das ist jedoch in einem Land bemerkenswert, in dem (2021) 15 Prozent der Befragten in einer PRRI-Umfrage „Understanding QAnon’s Connection to American Politics, Religion, and Media Consumption“ sich dazu bekannten, dass „die Regierung, die Medien und die Finanzwelt in den USA von einer Gruppe satansverehrender Pädophiler kontrolliert werden, die einen weltweiten Kindersexhandel betreiben.“
Im Januar 2021 hatte die KNA (Katholische Nachrichten-Agentur) anlässlich des Jahrestages des Sturms auf das Kapital 2020 kommentiert: „Amerikas Gotteskrieger“ und vor einer demokratiegefährdenden „religiösen Rechten“ gewarnt:
„These: Der christliche Nationalismus ‚tauchte nicht erst mit Donald Trump auf der politischen Bühne auf‘. Er habe tiefe Wurzeln in den USA. Wie alle rechten Bewegungen lebt auch der christliche Nationalismus dort von einer Art Opferkult. Trump bediente das tief sitzende Gefühl der Fundamentalisten, in einer Art Belagerungszustand zu leben.
Um nach dieser ‚inneren Logik zu funktionieren‘, brauchen ‚Amerikas Gotteskrieger‘ in der Erzählung Brockschmidts immer neue Feindbilder. Schließlich gehe es ‚um Macht, und zwar in erster Linie um politische Macht‘. Dabei scheuten sie auch keinen Konflikt mit der Verfassung. Die gebetsmühlenhaft vorgetragene Forderung nach Religionsfreiheit verfolge das Ziel, die Privilegien des weißen Christentums in den USA zu sichern.“
Die Entwicklung der Religionslandschaft in den USA zeichnet sich insgesamt dadurch aus, dass der Anteil für „Konfessionsfreie in den USA, 2020“ mit 23 bis 26/29 Prozent beziffert wird und es 2021 hieß: „USA – Kirchenmitglieder unter 50 Prozent“.
Vor diesem Hintergrund könnte man also Veränderungen in der religiösen Zusammensetzung des Kongresses erwarten, die jedoch nicht feststellbar sind. Seit 1990 hat sich der Anteil der Christen insgesamt nur marginal verändert / verringert.
Im gesamten Kongress (434 Mitglieder des Abgeordnetenhauses und 100 im Senat) gibt es nur eine konfessionsfreie Senatorin und einen Abgeordneten, der sich als „Humanist“ bezeichnet. Die angesprochene Nähe der Republikaner zur „religiösen Rechten“ und der „QAnon-Verschwörungs-Bewegung“ zeigt sich auch in ihrem geringen religiösen Pluralismus: 99 Prozent der Republikaner im Kongress sind Christen (gegenüber 76 Prozent bei den Demokraten) und außer zwei jüdischen Abgeordneten im „Haus“ gibt es keine anderen Mitglieder von Religionsgemeinschaften in ihren Reihen.
Diese religiösen Mehrheiten sind in den USA jedoch nicht ungewöhnlich. Nach einer Klärung von Gallup (April 2022), in „The Religion of the Supreme Court Justices”, sind von den neun Richterinnen und Richtern des Obersten Gerichtshofs sechs katholisch, zwei protestantisch und einer ist jüdischen Glaubens.
Vergleicht man diese Verteilungen im US-Kongress mit den Konfessionen der MdBs im Deutschen Bundestag, so entsprechen die Verteilungen eher den Anteilen in der Bevölkerung – allerdings nur, wenn man die vielen MdBs „ohne Angabe“ zu den „Nicht-Religiösen“ zählt.
Unter den Mitgliedern der Bundesregierung sind nur der Bundeskanzler und ein Staatsminister erklärtermaßen „konfessionslos“.
(CF)