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Heute, als Erwachsene, Kircheneintritt? 2025

Der Kircheneintritt beginnt kirchenrechtlich mit der Taufe. In der EKD erfolgen 92 Prozent als Kindestaufe. Auch innerhalb der katholischen Kirche wird die Rechtsverpflichtung von „religionsunmündigen Personen“ nicht angezweifelt. Wahrscheinlich hätten die Kirchen deutlich weniger Mitglieder, würden sie nicht auf die Kindstaufe zurückgreifen. Dies geht auch aus einer aktuellen Umfrage hervor, die im Auftrag von fowid durchgeführt wurde.

1. Umfrage 2025
2. Vergleich der Umfragen 2025 und 2005
     2.1. Insgesamt
     2.2. Religionsgemeinschaften/Kirchen
     2.3. Frauen / Männer
     2.4. Altersgruppen
3. Ost-West-Vergleich, 2025 und 2005
4. Parteipräferenzen 2025
5. Fazit

1. Umfrage 2025

Im Oktober 2025 wurden die Kirchenmitglieder in Deutschland befragt: „Würden Sie heute, als Erwachsener in die Kirche eintreten?“ 16 Prozent sagen „sicher“, 23 Prozent „wahrscheinlich“, also zusammen 39 Prozent. 53 Prozent hingegen würden als Erwachsene „wahrscheinlich nicht“ (33 Prozent) oder „sicher nicht“ (20 Prozent) in die Kirche eintreten. Dieses Ergebnis ist mit Blick auf eine ähnlich gelagerte Umfrage aus dem Jahr 2005 bemerkenswert, zumal über 9 Millionen Bürgerinnen und Bürger in den letzten beiden Jahrzehnten aus der Kirche ausgetreten sind (siehe hierzu die Ausführungen in den Kapiteln 2 und 5).

In einer Unterteilung von Religionsgemeinschaften und Altersgruppen ist für beide Kirchen gemeinsam, dass die jungen Erwachsenen (16-29 Jahre) die einzige Altersgruppe sind, bei denen die Eintrittswahrscheinlichkeit höher ist als die Anteile derjenigen, die nicht wieder Kirchenmitglied werden würden.

Das gilt sowohl für die EKD-Evangelischen wie die römischen Katholiken.

Die Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten lassen sich am besten verdeutlichen, wenn man die 4er-Skala der Antwortmöglichkeiten zu „Ja“ (die Kirchennahen) bzw. „Nein“ (die Kirchenfernen) dichotomisiert.

Bei den Jüngeren sind die Katholiken kirchennäher (Differenz +9 Prozentpunkte) als die Evangelischen (+3). Bei den Evangelischen finden sich die Kirchenfernen in den Altersgruppen der 30-44-Jährigen (-26) und den 45-59-Jährigen (-41). Bei den römischen Katholiken sind es die beiden älteren Gruppen der 45-59-Jährigen (-26) sowie der 60-Jahre-und Älteren (- 21 Prozentpunkte).

Bei den Verteilungen nach Religionszugehörigkeit sowie Frauen/Männern, sieht es in der 4er-Skala (sicher/wahrscheinlich/wahrscheinlich nicht/sicher nicht) recht ähnlich aus.

Fasst man die Antworten wieder dichtotom als „Ja“ bzw. „Nein“ zusammen, werden die Unterschiede deutlicher.

Bei den EKD-Evangelischen sind die Antworten der Frauen und der Männern ähnlich und statistisch nicht signifikant anders: Jeweils ein gutes Drittel würde in eine Landeskirche eintreten, gut die Hälfte würden es nicht. Dabei sind die Frauen etwas ‚kirchenferner‘ als die Männer.

Bei den römischen Katholiken zeigt sich hingegen ein signifikanter Unterschied zwischen den weiblichen und den männlichen Kirchenmitgliedern. Während bei den katholischen Männern die „Ja“/“Nein“-Antworten ähnlich groß sind, würden nur ein Drittel der katholischen Frauen heute, als Erwachsene, in die katholische Kirche eintreten, rund 60 Prozent sagen „Nein“.


2. Vergleich 2025 zu 2005

2.1. Insgesamt

In der ersten fowid Umfrage war es 2005 um das gleiche Thema gegangen. Die Unterschiede in den Antworten von „Kirchennähe“ bzw. „Kirchenferne“ zeigen, dass in den 20 Jahren sehr viel geschehen ist.

2005 sagten von allen Kirchenmitgliedern knapp zwei Drittel (62 Prozent), dass sie als Erwachsene (wieder) in die Kirche eintreten würden, 2025 sind es zwei Fünftel (39 Prozent). der Schwerpunkt der Antworten hat sich von „Sicher“ (2005) auf „Wahrscheinlich nicht“ (2025) verschoben.

Setzt man die Umfragedaten in Kreisdiagramme um, zeigt sich besonders deutlich, wie stark sich die Mehrheitsverhältnisse in den letzten 20 Jahren verändert haben:


 

2.2. Nach Religionsgemeinschaften/Kirchen

Die Unterschiede zwischen den EKD-Evangelischen und den römischen Katholiken sind in beiden Befragungen nicht statistisch signifikant. In der Umfrage von 2005 war die Mehrheit der Befragten sicher, auch als Erwachsene in die Kirche einzutreten.

2025 hat sich in beiden Kirchen die Mehrheit auf „Wahrscheinlich nicht“ (34 bzw. 32 Prozent) verschoben. Mehr als die Hälfte der Kirchenmitglieder (54 bzw. 53 Prozent) würde „Nein“ zu einem jetzigen Kircheneintritt sagen.

2.3. Frauen / Männer

2005 haben zwei Drittel (66 Prozent) der Frauen bekundet, auch als Erwachsene in die Kirche einzutreten, 2025 sind es nur noch ein Drittel (36 Prozent). Die Eintrittsbereitschaft hat sich zwar auch bei den Männern reduziert (von 56 auf 43 Prozent), sie ist aber 2025 signifikant höher als bei den Frauen (43 / 36 Prozent).

2.4. Altersgruppen

Gab es 2005 noch die klassische Altersabstufung „Je älter, desto kirchenverbundener“, sind sich die Verteilungen 2025 ähnlicher. Nur die jüngste Altersgruppe weist noch eine besondere ‚Kirchennähe‘ auf.


3. West-Ost 2005-2025

Hatten 2005 die Befragten in West-Deutschland noch eine stärkere Tendenz auch als Erwachsener in die Kirche einzutreten, so haben sich 2025 die Tendenzen angeglichen. Es besteht kein Unterschied bei den Kirchenmitgliedern in West und Ost über einen Kircheneintritt auch als Erwachsener: die Mehrheit würde nicht mehr in die Kirche eintreten.


4. Parteipräferenzen 2025

Die Befragten mit Parteipräferenzen für die CDU/CSU sowie für die SPD sind am unentschlossensten und befinden sich 2025 mit jeweils 68 Prozent in der Mitte der „Wahrscheinlichkeiten“.

Die Befragten mit Parteipräferenz für Bündnis90/Die GRÜNEN haben mit 7 Prozent den geringsten Anteil von denen, die „sicher“ auch als Erwachsene in die Kirche eintreten würden und gleichzeitig den höchsten Anteil (17 Prozent „Weiß nicht/Keine Antwort“), die unentschieden sind.

Die befragten Kirchenmitglieder mit AfD-Präferenz äußern sich widersprüchlich. Einerseits zeigen sie (mit 63 Prozent) die größte Entschlossenheit, „wahrscheinlich nicht“ bzw. „sicher nicht“ als Erwachsene in die Kirche einzutreten, andererseits stellen sie (mit 19 Prozent dieser Gruppe) den höchsten Anteil der „Kirchennahen“.


5. Fazit

In den zwanzig Jahren zwischen 2005 und 2025 sind rund 9 Millionen Kirchenmitglieder aus den beiden Kirchen ausgetreten: 4,6 Mio. EKD-Evangelische, 4,5 Mio. römische Katholiken.

Die Annahme, dass damit die „Kirchenfernen“ die Organisationen verlassen haben und nur noch Mitglieder mit ‚festerem Glauben‘ Mitglieder sind, hat sich nicht bestätigt, im Gegenteil: Der Anteil der „Kirchenfernen“ ist von 35 Prozent (2005) auf 53 Prozent (2025) gestiegen.

Besonders verändert haben sich die älteren Jahrgänge, die 2025 in höheren Anteilen nicht (wieder) Mitglied in der Kirchen werden würden als vor zwanzig Jahren.

Bemerkenswert sind ebenfalls die Veränderungen bei den weiblichen Kirchenmitgliedern. Waren die Frauen 2005 noch die ‚sichere Bank‘ der Kirchen – zwei Drittel (66 Prozent) wären wieder in die Kirchen eingetreten –, so sind es 2025 nur noch ein Drittel (36 Prozent) der Kirchenmitglieder.

Die Ergebnisse der fowid-Umfrage ergänzen andere Umfragen zur Situation der beiden Kirchen in Deutschland: Die ALLBUS-Auswertungen wie „Kirchenmitglieder ohne Religion 1992-2023“, über die „Wichtigkeit von Kirche und Religion 2023“, sowie verschiedene Umfragen zum „Vertrauen in die Kirchen 1991-2024“ ebenso wie die IfD-Allensbach-Studie zu „Glaube und Kirche“ vom Februar 2025.

Die Verhaltensweisen der Frauen in den Kirchen schildern die Daten über die „Kirchenaustritte von Frauen“ und die Mitgliederverluste bei den katholischen Frauenverbänden („Katholische Verbände, 2023 und 2014“) innerhalb von zehn Jahren: Katholischer Deutscher Frauenbund – KDFB (Minus 28 Prozent) und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands -kfd (Minus 41 Prozent).

(Carsten Frerk)